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Fachpersonal fehltKinder im Kreis Euskirchen warten mehr als ein Jahr auf Schwimmkurs

Lesezeit 6 Minuten

Die Kinder, die an den Seepferdchen-Kursen teilnehmen, sind bereits acht oder neun Jahre alt. 

Kreis Euskirchen – Die Freibadsaison ist im vollen Gang – auch der Strand am Zülpicher Wassersportsee ist bei gutem Wetter gefüllt. Für Nichtschwimmer ist die Abkühlung im Wasser aber nicht immer zu empfehlen. Denn: Wenn die rote Fahne am Strand weht, gibt es keine Badeaufsicht.

Das will die Seepark gGmbH jetzt ändern und hat sich daher mit einer Pressemeldung auf die Suche nach ausgebildeten Schwimmmeistern, Rettungsschwimmern sowie Wasser- und Strandaufsichten gemacht.

Am Strand ist baden auch ohne Aufsicht möglich

Bei dem Strand handelt es sich um eine Badestelle, nicht um ein Freibad. Deshalb ist dort der Gang ins Wasser auch ohne Aufsicht möglich – auf eigene Gefahr. Die Parkverwaltung wolle aber freiwillig eine Badeaufsicht zur Verfügung stellen. „Wir suchen deshalb dringend ausgebildete Rettungsschwimmer, möchten aber auch angehenden Badeaufsichten die Möglichkeit der Aus- und Fortbildung geben“, sagt Seepark-Geschäftsführer Christoph Hartmann.

Anders sieht es bei den Freibädern im Kreis und im weiteren Einzugsgebiet aus. Thomas Engelmayer ist Badleiter im Rosenbad Gemünd und sagt: „Aktuell haben wir zwar genug Leute, aber es ist immer knapp.“ Generell finde man kaum Rettungsschwimmer und der Job des Bademeisters ist in seinen Augen unterbezahlt: „Das ist eine Riesen-Verantwortung. Man muss immer aufmerksam sein und im Ernstfall Menschenleben retten. Dafür ist es nicht gut genug bezahlt.“

Schwimmkurse im Rosenbad fallen aus

Theoretisch gibt es auch Schwimmkurse im Rosenbad. Aktuell müssen die jedoch ausfallen. Zu wenig Personal, erklärt Engelmayer. „Das ist generell ein bisschen schwierig in Freibädern, weil es immer unsicher ist, ob ein Kurs stattfindet, weil das Wetter stimmen muss“, sagt er. Das führe wiederum dazu, dass der Posten des Kursleiters für viele wenig attraktiv sei, weil der Job mit vielen Unsicherheiten verbunden sei.

Auch Helmut Weißkirchen, Bademeister im Heimbacher Freibad, blickt beunruhigt in die Zukunft: „Aktuell haben wir genug Bademeister, nämlich zwei – und wir brauchen auch nur zwei. Aber wenn ich nächstes Jahr in Rente gehe, könnte das anders aussehen.“

Personalmangel bestehe aber vor allem bei den Rettungsschwimmern. „Es kommt ein bisschen drauf an, wie voll es ist. Wenn wir viele Besucher haben, brauchen wir schon so drei bis vier Rettungsschwimmer. Dann haben wir um die 2500 Leute im Bad“, berichtet er.

Besucherzahlen müssen eingeschränkt werden

Sollte das Personal an die Belastungsgrenze stoßen, so müsse die Badleitung die Besucher reduzieren, so Weißkirchen: „Wir haben aus der Corona-Zeit übernommen, dass man sich vor einem Besuch anmelden muss, damit wir eine Übersicht haben, wie viele Leute sich im Bad befinden. Wenn wir zu wenig Personal haben, müssen wir die Besucherzahlen einschränken.“

Auch die Anzahl der Kurse, vor allem der hauseigenen, habe sich durch den Personalmangel verringert, sagt Weißkirchen. Warum die Berufe rund um das Becken aktuell so unbeliebt sind, erklärt sich der Schwimmmeister so: „Man muss arbeiten, wenn andere frei haben, wenn es heiß ist. Und die Arbeit ist auch eine körperliche Belastung, die auch auf den Kreislauf gehen kann.“

Früher, als er vor 49 Jahren mit dem Beruf angefangen habe, hätten Bademeister noch ihre Freizeit im Schwimmbad verbracht. Im Sommer habe sich dort ein Großteil seines Lebens abgespielt.

Diesen Sinn für die Berufung des Schwimmmeisters hätten heute nicht mehr viele Menschen, bestätigt auch der Euskirchener DLRG-Bezirksvorstand Matthias Wessel. Ihm zufolge fehlen im gesamten Kreis vor allem Rettungsschwimmer, aber auch Schwimmmeister.

