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„Was bleibt?“NS-Dokumentationszentrum erinnert an 80 Jahre Kriegsende in Köln

Lesezeit 3 Minuten
Eine Person begutachtet ein Erinnerungsstück aus der Zeit rund um das Ende des Zweiten Weltkrieges.

Das NS-Dokumentationszentrum erinnert mit der Kampagne „80 Jahre Kriegsende in Köln – Was bleibt?“ an das Ende des Zweiten Weltkrieges.

Das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln hat zu 80 Jahren Kriegsende in der Stadt eine Kampagne gestartet.

Eine Kopftuch tragende Frau, bepackt mit ihren Habseligkeiten, sitzt auf einem Koffer und mit einem Hund zu ihren Füßen am Straßenrand im zerstörten Köln. Ein US-Soldat marschiert durch die Trümmerwüste in Richtung Dom. Ausländische Zwangsarbeiter, auch sie mit viel Gepäck, warten am rechten Rheinufer darauf, den Fluss überqueren zu können. Das sind drei Bildmotive der großangelegten Plakat- und Social-Media-Kampagne, mit der das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren erinnert. Offizieller Start ist am 1. März, doch schon jetzt sind die Motive auf hinterleuchteten Werbeflächen im Citylight-Format zu sehen.

Köln habe die Besonderheit, dass es hier zwei „Kriegsenden“ gegeben habe, sagte Henning Borggräfe, Direktor des NS-Dokumentationszentrums, am Dienstag bei der Präsentation der Kampagne. Am 6. März stieß die US-Armee von Westen her durch die Innenstadt bis zum Dom vor; kurz darauf war das linksrheinische Stadtgebiet befreit. Da die Rheinbrücken zerstört waren, ging der Nazi-Terror im Rechtsrheinischen zunächst weiter, unter anderem mit der Ermordung ausländischer Zwangsarbeiter bei der Räumung des sogenannten Krankensammellagers der NS-Gewerkschaft „Deutsche Arbeitsfront“ im Gremberger Wäldchen. Erst als Mitte April die US-Armee, von Remagen kommend, das Stadtgebiet erreicht hatte, endete der Krieg auch im rechtsrheinischen Köln.

Erinnerungsstücke: Sammeltag am 29. März

Titel der Kampagne ist „Was bleibt?“, denn im Mittelpunkt steht die Frage, wie Geschichten und Gegenstände aus jener Zeit bewahrt, gesammelt und weitergegeben werden können. Nicht nur mit den Plakaten wollen die Initiatoren die Bevölkerung erreichen, sondern auch mit Aushängen und einer Postkartenserie. Zudem kann man auf den Social-Media-Kanälen des NS-Dokumentationszentrums auf den Tag genau wichtige Ereignisse des Untergangs des NS-Regimes und der ersten Nachkriegswochen in einer umfangreichen Posting-Serie nachvollziehen. Auf der eigens eingerichteten Website finden sich auch die Termine des ergänzenden Veranstaltungsprogramms.

Den Auftakt bildet der Sammeltag am 29. März von 11 bis 18 Uhr. Kölner und Kölnerinnen sind eingeladen, Fotos, Tagebücher, Briefe oder andere Erinnerungsstücke aus der Zeit der Kölner Nazi-Herrschaft ins Haus zu bringen und von Museumsmitarbeitern und -mitarbeiterinnen begutachten und einordnen zu lassen. Materialien, die für die Sammlung des Museums von Interesse sind, können dem NS-Dokumentationszentrum überlassen oder zur Digitalisierung leihweise zur Verfügung gestellt werden. Um 15 Uhr beginnt eine Podiumsdiskussion zur Bedeutung privater Überlieferung für Forschung und Bildung zum Nationalsozialismus. Schlusspunkt der Kampagne ist eine Veranstaltung am 5. Juni zum 80. Jahrestag der Einweihung des ersten Kölner Denkmals für die Opfer von NS-Verbrechen, das sich am Hansaring befindet und heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist.

Auch acht Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bleibe die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus „fundamental wichtig“, sagte Borggräfe. „Mit Blick auf die Weltlage und die Ergebnisse der Bundestagswahl vor zwei Tagen kann man sicherlich hinzufügen: vielleicht wichtiger denn je.“