AhütteIm Museumsbahnhof bei Blankenheim ist ein Schienenbus angekommen

Lesezeit 5 Minuten
Neben dem Gebäude des Museumsbanhnhofs steht ein roter Schienenbus auf den Gleisen.

Sehenswert ist der restaurierte heutige Museumsbahnhof in Ahütte. Er ist zu einem kleinen Schmuckstück geworden, mit Gastronomie und Veranstaltungen. Der historische Schienenbus komplettiert das Ensemble.

Mit Historischem, Gastronomie und Veranstaltungen hat Andreas Kurth im Museumsbahnhof in Ahütte bei Blankenheim ein Schmuckstück geschaffen.

Wo andere historische Bahnhöfe entlang der einstigen kleinen Bahnstrecken durch die Eifel noch auf eine neue Verwendung warten, hat sich Andreas Kurth aus Köln schon lange entschieden. Er kaufte die Immobilie an der einstigen Ahrtalbahn-Haltestelle in Ahütte, sanierte sie aufwendig und machte daraus seinen Museumsbahnhof mit Veranstaltungsfahrplan, Gastronomie und Zimmervermietung. Am Bahnhof, an dem kein Zug mehr fährt, wartet seit dem vergangenen Herbst sogar ein originaler roter Schienenbus an Gleis 1.

Den Triebwagen hat Kurth mit einem Schwertransport zum Bahnhof in Ahütte bringen lassen. Zuvor wurden noch rund 50 Meter Gleisstrecke verbaut, damit das Fahrzeug auch übers Gleis 1 bis zum Bahnsteig vor dem Bahnhofsgebäude geschoben werden konnte. Hier ist jetzt die wirkliche Endstation. „Das war schon eine Aktion“, sagt Kurth mit Blick auf das größte Exponat im Museumsbahnhof. Außen sei alles restauriert, doch hinein dürfe man noch nicht: Es fehlen Elektrik und Heizung. „Und für alles braucht es eine Genehmigung“, so Kurth.

Kölner zieht nach erster Saison im Museumsbahnhof ein positives Fazit

Liegen diese vor, könnte der Schienenbus zu einem weiteren Ausstellungsraum werden. Als weiterer Gastraum der Bahnhofsgastronomie aber seien die Wege aus der Küche in der einstigen Güterabfertigung des Bahnhofs zu lang.

Macht nichts, könnte Kurth dennoch guten Gewissens sagen. Nach der ersten Saison in seinem Museumsbahnhof ist seine Bilanz positiv. „Wir hatten mehr als 5000 Besucher“, freut sich der gebürtige Kölner, dessen Eltern aus der Vulkaneifel stammen. Hierhin wollte der Sozialwissenschaftler zurück und einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Mit seinem Museumsbahnhof-Projekt ist ihm das gelungen.

Das Investment in den alten Bahnhof von Ahütte hat Andreas Kurth bisher nicht bereut.

Das Investment in den alten Bahnhof von Ahütte hat Andreas Kurth bisher nicht bereut.

52 Jahre nach der Stilllegung der Oberen Ahrtalbahn 1973 ist einer der zur Streckeneröffnung 1912 gebauten Bahnhöfe durch ihn nach Jahrzehnte andauerndem Verfall zu neuem Leben erwacht.

In diesem Jahr soll es neben der Gastronomie, Kleinkunst sowie Zeitreisen für Freunde des historischen Bahnhofslebens zwischen dem noch original erhaltenen Wartesaal und dem Schienenbus auch einen Mitspielkrimi und natürlich die Vermietung von sieben kleinen Zimmern geben. Sechs Zimmer liegen in ehemaligen Dienstwohnungen im ersten Obergeschoss des Bahnhofsgebäudes, eins im Gebäude nebenan, in dem der neue „Bahnhofsvorsteher“ auch wohnt.

In Ahütte werden dieses Jahr 40 Veranstaltungen angeboten

„Wir haben dieses Jahr 40 Veranstaltungen im Programm“, so Kurth. Der Öffentlichkeit konnten er und sein Team zur Tour de Ahrtal im vergangenen Jahr erstmals sein Schmuckstück präsentieren, der Bahnhof von Ahütte war einer der Aktionspunkte.

Was sich wenige Kilometer oberhalb von Ahrdorf – dort steht am Ortsrand ebenfalls ein gut erhaltener, alter Bahnhof – zu einem funktionierenden Gastronomie- und Tourismuskonzept entwickelt, ist das Ergebnis einer langen Suche. „Ich habe mir damals auch den Bahnhof in Blankenheim-Wald angeschaut“, so Kurth. Doch überzeugt habe ihn die kleinere Variante in Ahütte. Auch hier stand das Gebäude leer, ein Vorbesitzer hatte sich vor allem künstlerisch mit Fassadenbemalungen verewigt.

Im Museumsbahnhof ist das Dienstzimmer des Bahnhofsvorstehers wie in den 1970er-Jahren eingerichtet: Links steht ein Fahrkartenschrank, auf dem Tisch eine Schreibmaschine und ein Wählscheibentelefon. Eine Puppe steht mit einer Dienstuniform im Zimmer.

