Die Grippewelle hat auch Köln im Griff. Das Kinderkrankenhaus an der Amsterdamer Straße berichtet vermehrt von Fällen in der Notaufnahme.
„Auch für Viren ein Fest“Kölner Ärzte warnen vor Grippe-Infektion bei Karnevalsfeiern
![ARCHIV - 15.02.2021, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Eine verkleidete Frau trägt eine Clownsnase über einer FFP2 Maske. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will am Montag (13.00 Uhr) mit den Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeistern der Karnevalshochburgen ´über geeignete Regelungen» für die Karnevalstage sprechen. Dafür hat Laumann die Stadtspitzen von Köln, Düsseldorf, Aachen und Bonn ins Ministerium eingeladen. (Zu dpa ´´Karnevals-Gipfel» in Düssedorf: Was geht, was nicht?») Foto: Fabian Strauch/dpa +++ dpa-Bildfunk +++](https://static.ksta.de/__images/2025/02/04/2363d045-8c41-4dfb-8937-a34f8fbb2083.jpeg?q=75&q=70&rect=0,41,4000,2250&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=a20486f3a3b3e3afa9fa811cf7098bf0)
Karnevalsfeiern sind auch für Viren ein Fest, warnt der Kölner Arzt Doc Esser. (Symbolbild)
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Eine Krankheitswelle macht Kölner Familien zu schaffen. „Seit vier Wochen sind wir von Infekten geplagt, die von einem zum anderen Kind springen, ohne Unterbrechung“, berichtet eine Kölner Mutter von zwei Kindern dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Ruft man dann beim Kinderarzt an, wird man gebeten, viel Wartezeit mitzubringen. Unsere Praxis möchte außerdem, dass wir vorher einen Dreifachtest machen, der auf Corona oder Influenza anschlagen kann, damit man das Personal vor Ort und Säuglinge, die in die Praxis kommen, schützen kann. Wie das bei einem positiven Test dann konkret aussieht, sagte die Arzthelferin allerdings nicht.“
Meistens versuche sie allerdings, ihre Kinder – und auch sich selbst – von einem Arztbesuch zu verschonen, „um eine weitere Ansteckung im Wartezimmer zu vermeiden“.
Wie ihr geht es derzeit vielen Kölnerinnen und Kölnern. Die Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo) spricht davon, dass das Grippe-Virus „vor allem die Großstädte entlang der Rheinschiene und das Ruhrgebiet“ im Griff habe. Köln liegt mit einer Inzidenz von 95 nach Zahlen des Landeszentrums für Gesundheit (LZG) im Mittelfeld im NRW-weiten Vergleich. Immerhin scheint die Kölner Bevölkerung etwas widerstandsfähiger als die Nachbarstädte Düsseldorf (Inzidenz 130) und Bonn (Inzidenz 120) zu sein. Dennoch sind auch hier die Arztpraxen und Notaufnahmen voll mit Patienten, die an einer Bandbreite an Infektionen leiden.
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Grippewelle in NRW: Doc Esser gibt Entwarnung
Für diese Jahreszeit völlig gewöhnlich, entwarnt der Kölner Arzt Heinz-Wilhelm Esser, von Bühnen- und TV-Auftritten besser als Doc Esser bekannt. Ein Anhalten der Grippewelle sei noch bis Mitte oder Ende März zu erwarten. „Erst, wenn es wieder wärmer wird und die Menschen sich nicht mehr in beheizten Räumen tummeln, ist ein Ende in Sicht. Die vielen Karnevalsfeiern sind auch für die Viren ein Fest.“ Doc Esser rät daher Zugehörigen von Risikogruppen, lieber zu Hause zu bleiben, aber vor allem – sich zu impfen. Wer jetzt noch nicht geimpft sei, habe noch eine kurze Chance, dies nachzuholen.
Laut RKI entfaltet der Grippe-Impfstoff allerdings erst zwei Wochen nach Injektion die volle Wirksamkeit. Für die Grippewelle im kommenden Jahr wappne man sich am besten durch eine Immunisierung zwischen Herbst und Weihnachten. Ob auch für Personen ohne Risikostatus eine Impfung sinnvoll ist, kann in Absprache mit dem Hausarzt entschieden werden.
