Der 64-jährige Finne, der für zwei Jahre beim KEC unterschrieben hat, erklärte am Dienstag, was er von seinem Job in Köln erwartet.
Neuer KEC-Coach Kari Jalonen„Ich will keine Geschichten über die Kölner Haie hören“
Es gibt viele Anekdoten über die legendäre Wortkargheit der Finnen. Wer das Land kennengelernt hat, der weiß: Sich in einem Gespräch minutenlang anzuschweigen, ist dort nicht unhöflich, sondern üblich und nicht böse gemeint. In diesem Sinne ist Kari Jalonen, der neue Trainer der Kölner Haie, ein redseliger Finne.
Als der Verein den 64-jährigen, frisch ausgestattet mit einem T-Shirt des KEC, am Dienstagmorgen in der Haie-Kabine der Kölnarena 2 der Presse vorstellt, beantwortet er alle Fragen freundlich lächelnd mit sonorer Stimme, ohne Pausen - und fast eine Dreiviertelstunde lang.
Dass er sich auf den Job bei den Haien, die seine Verpflichtung am Montag bekannt gaben, sehr freut, wird schnell deutlich. „Ich hatte viele Gratulationsnachrichten auf meinem Handy, nicht nur aus Finnland, sondern von überall, aus der ganzen Welt. Ich habe ein gutes Gefühl, seit wir uns das erste Mal getroffen haben. Es ist neu, und ich mag Neues“, sagt Jalonen, der Coach in Finnland, Russland, der Tschechischen Republik und der Schweiz war.
Kari Jalonen: „Das pusht mich, die Dinge als Trainer so gut zu machen, wie ich nur kann. Deshalb bin ich hier“
„Mein Wunsch war es ein neues Land, eine neue Liga, einen neuen Verein kennenzulernen. Das habe ich meinem Agenten gesagt. Neue Spieler, neue Charaktere, eine neue Stadt.“ Es sollte einfach eine neue Herausforderung sein: „Denn das pusht mich, die Dinge als Trainer so gut zu machen, wie ich nur kann. Deshalb bin ich hier“, fügt Jalonen hinzu, der in Köln bis 2026 unterschrieben hat.
Beim SC Bern, den er von 2017 bis 2020 coachte und mit ihm zweimal die Meisterschaft gewann, lernte der Trainer ein wenig Deutsch, hatte dabei allerdings mit den Schweizer Besonderheiten zu kämpfen. „Ich hatte Deutsch-Unterricht, aber wenn ich rauskam, sprachen die Leute Dialekt, also Bern-Deutsch. Dadurch bin ich durcheinandergekommen und habe aufgehört“, berichtet er. So spricht er Englisch, die Verkehrssprache im Eishockey.
Dass der KEC seit 2002, also seit 22 Jahren auf einen Titelgewinn wartet, ist Jalonen bekannt. „Ich bin hier, um etwas Neues zu machen, ich will Brücken für die Zukunft bauen, das ist mein Job“, sagt er. In den nächsten Wochen will er sich zur Vorbereitung Videos der Haie-Spiele der vergangenen DEL-Saison ansehen, die für die Kölner mit dem Aus in den Pre-Playoffs endete. Trotz der Enttäuschung trennte sich der Verein nur von sechs Profis, sodass das Gerüst der alten aus das der neuen Kölner Mannschaft ist.
Zu weit zurückblicken will Jalonen aber nicht: „Denn das, was war, lässt sich nicht mehr ändern.“ Lieber schaut er nach vorn. „Es müssen noch ein paar Spieler gefunden werden“, meint er – und nennt folgende Positionen: „Zwei Verteidiger, ein Flügelstürmer, ein Center.“ Wird vielleicht ein Finne unter den Neuen sein? „Das kann ich noch nicht sagen“, meint Jalonen. Es seien viele interessante Namen auf dem Markt.
Kari Jalonen:„Ich will keine Geschichten über die Kölner Haie hören“
Mit dem deutschen Eishockey kam der Coach in Berührung, als er 2019 bei der WM in der Slowakei als Berater des damaligen Bundestrainers Toni Söderholm, ebenfalls ein Finne, engagiert war. Die beiden sind, wie Jalonen berichtet, gut befreundet. Über die Haie hat er sich vor seiner Vertragsunterschrift trotzdem nicht mit dem aktuellen Coach von Red Bull München unterhalten. Denn er sieht es so: „Ich will keine Geschichten über die Haie hören, ich will alles selbst herausfinden.“ Mit den hohen Erwartungen, die ihn in Köln erwarten, könne er gut umgehen: „Sie nennen es Druck, ich nenne es eine Herausforderung.“
Moritz Müller, den Kapitän der Nationalmannschaft und der Kölner Haie, lernte Jalonen von seinem WM-Einsatz an der deutschen Bande bereits kennen. Und wenn er sich in der Kabine umschaut, entdeckt er weitere Namen, die ihm bekannt sind: Etwa Nick Bailen und Brady Austin, die beide in Finnland aktiv waren. Und welche Art von Eishockey wird er mit dem KEC-Team spielen? Hier bleibt Jalonen vage. Was genau der Game Plan sein werde, könne er noch nicht sagen, da er die Spieler noch nicht ausreichend kenne. Nur so viel: „Eishockey hat sich geändert. Es ist schneller, aggressiver und gleichzeitig braucht man eine defensive Balance.“
Am Dienstagabend reist Jalonen heim nach Finnland. Die nächsten Wochen wird er in Turku verbringen, wo er und seine Frau, eine Ärztin, ein Haus besitzen. Schon will Anfang Juni will der neue Haie-Coach aber nach Köln zurückkehren. Lange vor dem Start der Saisonvorbereitung Anfang August.