„Die Kunst des Verschwindens“Melanie Raabe las in Wiehl aus ihrem neuem Roman

Bei der Lesung im evangelischen Gemeindehaus verriet die Bestsellerautorin Melanie Raabe, dass ihr neues Buch viel mit ihren Wurzeln in Wiehl zu tun hat.
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Melanie Raabe wirkt entspannt. Und das, obwohl sie nach einem Blick in den Saal des evangelischen Gemeindehauses zu Beginn ihrer Lesung meint: „So viele bekannte Gesichter, das ist ziemlich aufregend.“
Auf Einladung der Buchhandlung Hansen & Kröger war die Autorin, aufgewachsen in Wiehl, mittlerweile seit gut 20 Jahren Wahlkölnerin, ins Oberbergische gekommen, um ihren im Oktober erschienenen Roman „Die Kunst des Verschwindens“ vorzustellen, eine mysteriöse, magische und doch in der Realität verankerte Geschichte zweier Frauen.
Im Gespräch mit Buchhändler Mike Altwicker erzählt sie von sich, von Kreativität und davon, dass sie sich in ihrem Roman, dem mittlerweile fünften, nach vier Thrillern, ganz angekommen, sehr zu Hause gefühlt habe.
Wiehler Sommernachtstraum
„Die Kunst des Verschwindens“ startet mit einer literarischen Verbeugung vor Shakespeares „Sommernachtstraum“ – eine sehr bewusste Wahl, wie Raabe berichtet, nachdem sie den Einstieg vorgelesen hat.
Denn dieses Stück hat mit ihren Wurzeln in Wiehl zu tun. Dort stand sie 2007 im Ensemble des Schauspielstudios Oberberg als Elfenkönigin Titania auf der Bühne des Theaters, unter der Regie von Schauspielerkollege Jörn Kolpe. Dessen Inszenierung habe sie zu den ersten Passagen über die Hauptpersonen Ellen und Nico inspiriert.
Schon als Teenager gerne gelesen
„Ich mag Shakespeare sehr“, verrät Raabe und erzählt von ihrem Großvater, der ihr eine Shakespeare-Ausgabe auf Englisch schenkte, die sie als Teenager mit Genuss las. Es gibt durchaus Parallelen zwischen Raabes Roman und dem Sommernachtstraum. Beide beschäftigen sich mit Traum und Wirklichkeit, mit Begegnung und Verlust, mit Verwandlungen und Verwundungen.
Erste Zeilen des Buches entstanden im Lockdown Anfang 2020. Eigentlich eine anstrengende, zutiefst verunsichernde Zeit. „Doch“, so sagt die Autorin, „Literatur lässt den Umständen entfliehen. Da ich in diesem Buch von meinen ganz persönlichen Themen erzählt habe, ließ es sich sehr leicht schreiben.“ Das Buch sei „ein Mix aus allem, was mich beim Lesen anzieht.“
In einer Buchbesprechung hieß es, Melanie Raabe habe ein neues Genre kreiert. Ein Genre, das zwar von der Magie der Begegnung erzählt, das Phänomene wie Alltagsrassismus, Stalking und sexuelle Belästigung ebenso wenig ausblendet, wie die Schattenseite des Ruhms, die Schauspielerin Ellen schmerzhaft erfährt.
„Ich habe mit darüber Gedanken gemacht, wie Menschen auf Stars reagieren“, erzählt Raabe und merkt lachend an, dass sie selbst nicht allzu häufig auf der Straße erkannt wird. Und sie ist froh darüber: „Ich bin ein introvertierter Mensch, der Energie aus dem Alleinsein schöpft. Natürlich mag ich Gespräch, doch ich brauche auch meinen Raum für mich.“