Abstand halten und Maske tragen hilft gegen Grippe-Ansteckung
„Wirklich wichtig sind immer noch die AHA+-Regeln, die haben seit Ende der akuten Corona-Pandemie leider alle vergessen. Aber: Abstand halten, Hygiene, im Zweifel Maske tragen und Lüften gilt auch zum Schutz vor Grippe-Vieren“, appelliert Doc Esser. Hat es einen dann doch erwischt, gehören vornehmlich eine plötzliche Abgeschlagenheit, oft einhergehend mit Fieber zu den ersten Symptomen. „Dann ist Bettruhe angesagt.“
Wer möchte, könne zu symptombehandelnden Medikamenten greifen, etwa Paracetamol bei Gliederschmerzen. Wichtig sei auch, die Kontakte auf das Nötigste zu reduzieren. Ein Besuch in der Arztpraxis sei dann notwendig, wenn Fieber länger als drei Tage anhält oder sich der allgemeine Zustand nach mehr als drei Tagen nicht verbessert. Auch Atemnot sei ein akutes Warnzeichen, dass ein Arzt aufgesucht werden muss.
Kölner Hausärzte: Mit Grippesymptomen nicht in Praxis kommen
Diejenigen, die nur eine Krankschreibung benötigen, sollten sich den Gang in die Praxis sparen. Die Kölner Hausärztin Mirjam Antz berichtet von einer verschärften Lage in ihrer Longericher Praxis: „Wir haben in unserer Praxis ein hohes Patientenaufkommen mit typischen Grippesymptomen, aber auch Personal, das erkrankt, obwohl wir unsere erkälteten Patienten nur mit Maske behandeln. In unsere Akutsprechstunde kommen vor allem Grippekranke, aber auch Corona ist noch sehr verbreitet, wir haben mehr Corona-Kranke als letztes Jahr um diese Zeit. Zudem gibt es noch viele Magen-Darm-Infektionen und auch andere Erkältungserreger.“
Eine Grippeimpfung hält Antz nur noch für bedingt sinnvoll: „Für diese Saison ist es vermutlich zu spät, da die Grippewelle in dieser Zeit ihren Höhepunkt erreicht. Jetzt sollte man lieber sehen, dass man sich schützt, zum Beispiel durch eine gute Händehygiene.“ Auch große Versammlungen sollte man jetzt möglichst meiden, sagt die Hausärztin. „Das ist natürlich für die Kölner im Moment schwierig“, weiß auch sie. „Wer Karneval feiern möchte, kann das natürlich tun, aber aus gesundheitlichen Gründen wäre es ratsam, vorsichtig zu sein.“
Atemwegserkrankungen bei Kindern in Köln nehmen zu
In Kölner Kliniken ist die Grippewelle ebenfalls längst angekommen, manche Atemwegserkrankungen verlaufen auch so schwer, dass ein Besuch der Notaufnahme erforderlich ist. „Seit Anfang Januar sehen wir im Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße eine deutliche Zunahme von akuten viralen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen, die über die Notaufnahme zu uns kommen“, sagt der ärztliche Direktor Professor Michael Weiß dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Nach wie vor ist die Versorgung der Patientinnen und Patienten gesichert“, wenngleich es aktuell zu Wartezeiten kommen könne.
Das Familienleben stellen die vielen Krankheiten bis zum erlösenden Frühling und dem Ende der Grippewelle derweil weiter auf den Kopf. Wenn nur der Siebenjährige krank auf der Couch liege, könne sie immerhin im Homeoffice arbeiten, sagt die zweifache Kölner Mutter dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Wenn allerdings der Zweijährige krank ist, dann geht tagelang nichts oder wir müssen immer wieder aufs Neue organisieren, wie wir Arbeit und Betreuung unter einen Hut bekommen: Wer bleibt heute zuhause, wer sagt auf der Arbeit Bescheid, können Oma und Opa kommen? Es ist eine Zerreißprobe.“