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28 Länder in 340 TagenJil Füngeling aus Zülpich hat tausende Follower auf Instagram

Lesezeit 5 Minuten

Lächeln, Sandstrand und fertig ist das Bild für Instagram: Der Zülpicherin Jil Füngeling folgen in dem sozialen Netzwerk knapp 60 000 Menschen.

  1. Mit 20.000 Euro Budget hat Jil Füngeling aus Zülpich eine Weltreise gemacht und 28 Länder bereist.
  2. Unter dem Namen „jileileen“ folgen ihr auf Instagram mittlerweile fast 60.000 Menschen.
  3. Um zu sparen, verzichtete sie auf großen Luxus und ernährte sich täglich von Haferflocken.
  4. Wieso ihr Traum vorher fast geplatzt wäre und wie sie ihren Freund auf der Weltreise kennenlernte.

Zülpich – Jil Füngeling hat die Welt gesehen – zumindest große Teile von ihr. Die 24-jährige Zülpicherin hat bereits 55 Länder bereist, allein 28 davon innerhalb eines Jahres. Am 4. Januar 2018 brach sie auf eine Reise ins Unbekannte auf. Drei Monate zuvor hatte sie den Entschluss gefasst, die Welt zu entdecken und ihr Gespartes zu opfern.

„Ich habe zunächst jeden Flug aufgelistet und ermittelt, was er ungefähr kostet“, sagt Füngeling, die für ihre Weltreise ein Budget von 20.000 Euro zur Verfügung hatte. Als sie am 10. Dezember wieder in Zülpich ankam, hatte sie genau 18.990 Euro ausgegeben. Die Erfahrungen und die Erlebnisse seien aber unbezahlbar gewesen, sagt die gelernte Einrichtungsberaterin.

Einen ihrer Träume hat die 24-Jährige mit dem Spaziergang – und einer Pause – auf der Chinesischen Mauer verwirklicht.

Zum Essen gab es täglich Haferflocken

Von Frankfurt ging es zunächst nach Tansania, genauer gesagt nach Sansibar. Was dann folgte, war eine 340 Tage lange Reise, die der 24-Jährigen nach eigenem Bekunden immer noch eine Gänsehaut bereitet. Damit sie während der Weltreise nicht den Überblick über ihre Finanzen verlor, rechnete sie jeden ausgegebenen Euro aus der Landeswährung um. „Ich habe mich eigentlich täglich von Haferflocken ernährt“, sagt Füngeling schmunzelnd: „Ich habe durchschnittlich nur 55 Euro pro Tag ausgegeben – und das inklusive aller 54 Flüge, Unterkünfte, Essen und Trinken sowie Aktivitäten.“

Ursprünglich habe sie vorgehabt, sich von ihrem verdienten Geld ein Auto zu kaufen. „Ich bin so froh, dass ich das Geld nicht in Blech investiert habe. Wie heißt es so schön: Sammele keine Dinge, sondern Momente. Das habe ich getan“, berichtet die Zülpicherin, die auf ihrer Reise unbedingt über die Chinesische Mauer spazieren und nach Australien wollte. Beides habe sich mehr als gelohnt.

55 Länder hat Jil Füngeling schon bereist.

Lediglich auf den Bahamas habe sie sich ein Hotel gegönnt, ansonsten habe sie immer in Hostels geschlafen. „Auf Sri Lanka sogar für zwei Euro auf einer kleinen Matratze hinter der Rezeption, weil kein Bett mehr frei war“, so Füngeling.

Auf Instagram hat sie jeden, der wollte, mit auf ihre Reise genommen. „Eigentlich war es nur eine Art digitales Tagebuch für meine Familie und Freunde“, erinnert sich die 24-Jährige. Doch ihre Authentizität und ihr Mut, in der vermeintlich perfekten Instagram-Welt auch mal ein unperfektes Bild zu posten, kam bei den Followern an. Täglich wurde die Fangemeinde größer.

