MädchensitzungJecke Blankenheimer Wiever feierten raderdoll in der „Hölle von Ripsdorf“

Lesezeit 3 Minuten
Vier verkleidete junge Frauen präsentieren eine blaue Kugel.

Mit dem Plastikball klappte das mit dem Blick in die Zukunft nicht – was die Wahrsagerinnen Maria (v.l.), Tamara, Anne und Leona aber nicht störte.

200 jecke Frauen feierten in dem Blankenheimer Ortsteil herrlich bunt und jeck Karneval. Und kleine Fehler wurden auch verziehen.

Haarreifen! In allen Farben, mit LED-Bändern beleuchtet, als Disco-Glitzerkugeln, Sonnenstrahlen oder dekoriert mit allem, was sich mit Kleber oder Tacker am dünnen Trägerbogen anbringen lässt: Viele denkbare Varianten des Karnevalsaccessoires der Session waren im Saal Huth-Hammes in diesem Jahr zu besichtigen, als mehr als 200 jecke Wiever die „Hölle von Ripsdorf“, also die Mädchensitzung des örtlichen Karnevalsvereins, feierten.

Wie immer sind wir ausverkauft, und wie immer sind viele Cliquen von überall hergekommen – ob von der oberen Kyll oder aus dem gesamten Südkreis von Euskirchen.
Stefan Wegener, Präsident des Karnevalsvereins

Ein Haarreifen gehöre eben auch zu einem „Weihnachtsbaum“-Kostüm, wie sie es trage, erklärte Julia aus Jünkerath. Zum mit Weihnachtsbaumkugeln behangenen grünen „Nadelkleid“ trug sie eben den Haarreif samt Mini-Bäumchen und schließlich erdfarbene Stiefel statt solchen in Barbie-Pink oder Blau.

Solcher Austausch gehört zum Karneval eben dazu, wenn es die Kostüm- und Rollenwahl für die Mädchensitzung zu erklären gilt. Das sahen auch vier „Wahrsagerinnen“ aus Ripsdorf, Blankenheim und Dollendorf so: Der Blick war gleich vierfach konzentriert auf den bunten Plastikball gerichtet, den die Mädels statt einer Kristallkugel dabei hatten. Doch in Sachen Zukunft enthüllte der Ball rein gar nichts – was aber auch egal war.

„Streetdancer“ aus Antweiler bestachen durch ihre Hebefiguren

„Die Antweiler Streetdancer und die Fanfaren aus Ripsdorf natürlich, die haben Heimspiel“, antwortete Leona aus Ripsdorf auf die Frage nach ihren Favoriten im dreistündigen Programm, das Sitzungspräsident Alexander Huth präsentierte. Ansonsten legten sie und Freundin Anna Wert auf Grundsätzlicheres: „Einfach mal ohne Männer ausgehen können. Und Frau sein, nicht nur Mutter.“ Den nötigen Babysitter gaben die Ehemänner oder Partner.

„Wie immer sind wir ausverkauft, und wie immer sind viele Cliquen von überall hergekommen – ob von der oberen Kyll oder aus dem gesamten Südkreis von Euskirchen“, freute sich KV-Präsident Stefan Wagener. Währenddessen waren im Saal zarte „Ausziehen!“-Rufe vernehmbar, die allerdings angesichts des allgemeinen Trubels untergingen. Grund waren die neun „Magic Men“ aus Großbüllesheim, die die Frauenherzen nicht so ganz gewinnen konnten: zu wenig waghalsige Akrobatik von echten Kerlen, zu viel Boy-Group-Getanze.

Die Fanfaren aus Ripsdorf feierten ein umjubeltes Heimspiel

Verglichen damit waren die Hebefiguren der 40 Tänzerinnen der „Streetdancer“ bei nur 2,70 Meter Höhe vom Bühnenboden bis zur Saaldecke großes Showtanztheater. Die Antweilerinnen und das Publikum pushten sich in ihrer Begeisterung gegenseitig hoch. Zum Glück blieben alle Figuren der Sessions-Choreografie sturzfrei.

Auch wenn die Magic Men in der laufenden Session schon bei drei Vergleichsturnieren ihrer Zunft immer unter den Top drei gelandet sind, blieb für sie angesichts der Leistung der Streetdancer in Ripsdorf am Ende zwar ein starker, doch wenn man genau darauf achtete, nur höflicher Beifall.

Da hatte „Jürgen & Horst“ alias Bauchredner Jürgen Krämer aus Manderscheid, der wie die Großbüllesheimer in Ripsdorf Mädchensitzung-Premiere hatte, schon mehr Erfolg. Er gab dermaßen viele Zugaben, dass sich der Programmablauf um mehr als 45 Minuten verzögerte.

Was die Atmosphäre im Saal besonders auszeichnete, brachte „Zack“-Sängerin Corinna Spölger auf den Punkt: „Bei Damensitzungen ist eben die Stimmung sofort auf dem Höhepunkt. Und die Mädels verzeihen auch mal Fehler. Das ist einfach ein sehr dankbares Publikum.“

KStA abonnieren