Eröffnung spätestens 2024 geplant

Neues Schwimmbad in Weilerswist

In Zusammenarbeit planen der Sharky Sportsclub und die Wellenbrecher Schwimmschule den Bau eines neuen Schwimmbads in Weilerswist, wie diese Zeitung berichtete.

Seit Januar steht nun fest, wo die Schwimmschule gebaut werden soll: in direkter Nachbarschaft zur Kita in der Bertha-Benz-Straße. Das teilte Sharky-Geschäftsführer Martin Becker auf Anfrage dieser Zeitung mit.

Finanzierung

Mit einigen Hürden hatten die Kooperationspartner bezüglich der Finanzierung zu kämpfen. Nach dem Ausbruch des Ukrainekriegs habe man von einem holländischen Partner Abstand nehmen müssen, da der als Hauptenergieträger auf Gas gesetzt habe. Nun seien die Organisatoren aber „auf der Zielgeraden“ mit neuen Bauplänen, die Becker zufolge ausschließlich regenerative Energien vorsehen.

Spätestens nach den Sommerferien wollen die Partner den Bauantrag einreichen. Eine Eröffnung sei nach den Sommerferien 2023, spätestens aber im Jahr 2024 geplant, sagt Becker.

Durch Corona und die Flut, die etwa das Hallenbad in Kall und das Waldfreibad an der Steinbach beschädigte, sei zudem die Zahl der Kinderkurse stark zurückgegangen. „Wir können aktuell davon ausgehen, dass zwei Jahrgänge an Kindern darauf warten, schwimmen zu lernen. Die Situation wird dramatisch verschlechtert, weil wir durch die zerstörten Bäder auch weniger Rettungsschwimmer ausbilden können.“ Und weniger Rettungsschwimmer bedeuten auch weniger andere Kurse – denn beim DLRG müssen die Kursleiterinnen und Kursleiter mindestens das Silberabzeichen tragen.

Nachfrage für Badeaufsichten ist groß

In Dahlem kümmert sich unter anderem die Wasserwacht des DRK darum, Kindern das Schwimmen beizubringen. Dietmar Etten, Vorsitzender des Ortsverbands, bestätigt: „Durch Corona staut sich die Anzahl der Kinder, die dieses Jahr schwimmen lernen, natürlich.“ Auch die Nachfrage für Badeaufsichten sei hoch. „Wir unterstützen an den Wochenenden als Badeaufsichten, aber vor allem unter der Woche können viele unserer Rettungsschwimmer nicht, weil sie arbeiten müssen.“

Auch die Betreiber des Schwimmbads Vogelsang suchen nach Badeaufsichten, unter anderem auf der Homepage. Vor allem an den Wochenenden mangele es an Rettungsschwimmern, heißt es auf der Webseite. Auf Nachfrage bestätigt Betriebsleiter Ulrich Groebel, dass es vor allem schwierig sei, eine durchgängige Aufsicht über die gesamten Öffnungszeiten des Schwimmbads zu gewährleisten.

Überfüllte Wartelisten bei Kinderschwimmkursen

An Kursleitern mangele es im Vogelsang-Bad dagegen nicht. Überfüllt seien die Wartelisten für das Kinderschwimmen dennoch. Länger als ein Jahr müssen die Kinder Groebel zufolge teils warten, bis sie einen Platz erhalten. Selbst mit mehr Kursleitern sei das nicht zu stemmen, sagt er, da man bei mehr Kursen auch zeitlich kaum mehr Kapazitäten habe.

Simone Schridde von der Schwimmschule Wellenbrecher bestätigt ebenfalls: „Der Andrang an Kindern ist so groß wie nie.“ Als Gründe dafür nennt sie Corona und die Flut. „Wir versuchen natürlich, jede mögliche Lücke in Schwimmbädern zu nutzen, um Kurse anzubieten. Oft klappt das auch“, so Schridde weiter. Eltern, die keinen Kursplatz für ihre Kinder ergattert haben, erinnert sie an die Online-Kurse der Schwimmschule. „Da lernt man, wie man seinen Kindern das Schwimmen selbst beibringen kann“, sagt sie.

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Sehr gefragt seien aktuell vor allem die Einzelkurse, vor allem bei Kindern, die schon länger auf einen Platz warten. „Eine Neunjährige, die mit Fünfjährigen schwimmen lernt, das passt oft nicht so richtig. Die Älteren lernen meistens das Schwimmen dann auch schneller. Aber die Einzelstunden sind natürlich auch immer sofort voll“, erklärt Schridde.

Die Schwimmschule suche zudem auch händeringend nach Kursleitern, die als Rettungsschwimmer ausgebildet sein müssen.