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KommentarChina verbietet Fußballern Tätowierungen, das ist menschenverachtend

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Toni Kroos dürfte mit seinen Tätowierungen nicht in China spielen

Köln – Manchmal sind es die kleinen Dinge, mit denen das Böse seine Abgründe ausleuchtet. Zum Beispiel: China hat Fußballern durch seine oberste Sportbehörde mitgeteilt, dass Tätowierungen ab sofort verboten sind. Bereits tätowierte Fußballer werden dringend aufgefordert, die unter die Haut gestochenen Kunstwerke entfernen zu lassen.

Damit sind zwei Dinge, die prinzipiell schon jedem hätten klar sein müssen, unumstößlich fixiert. Erstens: Die Olympischen Winterspiele werden im Februar 2022 in einer Diktatur stattfinden, deren Willkür vor keinem Lebensbereich haltmacht. Zweitens: Einen Aufstieg Chinas zur Weltmacht auch im Fußball muss niemand befürchten. In einem kulturellen Umfeld, das seinen Athleten das Aussehen bis ins Detail vorschreibt, werden in dieser globalen Sportart keine großen Titel gewonnen.

Das Tattoo-Verbot ist in seiner Grausamkeit nicht mit den großen chinesischen Menschenrechtsverletzungen zu vergleichen. Die Unterdrückung der Tibeter und Uiguren, die permanente Drohkulisse gegenüber Taiwan, die Verhaftungen Andersdenkender, der perfide Fall der ehemaligen Top-Tennisspielerin Peng Shuai, die nach Vergewaltigungsvorwürfen gegenüber einem hochrangigen Politiker zunächst digital zum Schweigen gebracht und dann offenbar zur Abbitte genötigt wurde, haben brutalere Dimensionen. Dennoch zeigt dieses kleine Tattoo-Dekret die Unmenschlichkeit, mit der China sein Volk behandelt.

Man muss hier dem Reflex widerstehen, Späße über den im Profifußball zur Normalität gewordenen Drang machen, die Welt mit Botschaften durch Symbole auf der Haut zu beglücken. Das ist und bleibt das Recht eines jeden, ebenso wie die Wahl der Frisur, der Kleidung, des Schmucks und der Automobile. Fußballer und Fußballerinnen sind Medienstars, Pop-Stars, sie haben oft gar keine andere Chance, ihr Lebensgefühl anders als über Oberflächlichkeiten auszudrücken. Das darf bewertet und kritisiert werden. Man kann das gut oder schlecht finden. Das gehört zur individuellen Freiheit innerhalb einer Demokratie.

Der Versuch, Tätowierungen zu verbieten, wäre lächerlich in einer Welt, in der die elementarsten Menschenrechte gelten. In China gelten sie nicht. Das sollte uns, die wir unser Alltagsleben und unseren Wohlstand auf günstige Waren und Dienstleistungen aus China aufgebaut haben, immer klar sein.