Die neue Einrichtung soll noch im kommenden Jahr ihren Betrieb aufnehmen. Eine Informationsveranstaltung ist ebenfalls geplant.
Entlastung für den NeumarktStadt Köln gibt Standort für neues Suchthilfezentrum bekannt

Das erste Kölner Suchthilfezentrum soll auf einer Fläche am Perlengraben/Wilhelm-Hoßdorf-Straße entstehen. Dort befindet sich eine kleine Wiese zwischen den beiden Straßen.
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Nach langer Suche hat die Stadt Köln einen Standort für ein neues Suchthilfezentrum gefunden. Wie die Verwaltung am Freitag (19. Dezember) mitteilte, soll dieses auf einer Grünfläche am Perlengraben/Wilhelm-Hoßdorf-Straße entstehen. Der Stadtrat soll über diese Pläne in seiner Sitzung am 5. Februar entscheiden. Ursprünglich war auf dem Grundstück, das der Stadt gehört, ein Spielplatz vorgesehen. Als Ausgleich dafür sollen nun die Planungen für Spielflächen an der Huhnsgasse und Vor den Siebenburgen priorisiert werden.
Der Festlegung auf den Standort für das Suchthilfezentrum in der Altstadt-Süd sei ein intensiver Prüfprozess von Flächen und Gebäuden vorausgegangen, heißt es in einer Mittelung der Verwaltung. Wie berichtet, war eine Voraussetzung, dass sich die Fläche in einem Umkreis von einem Kilometer Entfernung zum Neumarkt befindet, Abstände zu Kinder- und Jugendeinrichtungen eingehalten werden und möglichst wenig Belastungen für die Anwohnenden, etwa durch Ausgestaltung der Zugangswege, entstehen.
Neues Zentrum soll Drogen-Hotspot Neumarkt entlasten
In unmittelbarem Umfeld des Grundstückes befinden sich keine Kitas, allgemeinbildende Schulen oder ähnliche Einrichtungen, Gastronomie oder Geschäftstreibende, teilt die Stadt mit. Zwar gibt es in der Nähe ein Berufskolleg, das jedoch von einer älteren Schülerschaft besucht wird. In der Nähe des Eingangsbereichs und der Vorderseite der Einrichtung sei keine direkte Nachbarschaft vorhanden.
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In dem neuen Suchthilfezentrum sollen abhängige Menschen zum einen Drogen konsumieren können, zum anderen sollen sie sich nach Vorbild eines im schweizerischen Zürich entwickelten Modells dort aufhalten, duschen und mit Sozialarbeitern austauschen können. In den vergangenen Monaten hatte sich die Situation um die offene Drogenszene am Neumarkt zugespitzt. Vor allem der Konsum von Crack hat stark zugenommen. Die neue Einrichtung ist für eine Zeit von fünf Jahren vorgesehen, mit einer Option der Verlängerung um weitere fünf Jahre.
Kölner Hilfezentren werden nach Modell aus Zürich entstehen
Um das Konzept aus Zürich umzusetzen, müssen noch zwei weitere Suchthilfezentren entstehen, zwischen denen sich die drogenabhängigen Menschen hin- und herbewegen sollen. Eines davon ist im Rechtsrheinischen, ein weiteres im Linksrheinischen vorgesehen. Dieses könnte im bestehenden Drogenkonsumraum am Hauptbahnhof integriert werden. Polizeipräsident Johannes Hermanns und die CDU hatten zudem Kalk als Standort ins Spiel gebracht.
