Die städtischen Kliniken sollen auf einem Campus in Merheim konzentriert werden. Nun wurde trotzdem ein neuer Anbau an der Amsterdamer Straße eröffnet.
30 Millionen Euro teuerNeuer Trakt am Kölner Kinderkrankenhaus eröffnet – wie lange er betrieben wird, ist unklar
Im Kinderkrankenhaus an der Amsterdamer Straße ist am Donnerstag ein neuer Trakt eröffnet worden, in dem ein Angehörigen-/Mutter-Kind-Neubau untergebracht ist. Dort sollen künftig Säuglinge, Neu- und Frühgeborene behandelt werden. „Es ist außergewöhnlich, was wir heute machen“, sagte der Geschäftsführer der Kliniken der Stadt Köln, Axel Goßmann. „Die Kindermedizin hat eine hohe Emotionalität, ist aber nicht ausreichend finanziert. Deshalb ist es toll, dass die Stadt viel in die Kindermedizin investiert – und das in harten Zeiten.“
Hohe Spende von privatem Stifter – Stadt investiert in Kindermedizin
Die Kosten für den Neubau betrugen rund 30 Millionen Euro, den Großteil davon hat die Stadt Köln als hundertprozentige Anteilseignerin der städtischen Kliniken übernommen. Dazu kommt eine hohe private Spende in Höhe von 8,5 Millionen Euro der Dieter-Morszeck-Stiftung. Der Förderverein des Kinderkrankenhauses stiftete für rund eine Viertelmillion Euro einen neuen Spielplatz. Der neue Trakt wurde über einen Zeitraum von rund fünf Jahren gebaut. Laut dem Ärztlichen Direktor des Kinderkrankenhauses, Michael Weiß, ist damit zu rechnen, dass in der zweiten Jahreshälfte Patienten und ihre Angehörigen in dem Trakt untergebracht werden können.
Auch Gesundheitsdezernent Harald Rau betonte, wie wichtig es sei, dass die Stadt in die Geburtshilfe und Kindermedizin investiere, da dieser Bereich traditionell wenig Geld einbringe. „Die Kinderklinik ist eng in der Stadtgesellschaft verankert“, so Rau, besonders das „menschliche Niveau“ werde immer wieder gelobt.
Kinderkrankenhaus zieht mit auf Gesundheitscampus nach Merheim
Wie lange der neue Trakt an der Kinderklinik tatsächlich genutzt werden wird, ist derweil aber unklar. Der Kölner Stadtrat hat vor einem Jahr die Umsetzung des sogenannten „1+0“-Modells beschlossen. Dahinter verbirgt sich die Konzentration aller städtischen Kliniken auf einem Campus in Merheim. Die Klinik in Holweide und auch das Kinderkrankenhaus werden in dem Zuge geschlossen und die Abteilungen nach Merheim verlagert. Damit sind Investitionen von fast 820 Millionen Euro verbunden. Auf lange Sicht verspricht sich die Stadt davon aber eine finanzielle Entlastung.
Denn die städtischen Kliniken machen jedes Jahr massive Verluste. Allein für 2023 wurden Verluste von rund 90 Millionen Euro verbucht. Der gesamtstädtische Jahresabschluss für 2024 wird sich deutlich verschlechtern – unter anderem, weil den Kliniken zur Verlustabdeckung ein Betriebskostenzuschuss von 73,3 Millionen Euro gezahlt werden muss. 56,5 Millionen Euro werden dabei überplanmäßig zur Verfügung gestellt.
Die Eröffnung eines neuen Traktes an einem Standort, für dessen Nachnutzung es laut Geschäftsführer Goßmann „noch keine festen Pläne“ gibt, mutet deshalb unzeitgemäß an. Die Entscheidung für den neuen Trakt fiel aber Jahre vor dem Ratsentscheid zur Klinik-Konzentrierung. Und Goßmann sagt: „Die Zusammenführung in Merheim und einen Neubau zu eröffnen, ist kein Widerspruch. Wir werden hier noch lange Jahre Kinder behandeln können.“ Und Dezernent Rau ergänzte: „Es ist wichtig, dass wir 1+0 umsetzen, in einem Zeitfenster von zehn Jahren sollen alle Standorte in Merheim sein, wo wir noch bessere Bedingungen für die medizinische Versorgung haben werden. Doch wir müssen auch aus der Übergangszeit das Beste machen und den Fachkräften ein gutes Umfeld bieten.“
Der Aufsichtsratsvorsitzende der Kliniken, Ralf Unna, erklärte, dass die „harten Sparzwänge“ im Gesundheitssektor erst der Anfang seien. „Deshalb müssen wir klar machen, wie wichtig die Versorgung für unsere Stadt ist.“ Die Summe von 30 Millionen Euro sei für eine „hochmoderne stationäre Versorgung der Säuglinge gut investiert“, so Unna.
In dem neuen Trakt werden über vier Etagen Frühgeborene und Säuglinge versorgt, eine Behandlung in den Bereichen Neonatologie (Behandlung von Neu- und Frühgeborenen), Chirurgie und Pädiatrie ist möglich. Je 20 Betten in zwölf Zimmern sind in den Bereichen untergebracht, dazu kommen vier zusätzliche Intensivbetten in Anschluss an die Intensivstation. Die Angehörigen können in den neuen Zimmern rund um die Uhr bei den Kindern bleiben. „Die Familien werden es wertschätzen, sich in diesem angemesseneren Bau voll um die Gesundheit ihrer Kinder kümmern zu können“, sagte Kinderkrankenhaus-Direktor Weiß.