Das Dienstzimmer des Bahnhofvorstehers ist wie in den Betriebsjahren des Bahnhofs Anfang der 1970er-Jahre möbliert – inklusive Fahrkartenschrank und Wählscheibentelefon.

Blick in den alten Wartesaal mit Holzbank und Ofen.

Im alten Wartesaal stehen noch die alten Holzbänke und ein Ofen. Heute finden hier Vorträge und Kleinkunstveranstaltungen statt.

Was Kurth 2018 zum Kauf brachte, waren die originale Architektur und die Einrichtung innen. Es habe dann jedoch noch viele Monate gedauert, bis er die Erbengemeinschaft des Vorbesitzers überzeugt hatte. Dass er aus dem alten Bahnhof einen neuen Treffpunkt fürs Dorf machen wollte, brachte dann den Zuschlag.

Ihm war klar, dass er einen hohen sechsstelligen Eurobetrag würde investieren müssen. Denn was alt war, war nicht immer gut genug für die neue Nutzung. Das sei kein einfacher Weg gewesen, sagt Kurth, während er aus dem alten Schrank im einstigen Dienstzimmer des Bahnhofsvorstehers eine kleine schwarze Trillerpfeife mit Kordel nimmt. Auch bei diesem kleinen Detail gilt: Alles ist original im Museumsbahnhof, vieles stammt sogar noch aus dem Bahnhof in Ahütte.

Weichenstellhebel im Gastraum, Kleinkunst im Wartesaal

Anderes ist zusammengesucht und stammt frühestens aus den 1970er Jahren. Etwa der Fahrkartenschrank, der aus Thüringen stammt. Dazu kommen Exponate aus der Sammlung der Eisenbahnfreunde Vulkaneifel. Fachlichen Rat lieferte Manfred Jähnen, anerkannter Eifel-Bahnexperte der Eisenbahnfreunde Jünkerath.

Vieles hat im Museumsbahnhof heute noch – oder wieder – den Charme von einst. Auch die Raumreihenfolge und die Kubatur sind erhalten, im kleinen Speiseraum der einstigen Güterhalle sogar der alte, blaugraue Bodenanstrich. Im Gastraum erinnern ein großer Weichenstellhebel oder das Wandtelefon an die einstige Nutzung.

Der Bahnhof ist ein Stück Zeit- und Kulturgeschichte. Ist er erst mal abgerissen, ist es damit vorbei.
Andreas Kurth

So macht der Besucher eine kleine Zeitreise in die Jahrzehnte, als ein Gepäckstück noch aufgegeben wurde und der Transportpreis nach den Parametern „Wie eilig ist es denn?“, Entfernung und Gewicht per Hand und Taschenrechner ermittelt wurde. Warten kann man wie Anno dazumal im größten Raum des Museumsbahnhofs, dem Wartesaal, auf den originalen, langen Holzbänken mit den geschwungenen Lehnen – jetzt aber auf den Beginn der Veranstaltungen des umfangreichen Kleinkunstprogramms, das Kurth mit seinem Team in kurzer Zeit auf die Beine gestellt hat.

Das alles wäre ohne finanzielle Unterstützung aus Mitteln der Dorferneuerung und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz nicht möglich gewesen, sagt Anderas Kurth. Immerhin kamen rund 100 000 Euro so dazu. Es mussten alle Versorgungsleitungen erneuert, die Fassade neu gestrichen und unendlich viele Details in den Räumen doch saniert oder teilweise erneuert werden. „Wäre aber das Dach auch noch undicht gewesen, hätte ich es vielleicht ganz gelassen“, erinnert er sich an die Anfangszeit.

Ab Mai werden die Öffnungszeiten im Museumsbahnhof erweitert

Aus heutiger Sicht haben sich für Andreas Kurth das Investment und die Mühe, den Museumsbahnhof Ahütte herzurichten und zu bespielen, gelohnt. Wer hat Angst vor einem alten Bahnhof? Er nicht. Für den Gemeinderat von Blankenheim und auch den möglichen Investor der Immobilie in Blankenheim-Wald hat er keinen schlauen Rat, nur einen Hinweis: „Der Bahnhof ist ein Stück Zeit- und Kulturgeschichte. Ist er erst mal abgerissen, ist es damit vorbei.“

Das touristische Potenzial habe Blankenheim-Wald, an dem ja nach der Beendigung des Wiederaufbaus der „Eifel-Express Köln-Trier“ hält, wo der Ahrtal-Radweg, Ahrsteig und Eifelsteig nicht weit sind, allemal.

Die Öffnungszeiten bis Ende April sind samstags und sonntags von 12.30 bis 17 Uhr, ab Ostern auch am Freitagabend. Die erweiterten Sommeröffnungszeiten werden auf der Homepage veröffentlicht. Dort sind auch Informationen zum Veranstaltungsprogramm im Museumsbahnhof Ahütte erhältlich. Ab dem 2. März etwa ist dort eine Ausstellung der Schweißarbeiten der Künstlerin Susann Stelling zu sehen.

KStA abonnieren