„Mit diesem Suchthilfezentrum können wir suchtkranken Menschen noch besser helfen. Gleichzeitig verfolgen wir damit das Ziel, den öffentlichen Raum rund um den Neumarkt endlich zu entlasten“, sagt Oberbürgermeister Torsten Burmester. Die aktuelle Situation sei für niemanden hinnehmbar – weder für die Suchtkranken noch für die Anwohnenden und Passanten. „Mit dem neuen Angebot machen wir einen wichtigen Schritt in der Hilfe für Schwerstsuchtkranke und tragen zum anderen dem berechtigten Wunsch der Kölnerinnen und Kölner nach mehr Sicherheit und Sauberkeit Rechnung.“
Der wachsende Crack-Konsum hat zu spürbar mehr Verelendung geführt
Sozialdezernent Harald Rau zeigt sich ebenso zuversichtlich, dass mit dem neuen Suchthilfezentrum die Lebenssituation der Drogensüchtigen verbessert wird. „Der wachsende Crack-Konsum hat zu spürbar mehr Verelendung geführt“, so Rau.
Ziel der Verwaltung ist es, dass das neue Suchthilfezentrum mit Drogenkonsumraum noch im kommenden Jahr seinen Betrieb aufnimmt, der rund um die Uhr geplant ist. Sobald das Suchthilfezentrum eröffnet wird, soll der Drogenkonsumraum am Neumarkt geschlossen und an den neuen Standort des Suchthilfezentrums verlagert werden.
Geprüft werden derzeit die Möglichkeiten einer Fertigbauweise in Modulbau oder Containerbau. Auch deshalb könne die Stadt zu den Kosten derzeit noch keine Angaben machen. Werden alle drei Suchthilfezentren realisiert, würde der jährliche Haushaltsplan mit rund 14 Millionen Mehrkosten belastet.
Selbst für die am Perlengraben vorgesehene Einrichtung ist die Finanzierung noch ungeklärt. Rau hofft unter anderem auf Fördergelder, doch auch in diesem Fall wird der Stadtrat am Ende weiteres Geld freigeben müssen. Die Verwaltung versteht den Konzeptentwurf nach eigenen Angaben als Arbeitspapier, das der Politik zur weiteren Beratung zur Verfügung gestellt wird. Für die Anwohnerschaft plant die Stadt eine Informationsveranstaltung. Sie soll am Dienstag, 20. Januar, um 18 Uhr im VHS Forum im Rautenstrauch-Joest-Museum, Cäcilienstraße 29-33, stattfinden.
Breite Zustimmung bei den Fraktionen des Kölner Stadtrates für neues Suchthilfezentrum
Bei den Fraktionen des Stadtrates stoßen die Pläne der Verwaltung auf breite Zustimmung. „Ein wichtiger Schritt ist gemacht. Mit dem geplanten Standort in der Innenstadt kommen wir beim ersten Kölner Suchthilfezentrum voran“, sagte am Freitag Christiane Martin, Fraktionsvorsitzende der Kölner Grünen: „Die vorgesehene 24/7-Betreuung ermöglicht einen sicheren Rahmen für den Konsum und eine bessere Kontrolle. Damit verbessern wir die Hilfe für suchtkranke Menschen und entlasten gleichzeitig den öffentlichen Raum am Neumarkt und an anderen Plätzen.“
Für die CDU-Fraktion äußerte sich deren Vorsitzender Bernd Petelkau: „Das neue Konzept und die Verlagerung des Standorts vom Neumarkt an die Wilhelm-Hoßdorf-Straße ist richtig. Das Suchthilfezentrum ermöglicht echte Hilfe für schwerstabhängige Menschen und schafft zugleich die Voraussetzung, den Neumarkt von der Drogenszene zu befreien.“
Christian Joisten, der Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion, erklärte: „Das Suchthilfezentrum ist ein notwendiger und richtiger Schritt, um schwerstabhängigen Menschen Schutz, medizinische Begleitung und Hilfe in sicherer Umgebung zu bieten. Angesichts des stark zunehmenden Crack-Konsums brauchen wir jetzt wirksame und niedrigschwellige Angebote.“
Isabel Gerken, Co-Vorsitzende der Linke-Fraktion, sagte: „Endlich gibt es eine realistische Lösung, nah genug an der Szene am Neumarkt. An diesem Standort sind die Hilfs- und Beratungsangebote für die schwer Suchtkranken gut erreichbar. Er ist außerdem geeignet, weil das Grundstück bereits der Stadt gehört und verkehrsgünstig liegt.“

