Professor ist jetzt Dorf-ChefFreilingen und Lommersdorf haben neue Ortsvorsteher

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Karl Heinz Ramers in tief verschneiter Eifellandschaft. Er trägt einen Winteranorak.

Karl Heinz Ramers, der Vater von Landrat Markus Ramers, ist neuer Ortsvorsteher von Freilingen.

Karl Heinz Ramers ist neuer Ortsvorsteher in Freilingen, David Dreimüller hat das Amt in Lommersdorf übernommen.

In zwei der 17 Orte der Gemeinde Blankenheim gibt es neue Ortsvorsteher. Karl Heinz Ramers hat Judith Maur in Freilingen abgelöst, David Dreimüller folgt dem verstorbenen Herbert Daniels in Lommersdorf.

Beide Orte trennt die Landstraße L115, doch sie haben auch einiges gemeinsam: Freilingen und Lommersdorf liegen am Hang und fast den ganzen Tag in der Sonne. „Hinterm Haus“, sagt Karl Heinz Ramers, 67, als es um die Wahl des Fotomotivs in Freilingen geht. Von hier aus ist der Blick schön und weit in eine Postkartenlandschaft, die der gebürtige Freilinger so gut kennt.

Ramers ist leidenschaftlicher Radfahrer und Radwanderer. Neben diesem Hobby hat der habilitierte Germanist Prof. Dr. Karl Heinz Ramers, dem der Titel in seiner Heimat schnuppe ist, solange es nicht ganz offiziell zugeht, die Leitung der Theatergruppe des Dorfvereins Brauchtum und Kultur nach 19 Jahren an den Nagel gehängt.

Ortsvorsteher war früher Hochschullehrer in Rostock

Bis zu seinem Ruhestand lehrte Ramers Germanistische Linguistik an der Universität Rostock. Jetzt hat er Zeit. Auch das war ein Grund, die Frage, ob er den Ortsvorsteher-Job übernehmen machen wolle, zu bejahen. Das Ehrenamt war vakant geworden, nachdem Judith Maur es aus persönlichen Gründen zum Jahreswechsel abgegeben hatte.

Wer wie er zuvor über Jahrzehnte im Berufsleben stark eingespannt war, kann eine sinnvolle Altersbeschäftigung gut gebrauchen. Und: „Ich hatte auch die Befürchtung, dass das Amt sonst vakant bleibt. Immer weniger Menschen wollen Verantwortung für die Gemeinschaft übernehmen“, so Ramers. Nicht gemeint sind damit in Freilingen das rührige Vereinskartell oder die Löschgruppe. Dennoch ist das durchaus nicht ganz unpolitisch gemeint. Und es dürfte in der Familie wohl auf Zustimmung treffen. Einer der beiden Söhne von Karl Heinz Ramers ist Landrat Markus Ramers.

Der Vater ist jetzt der Verbindungsmann zwischen dem Heimatdorf und der Verwaltung in Blankenheim und Freilingens oberster Repräsentant nach außen.

Für Ramers ist Freilingen ein „lebenswerter Ort“

Aktuell ist er noch ohne größere Agenda: Die Ortsdurchgangsstraße und der Marienplatz an der Pfarrkirche sind erneuert, und es gibt seit einiger Zeit alle 14 Tage einen Wochenmarkt am Bürgerhaus. In diesem Jahr werden neue Spielgeräte für den Dorfspielplatz angeschafft. Auch ist bei den Menschen im 790-Einwohner-Dorf, bezogen auf vermeintlichen Mehrverkehr zum touristischen Hotspot, dem Freilinger See, Ruhe eingekehrt. Die Pläne eines Investors für „Tiny Houses“ im Wald oberhalb des Sees liegen derzeit auf Eis.

Fragt man Karl Heinz Ramers, was sein Heimatdorf in einem Satz auszeichne, kommt die Antwort wohl überlegt: „Ein lebenswerter Ort, der es gut geschafft hat, Tradition und Heimat zu verbinden.“

2025 steht das Dorfjubiläum in Lommersdorf an

Das würde David Dreimüller, der jenseits der L115 in Lommersdorf die Nachfolge des im vergangenen Jahr verstorbenen Herbert Daniels als Ortsvorsteher angetreten hat, für sein Heimatdorf wohl unterschreiben.

David Dreimüller in tief verschneiter Eifellandschaft. Er trägt einen Schal und einen Wintermantel.

David Dreimüller ist neuer Ortsvorsteher von Lommersdorf.

Der 38-jährige Dreimüller ist verheiratet und hat eine kleine Tochter. Er sagte, nachdem auch seine Familie nichts dagegen hatte, aus denselben Gründen zu wie Ramers: Einer muss es für alle machen. Damit liegt er wohl auch auf einer Linie mit seinem Arbeitgeber: Dreimüller ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des langjährigen CDU-Landtagsabgeordneten Klaus Voussem.

Im Karnevalsverein Rut-Wiess Lommersdorf sitzt der neue Ortsvorsteher im Elferrat, ansonsten ist er kein Vereinsmeier, obwohl es im Dorf eine ganze Reihe ehrenamtlicher Vereinigungen gibt. Sie richten etwa eine viertägige Kirmes und einen ebenso langen Karneval für die 600 Einwohner aus. In diesem Jahr steht vor allen Dingen die 130-Jahr-Feier der Löschgruppe mit Einweihung des neuen Gerätehauses an. Ende Mai wird das gefeiert.

„Lommersdorf ist ein Gefühl, das man erlebt haben muss“

Zudem könnten die Erweiterung des Kindergartens die Beseitigung letzter Flutschäden abgeschlossen werden. Schon jetzt wird aber alles überstrahlt vom Dorfjubiläum, das im kommenden Jahr ansteht: 1050 Jahre Lommersdorf werden dann gefeiert. Die aus dem Jahr 1950 stammende voluminöse Dorfchronik soll zu diesem Anlass aktualisiert sein. Das allein ist schon eine Mammutaufgabe, um die sich Dreimüller als Mitinitiator kümmern will.

Fürs Porträtfoto bittet auch er an die frische Luft. Etwas oberhalb von Lommersdorf hat man eine traumhafte Perspektive übers Ahrtal hinweg Richtung Kalvarienberg bei Alendorf. Da passt, was David Dreimüller in seinem Satz über sein Heimatdorf sagt: „Lommersdorf ist ein Gefühl, das man erlebt haben muss.“

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