Nach Explosionen und Schüssen auf Häuser im Ruhrgebiet ermittelt die Polizei im Rockermilieu. Einige Taten sollen auf das Konto zweier Männer gehen - und ein Racheakt an ihren einstigen Bossen sein.
KriminalitätErmittler: Ex-Hells-Angels üben Rache für Ausschluss
![Nach mehreren Straftaten mit Bezug in die Rockerszene wurden die Ermittlungen bei der Polizei Dortmund gebündelt](https://static.ksta.de/__images/2025/02/13/b07d244d-18fd-44e4-94c7-7448f27ae797.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1420&fm=jpeg&s=0d3b407a18e949078c3009f93dbf5163)
Nach mehreren Straftaten mit Bezug in die Rockerszene wurden die Ermittlungen bei der Polizei Dortmund gebündelt
Copyright: Bernd Thissen/dpa
Nach gefährlichen Schuss- und Sprengstoff-Attacken auf Wohnhäuser im Ruhrgebiet gehen die Ermittler von einem internen Streit bei der Rockergruppierung Hells Angels aus. Zwei frühere Mitglieder des als kriminell geltenden Motorradclubs sollen für Schüsse auf ein Wohnhaus in Holzwickede und nächtliche Explosionen an Haustüren in Bochum und Oberhausen verantwortlich sein. Ein 33-Jähriger und ein 25-Jähriger sitzen nach ihrer Festnahme durch Spezialeinsatzkräfte in Bochum unter anderem wegen versuchten Mordes in Untersuchungshaft, wie die Ermittler berichten.
Ermittler: Aktionen sollten Ausschluss rächen und einschüchtern
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es sich bei den Attacken um Racheaktionen handelt. Sie sollen auch Führungspersonen der Hells Angels im Ruhrgebiet gegolten haben. Hintergrund soll der Ausschluss des 33-Jährigen aus den Hells Angels nach klubinternen Streitigkeiten gewesen sein, wie der Leiter der Ermittlungen bei der Polizei Dortmund, Denis Andric, erläuterte.
„Die Taten sollten als Einschüchterung dienen, nach dem Motto „wir möchten so nicht rausgeschmissen werden““, so Andric weiter. Der ermittelnde Staatsanwalt Henner Kruse spricht von einer Racheaktion, nachdem die beiden Freunde bei ihren einstigen Mitrockern in Ungnade gefallen seien.
![Nennt die Attacken «Racheaktionen» von Ex-Hells-Angels, die bei der Rockergruppe in Ungnade gefallen seien: Staatsanwalt Henner Kruse](https://static.ksta.de/__images/2025/02/13/d6748035-85d3-4230-89ce-7a2fc82e4082.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1528&fm=jpeg&s=f7762c452f66a36ce259ac7dfb5ac967)
Nennt die Attacken „Racheaktionen“ von Ex-Hells-Angels, die bei der Rockergruppe in Ungnade gefallen seien: Staatsanwalt Henner Kruse
Copyright: Bernd Thissen/dpa
Bei ihren Attacken sollen die beiden Tatverdächtigen hohe kriminelle Energie an den Tag gelegt haben: Erst in Bochum dann in Oberhausen waren in dieser Woche mitten in der Nacht an Haustüren von Mehrfamilienhäusern platzierte, vermutlich selbstgebaute Sprengsätze explodiert. Türen wurden zerstört, Treppenhäuser beschädigt. Über das Kennzeichen des rücksichtslos davonrasenden hochmotorisierten Fahrzeugs und weiteren Ermittlungen war die Polizei schließlich den beiden Bochumern auf die Spur gekommen.
Scharfe Munition verfehlte ein schlafendes Mädchen
Wenige Tage zuvor, am 7. Januar, sollen sie etwa 60 Schüsse aus einem automatischen Gewehr auf das Haus eines 52-Jährigen in Holzwickede abgefeuert haben. Verletzt wurde niemand. Jedoch habe in dem Haus zum Tatzeitpunkt ein Mädchen geschlafen, in dessen Umgebung die scharfe Munition Schäden anrichtete. Die Staatsanwaltschaft stuft dies daher als heimtückischen Mordversuch ein.
Ob sie für weitere Taten verantwortlich seien, sei Gegenstand der noch am Anfang stehenden Ermittlungen in dem Komplex, sagte Staatsanwalt Henner Kruse.
Schweigende Opfer erschweren Ermittlungsarbeit
So war der 52-Jährige zwei Tage nach den Schüssen auf sein Haus von seiner Frau mit einer wenige Stunden alten Schusswunde an der Leiste in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Woher die schwere aber nicht lebensgefährliche Verletzung stammt, ist unklar. Denn: Diejenigen, denen die Anschläge gegolten haben, sprechen nicht mit der Polizei. „Kooperationsbereitschaft ist nicht vorhanden“, sagte Andric.
Ob Bezüge zu weiteren ähnlich gelagerten Schussattacken auf Wohnhäuser im Ruhrgebiet sowie ein Tattoostudio in Dortmund im Januar bestehen, werde weiter geprüft. Ermittelt wird auch gegen einen 38-Jährigen aus Bochum, der möglicherweise den Sprengstoff besorgt und zusammengerührt haben soll. Ob auch er vor den Haftrichter komme, sei noch unklar, so der Staatsanwalt.
Nach der Häufung solcher Taten mit Bezügen in die Rockerszene waren am Montag die Ermittlungen bei der Polizei Dortmund gebündelt worden, auch um eine weitere Eskalation zu verhindern. Von dem zügigen Ermittlungserfolg solle auch das Signal an die Bevölkerung ausgehen, dass der Rechtsstaat durchsetzungsfähig sei, sagte Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange.
Mitglieder der Rockergruppierung Hells Angels sind, wie auch die der in NRW inzwischen verbotenen Bandidos, in der Vergangenheit immer wieder durch schwere Straftaten aufgefallen. Das Landeskriminalamt beobachtet die Szene als Teil der Organisierten Kriminalität. (dpa)