In den Landesunterkünften wird sie schon an Geflüchtete verteilt, bald sollen die Bezahlkarten überall ausgegeben werden. Doch erste Städte lehnen eine Einführung ab - so auch die Landeshauptstadt.
MigrationspolitikFlüchtlings-Bezahlkarte: Mehrere Großstädte machen nicht mit
Mehrere Großstädte in Nordrhein-Westfalen wollen bei der vorgesehenen flächendeckenden Einführung einer Bezahlkarte für Geflüchtete nicht mitmachen. Nun lehnt auch die Landeshauptstadt Düsseldorf mit knapper Ratsmehrheit die Karte ab. Auch in Dortmund, Aachen, Münster und Krefeld wird die Guthabenkarte, die Bargeldzahlungen an Flüchtlinge ersetzen soll, absehbar nicht kommen, wie eine dpa-Umfrage ergab.
Im Düsseldorfer Stadtrat setzten sich am Donnerstag SPD, Grüne, Linke und die Partei-Klima-Fraktion mit einem gemeinsamen Antrag erfolgreich dafür ein, auf die Einführung zu verzichten.
Das Argument: Da Geld ohnehin nur in Ausnahmefällen bar ausgezahlt werde, sondern in der Regel auf ein Konto, sehe man keine Vereinfachung oder Verbesserung, sondern allein eine Stigmatisierung von Geflüchteten.
Was die Karte bezwecken soll
Die Bezahlkarte soll unter anderem verhindern, dass Geld an Schleuser oder Familien in den Heimatländern fließt und soll Kommunen bei der Verwaltung entlasten.
Die schwarz-grüne Landesregierung hat Anfang des Jahres bereits mit der Verteilung in den Landeseinrichtungen für Geflüchtete begonnen. Sie strebt eigentlich eine landesweite Einführung der Bezahlkarte an - ab dem zweiten Quartal soll die Ausgabe an Geflüchtete in den kommunalen Einrichtungen folgen.
Flickenteppich befürchtet
In der Verordnung zur Bezahlkarte hatte die Landesregierung den Städten, Kreisen und Gemeinden allerdings die Möglichkeit eingeräumt, sich aktiv gegen die Bezahlkarte zu entscheiden („Opt-out-Regelung“). Schon jetzt zeichnet sich der deshalb unter anderem vom Städtetag befürchtete Flickenteppich bei der Bezahlkarte ab.
Während einige - darunter Bochum, Duisburg und Köln - noch keine Entscheidung getroffen haben und auf die ausstehende Klärung von Details verweisen, gibt es andernorts bereits ein politisches Votum dagegen: Schon im vergangenen Oktober machte der Rat der Stadt Aachen seine Ablehnung der Bezahlkarte deutlich. Man sehe keine Vorteile gegenüber der aktuellen Praxis, jedoch viele Nachteile für die Nutzer, erklärt dazu eine Sprecherin.
Bargeld werde hier ohnehin nicht ausgezahlt: Geflüchtete erhalten ihr Geld in der Regel per Überweisung auf ein Girokonto, in seltenen Fällen als Schecks. So soll es auch in Krefeld bleiben: Hier hat der Rat der Stadt noch kurz vor Weihnachten entschieden, die Bezahlkarte in den kommunalen Flüchtlingseinrichtungen nicht einzuführen.
Dortmunder SPD: Karte soll Problem lösen, das es nicht gibt
In Dortmund haben die Fraktionen von SPD und Grünen mit ihrer Ratsmehrheit ebenfalls angekündigt, die Einführung einer Bezahlkarte stoppen zu wollen. Die Karte solle ein Problem lösen, das es nicht gebe, heißt in einer Mitteilung der SPD-Fraktion: Es gebe keine Hinweise auf flächendeckenden Missbrauch von Sozialleistungen, die einen so tiefgreifenden Eingriff in die Rechte der Asylbewerber rechtfertigen würden.
Das sah auch eine Ratsmehrheit im Dezember in Münster so: Die Stadt setze seit Langem vorrangig und erfolgreich auf Geldleistungen, heißt es in einer Mitteilung. „Es sind keine Hinweise auf missbräuchliche Handlungen oder Transfers von Leistungen ins Ausland in nennenswertem Umfang erkennbar.“ (dpa)