Mittlerweile folgen ihr auf Instagram fast 60.000 Menschen

Mittlerweile folgen der Zülpicherin auf ihrem Account „jileileen“ fast 60.000 Menschen – Tendenz steigend. Als Influencerin möchte sie aber nicht bezeichnet werden. Influencer sind Menschen, die aufgrund ihrer starken Präsenz und ihres hohen Ansehens in Sozialen Netzwerken als Träger für Werbung und Vermarktung infrage kommen. „Ich mag den Begriff nicht, er ist oft negativ behaftet. Ich würde mich eher als Creator bezeichnen“, sagt Füngeling: „Ich kreiere Momente und liebe es, die Menschen mit auf meine Reisen zu nehmen.“

Deshalb berichtet sie über ihre Erlebnisse nicht nur auf Instagram, sondern auch auf Messen. „Ich helfe Menschen dabei, selbst eine Weltreise zu planen, oder berate junge Menschen bei ihrem Gap Year“, erklärt sie. Als „Lückenjahr“ wird der Zeitraum zwischen zwei wichtigen Lebensabschnitten junger Menschen bezeichnet, zum Beispiel die Zeit nach dem Abitur.

Eigentlich hat Jil Füngeling Angst im Dunkeln

Dabei war lange nicht klar, ob sich Füngeling selbst traut, auf Weltreise zu gehen. „Ich habe Angst im Dunkeln. Ich rufe dann eigentlich immer meine Mama an“, sagt sie schmunzelnd. Die Lust, die Welt zu entdecken, sei aber letztlich größer gewesen als die Angst vor der Nacht. Auf die lange Reise habe sie sich vor allem mit dem Internet vorbereitet. Tage und Nächte seien dafür draufgegangen. Wichtig sei gewesen, den Kontakt zu Freunden kurz vor dem Start auf ein Minimum zu reduzieren. „Das habe ich aus Selbstschutz gemacht, weil ich Angst vor dem Abschiedsschmerz hatte.“

See

Der See mit Spiegel.

Auf dem Trip um die Welt habe sie nicht eine Tube Sonnencreme oder Duschgel gekauft. „In Hostels gibt es Fächer, in die Abreisende den Kram, den sie nicht mehr brauchen, reinlegen. Der steht dann den Gästen frei zur Verfügung. Ich habe also nicht ein Jahr lang nicht geduscht“, erklärt die 24-Jährige.

In San Diego lernte sie ihren Freund kennen

An manchen Flughäfen habe sie extra nach einem Stempel für ihren Reisepass fragen müssen. „Die Einreise funktioniert oft digital“, sagt sie. Besonders gerne erinnert sich die Zülpicherin an San Diego zurück. Dort hat sie ihren Freund kennengelernt. „Wir haben uns direkt gut verstanden und dann ganz viele Whatsapps geschrieben“, sagt sie über den Holländer, der die Reiselust mit „Jileileen“ teilt.

Die etwa 200 Kilometer, die sie aktuell voneinander entfernt sind, seien kein Problem. „Wir waren bereits wesentlich mehr Kilometer voneinander getrennt“, sagt sie und schaut auf ihr Tattoo „Where to next“. Dieses „Und wohin jetzt“ ist zum Lebensmotto Füngelings geworden, die aufgrund ihrer vielen Follower auf Instagram zu einer Influencerin geworden ist – auch wenn sie es nicht sein möchte – und Werbepartner gewonnen hat. Und für die Reisen mittlerweile nicht mehr ihr Erspartes aufbrauchen muss.

Ein Bild mit See, wo eigentlich keiner ist

Der Lempuyang-Luhur-Tempel ist eine hinduistische Tempelanlage im Nordosten Balis – und ein sehr beliebtes Fotomotiv. Das „Tor zum Himmel“ lockt scharenweise Touristen aus aller Welt an. Bild über Bild wird auf Instagram gepostet, auf dem irgendwer in einer mehr oder weniger spirituell-angehauchten Pose zwischen den beiden Türmen posiert, dahinter der Mount Agung, davor eine Spiegelung, die vermuten lässt, dass sich vor dem gespaltenen Tor eine große Wasserfläche befindet.

„Vom See ist da keine Spur. Die Touristen kreieren sich das Foto mitunter selbst. Der See ist nichts weiter als die Reflektion eines Spiegels, der unter das Smartphone oder die Kamera geschoben wird“, erklärt Jil Füngeling. Auch die 24-jährige Zülpicherin machte auf ihrer Weltreise an der Tempelanlage Halt, nachdem sie zuvor fünf Stunden mit dem Motorroller unterwegs war. Und schoss natürlich auch zwei Foto für ihren Instagram-Account: ein echtes und ein gemogeltes.

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Der See ohne Spiegel.