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Pelletheizung kaufen oder warten?Heizungsbauer in Rhein-Sieg sind voll ausgelastet

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Bernd Schöllgen, stellvertretender Obermeister der Innung Sanitär-Heizung-Klima Bonn Rhein-Sieg, und Heinz Guido Odenthal (v.l. ) neben einer Pelletts-Heizung.

Rhein-Sieg-Kreis – Es klingt wie eine Überlastungsanzeige, aber die Heizungsbauer in der Region haben auch einen Plan, wie der derzeitige Ansturm auf sie abgemildert werden kann sowie Empfehlungen für Heizungsbesitzer.

„Die Heizungsbranche in der Region ist zu 100 Prozent ausgelastet“, stellte Bernd Schöllgen, der stellvertretende Obermeister der Innung Sanitär-Heizung-Klima Bonn Rhein-Sieg gestern in seinem Betrieb in Alfter fest. Mit dem Obermeister Guido Odenthal gemeinsam hatte er die Presse eingeladen, weil es so nicht weitergehen kann. 40 Mitarbeiter hat Schöllgen und „es gibt einfach kein Material mehr und auch keine Luft-Wärme-Pumpen.“ Außerdem kann er den derzeit verbreiteten Wunsch zum Austausch der Heizung oft nicht erfüllen: „Alte Anlagen lassen sich nicht eins zu eins austauschen.“

Kampagne der Innung

Die Innung reagiert darum gerade mit einer Kampagne. Dabei geht es um die Einstellung von Heizungen, die Dämmung von Rohren und anderen Heizungsteilen sowie einen kleinen Heizungscheck. „Wenn dein Gas wirklich drei bis viermal so teuer wird, versuchst du doch zuerst mal, dass die eigene Heizung wirklich läuft“, versucht Schöllgen zu erklären. Die Heizung ist laut Schöllgen „das vergessene Kind im Keller, das Geld wird abgebucht. Erst wenn die Abbuchung sehr hoch wird, dann fällt sie auf.“ Warten statt umrüsten lautet also die Devise.

Stellt sich zunächst die Frage, haben die Installateure denn dafür Zeit? „Wir haben als Firma einen Kundendienst mit Kapazitäten. Und gerade wegen der Lieferengpässe sind dort derzeit Termine frei“, sagt Schöllgen. Seiner Erfahrung nach bietet eine solche Wartung ein Einsparpotenzial von zehn bis 20 Prozent. „70 Prozent der Anlagen laufen mit Werkseinstellung. Eine solche Heizung macht die Wohnung auf jeden Fall warm, aber vielleicht zu viel.“ Bei der Wartung wird die Funktion von Thermostatventilen geprüft. „Wir bekommen nicht selten im Heizkörper die Flocken von 30 Jahren zu sehen“, berichtet der erfahrene Handwerker: „Es gibt aber auch einiges, was Heizungsbesitzer selbst tun könnten.“ Dazu gehört zum Beispiel, die Rohrleitungen im Keller zu dämmen. „Das kann jeder selbst machen. Jetzt noch vor dem Winter.“

Fachkräftebedarf „riesig“

Ein riesiges Problem lässt sich freilich nicht mit Wartung lösen: Der Fachkräftebedarf in der Branche ist laut Schöllgen „riesig“: „Wir kompensieren das mit Ausbildung und liegen weit über den Zahlen der vorigen Jahre – auch dank eines verbesserten Images. 120 oder 140 Lehrlinge haben wir in der Region eingestellt.“ Doch: „Eins ist aber klar. Wir werden weniger. Die geburtenstarke Jahrgänge sind durch. Wir müssen gucken, dass wir das auf die Kette kriegen.“

Krieg und Klimawandeln drücken gerade weiter aufs Gas. „Es gibt Öl und Gas. Von beidem will die Regierung weg, vom Öl schon länger“, sagt Schöllgen: „Zum Heizen gibt es aber nur zwei Alternativen: Strom – wenn es geht, mit der Sonne unterstützt – und Pellets. Die bestehen aus einem regionalen Stoff, der dann verbrannt wird.“ Dies sei meist Sägemehl. Er ist überzeugt, dass die Verbrennung CO2-neutral erfolgt: „Vermodert Holz im Wald, gibt es dieselbe Menge CO2 ab wie bei der Verbrennung.“ Der Preis von Pellets sei zwar gestiegen, aber sie würden „nicht an der Börse gehandelt. Da kümmert sich kein Putin drum, und auch kein Händler in Saudi-Arabien zittert mit dem Finger.“

Schöllgen ist auch überzeugt, dass der etwas gestiegene Preis für Pellets wieder fällt, und zwar „rechtzeitig vor dem Winter, so dass die Leute Pellets tanken können“. Der Preis für die Pellets habe sich zwar veranderthalbfacht, aber das sei doch immer noch nur die Hälfte vom Ölpreis, gibt er zu bedenken. Die Pelletheizung koste zwar das Doppelte einer herkömmlichen Heizung, werde aber gefördert. Teils mit 50 Prozent, wie er wisse: „Wer es geschickt anstellt mit einer Beratung, der kann sogar mehr zurückbekommen.“

Schöllgen: „Wir bauen derzeit zwei Pelletanlagen in der Woche ein, da die gerade lieferbar sind. Alle Wärmepumpen sind bis Jahresende geschoben. Gerade trudeln erst die Wärmepumpen ein, die wir am Jahresanfang bestellt haben. Selbst eine Beratung hat gerade zwei bis drei Monate Vorlauf für einen Termin. Direkt helfen wir nur jemandem im Winter, wenn eine Heizung kaputtgeht.“