Musischer AktionstagEine Grundschule bewegt sich

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Grundschüler bewegen sich in einer Turnhalle wie Tiere der Arktis.

Christane Budden nimmt ihre Gruppe beim Klangkörper-Aktionstag mit in die Tierwelt der Antarktis.

Der unter anderem von „wir helfen“ finanzierte jährliche „Klangkörper“-Aktionstag ist ein Kooperationsprojekt der GGS Kunterbunt und der Offenen Jazzhausschule Köln. Er soll die musischen Fähigkeiten der Kinder fördern und ihre Bewegungsdefizite ausgleichen.

Staunen, Bewegen, Schauen und Feiern – so macht Schule Spaß. Der Klangkörper-Aktionstag an der Gemeinschaftsgrundschule Kunterbunt in Vogelsang ist aber weit mehr als eine unterhaltsame Abwechslung vom Einerlei des Lernens. Alljährlich ist es der Höhepunkt der schon seit mehreren Jahren bestehenden Kooperation zwischen der Schule, deren eigentliche Heimat der Stadtteil Bocklemünd-Mengenich ist, wo auch die meisten der Kinder herkommen, und der Offenen Jazzhausschule Köln.

Kunterbunter Winterzauber

„Winterzauber“ war der diesjährige Tag überschrieben. Fast ein bisschen weihnachtlich präsentierte sich das Schulgebäude als die ersten Schüler eintrafen und ins Staunen gerieten. Aus farbig angestrahlten Fenstern brachten die Dozentinnen und Dozenten musikalische Willkommensgrüße. Statt Unterricht warteten Workshop-Stunden auf die Jungen und Mädchen. Bei den meisten war das mit viel Bewegung verbunden.

Die Tanz-Dozentin Derya Kaptan zeigt den Schülerinnen und Schülern, wie sie sich wie Roboter bewegen.

Derya Kaptan verwandelt die Kinder in tanzende Roboter.

Die Lehrerinnen und Lehrer hatten in den Klassen die Workshops vorgestellt und die Anmeldungen organisiert. „Die Zusammenarbeit klappt mit jedem Jahr besser“, sagt Joscha Oetz, Leiter der Offenen Jazzhausschule. „Es gibt Schwung für das ganze Schuljahr“, sagt Lisa Burgwinkel, die bei der Jazzhausschule für die Bildungskooperation zuständig ist. Der Klangkörper-Tag biete darüber hinaus eine wichtige Form der Begegnung. Nicht zuletzt für die Schulkinder, die sich auf ganz andere Weise wahrgenommen fühlen als im Unterricht. „Es werden ja Fähigkeiten geweckt, die sonst kaum zum Trage kommen“, so Lisa Burgwinkel.

„Beim Klangkörper-Aktionstag werden Fähigkeiten unserer Schülerinnen und Schüler geweckt, die sonst kaum zum Trage kommen“
Lisa Burgwinkel, Offene Jazzhausschule

Was genau damit gemeint ist, zeigte eine Rundgang durch die Workshops. Dozentin Anca Huma verwandelte ihren Raum in eine Landschaft. Wiesen, Schmetterlinge und andere Tiere, Steine, Wind oder auch Schnee – das alles stellten die Kinder dar. Antarktis und Walgesang Ganz ähnlich ging Christiane Budden vor als sie zum Abenteuer Antarktis einlud. Abwechselnd durften Kinder die unterschiedlichen Tiere mit Perkussionsinstrumenten oder mit eigenen Bewegungen zum Leben erwecken. Zu Aufnahmen von Walgesang durften alle gemeinsam wie ein großer Meeressäuger durch dem Raum gleiten.

Wer geglaubt hatte, der allgemeine Lust an Bewegung sei in der Turnhalle am größten, wurde rasch eines Besseren belehrt. Hier wurde komponiert. Kurt Fuhrmann erkundete die „geheime Sprache der Dinge“ und vermittelte ganz einfache Kompositionstechniken. Klänge wurden mit Hilfe von Gegenständen oder eigenen Lauten erzeugt. Die bei konzentrierter Stille entstandenen Aufnahmen erinnerten an Stücke von Mauricio Kagel oder Karlheinz Stockhausen.

Schulkinder bewegen sich wild im Klassenraum.

Benedetta Reuter übt rasante Tanzmoves mit den Kunterbunt-Kindern ein.

Nach den Workshops und einer Pause folgten Perfomances der Dozenten und Dozentinnen zum Zuschauen. Den Abschluss bildete das Feiern mit gemeinsamen Jam-Sessions und einer Pizza-Party des Kollegiums mit den Künstlerinnen und Künstlern der Jazzhausschule.

Massive Bewegungsdefizite

Musik, Tanz, Erfahrung mit Rhythmus und Klang gehören zum Kunterbunt-Schulalltag. Das Kooperationsprojekt ist derzeit dank Finanzierungen der Stadt, des Kolping Bildungswerks sowie durch Zuschüsse von „wir helfen“ gesichert. Oliver Seeck, Vorsitzender des Schulausschusses im Rat der Stadt, zeigt sich überzeugt, dass das Geld gut angelegt ist. Ähnliche Projekte, so Seeck, seien wünschenswert in allen Stadtbezirken. Joscha Oetz schränkte ein, dass die Offene Jazzhausschule bereits jetzt personell an Grenzen stoße. Offenkundig wurde dies, als sich nach der Corona-Zwangspause gerade im schulischen Bereich massive Defizite bei der Bewegung von Schulkindern zeigten. Die daraufhin gestiegene Nachfrage nach Workshops habe man nicht vollständig bedienen können.


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