Die Kamera schwenkt auf Cristiano Ronaldo. Der Fußballer aus Portugals Nationalmannschaft soll einen Freistoß schießen. Doch was macht er erst mal? Cristiano Ronaldo spuckt aufs Fußballfeld. 

Damit ist der Superstar nicht allein. Im Fernsehen sieht man gerade häufig, wie die Fußballer bei der Europameisterschaft aufs Feld spucken. Hat das etwas mit der vielen Bewegung beim Sport zu tun? Nein, sagt der Arzt Jan-Christoffer Lüers. Der Fachmann für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde erklärt: „Der Körper produziert bei Anstrengung eher weniger Speichel als mehr.“

Hätte das Spucken etwas mit Sport zu tun, müsste man außerdem auch andere Sportlerinnen und Sportler spucken sehen. „Bei den meisten Sportarten spuckt jedoch nie jemand, nicht bei der Leichtathletik, nicht bei Eishockey und auch nicht die Fußballerinnen“, sagt Jan-Christoffer Lüers. Das Spucken sei deshalb eher ein Gehabe der Fußballer. Das habe etwas mit ihren Gedanken und Gefühlen zu tun, meint der Arzt. 

„Die Fußballer spucken vor allem, wenn sie unter Druck stehen: vor dem Anstoß, einem Freistoß oder einem Elfmeter zum Beispiel.“ Sie wissen dann, dass die Kameras sie filmen und die Zuschauer und Gegner sie genau beobachten. „Dann ist das Spucken eine Möglichkeit, mit der Aufregung umzugehen und davon abzulenken“, meint Jan-Christoffer Lüers. Der Fußballer wolle allen zeigen: Ich bin stark, ich schaffe das. 

Ekelig findet der Arzt das Spucken nicht. Speichel enthalte meist keine Bakterien, sondern Stoffe, die uns beim Zerkleinern des Essens helfen. „Spucke ist sogar fast wie ein Medikament“, sagt Jan-Christoffer Lüers. „Wenn sich ein Wildtier verletzt, leckt es sich die Wunde, um sie zu reinigen.“

Bakterien befinden sich in der Spucke vor allem, wenn jemand krank ist. Selbst dann würde sich durchs Spucken auf den Platz wohl niemand daran anstecken, glaubt der Arzt. „Wenn ich mit dem Arm oder dem Trikot in Spucke falle, passiert gar nichts.“ (dpa)