Düsseldorf/Köln – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will für Corona-Impfungen mit dem Wirkstoff von Astrazeneca die Priorisierung sofort aufheben. „Wir werden generell – und darüber möchte ich mit Karl-Josef Laumann (NRW) und den anderen 15 Landesministerkollegen reden – bei Astrazenca eindeutig sagen für Arztpraxen wie für Impfzentren, dass es dort keine Priorisierung mehr gibt“, sagte der CDU-Politiker am Mittwochabend im WDR-Fernsehen.
Unabhängig von Alter oder Vorerkrankung könne dann also jeder, der mit Astrazeneca geimpft werden wolle, auch geimpft werden. Auf die Nachfrage, ab wann das gelten solle, sagte Spahn: „Für Astrazeneca jetzt schon sofort, das ist mein Vorschlag.“
Impfintervall mit Astrazeneca soll verkürzt werden
Was die schleppende Nachfrage nach Astrazeneca angeht, hatte sich Laumann am Mittwoch zunächst noch vorsichtig ausgedrückt. „Die meisten Hausärzte haben im Moment nicht das Problem, den Impfstoff von Astrazeneca zu rationieren“, sagte er in Düsseldorf. Er stehe den Praxen „in erheblichem Umfang“ zur Verfügung. Wie viele Dosen in NRW das genau sind, könne man nicht sagen, weil die Verteilung an die Hausärzte direkt über den Bund laufe. Das Ministerium wolle nun alle Ärzte anschreiben und mitteilen, dass das Impfintervall bei Astrazeneca von zwölf auf neun Wochen verkürzt werden soll. Viele Menschen wollten vor einem Urlaub vollständig geimpft sein.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die Akzeptanz von Astrazeneca hat trotz hoher Nachfrage nach Impfungen generell deutlich gelitten. Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbands Nordrhein, bestätigt das. In Euskirchen sei der Impfstoff „verbrannt“, nachdem es einen Todesfall infolge einer Impfung gegeben hatte. In Westfalen-Lippe hätten Mediziner Restdosen schon bei Ebay offeriert. Auch in Köln sei die Nachfrage gering. Viele Patienten, aber auch Ärzte hätten Vorbehalte.
Menschen aus dem Umland kommen für Impfung nach Köln
Hausarzt Tim Kümmerle führt pro Woche 300 bis 400 Impfungen in seiner Praxis am Kölner Ebertplatz durch. „Biontech wird uns aus der Hand gerissen, bei Astrazeneca haben die Leute Bedenken.“ Die Zweifel seien bemerkenswerterweise in Köln offenbar größer als im Umland. Patienten kämen aus der Eifel, aus Neuss und dem Westerwald, um sich impfen zu lassen. „Die Leute scheuen keine weiten Wege.“ In Köln gebe es offenbar zu viele Alternativen, nicht zuletzt durch das Impfzentrum. Der Kalker Hausarzt Michael Paetzold sagt, dass 60 Prozent seiner Patienten Astrazeneca skeptisch sehen. Ursächlich sei häufig die Angst vor einer Thrombose. (mit dpa)