Die Prozesse geben einen Eindruck von der Brutalität, mit der die Drogenbanden ihre Konflikte ausgetragen haben. Für besonders «schmutzige Arbeiten» wurden Handlanger aus den Niederlanden engagiert.
Konflikt unter DrogenbandenGefesselt und gefoltert - Prozess zum „Kölner Drogenkrieg“

Dort begann der dritte Prozess zum „Kölner Drogenkrieg“. (Foto Illustration)
Copyright: Federico Gambarini/dpa
Sie sollen andere Männer gefoltert und ihnen mit dem Tod gedroht haben: Mit dem dritten Prozessstart binnen drei Tagen ist die juristische Aufarbeitung des „Kölner Drogenkriegs“ weitergegangen. Vor dem Kölner Landgericht sind drei Niederländer im Alter von 21, 24 und 30 Jahren wegen gemeinschaftlicher Geiselnahme und gefährlicher Körperverletzung. Dem 30-Jährigen wird zudem ein Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen.
Laut Staatsanwaltschaft sollen die Angeklagten von Mitgliedern einer Kölner Drogenbande Ende Juni 2024 beauftragt worden sein, Informationen über einen kurz zuvor erfolgten Raub von 350 Kilogramm Marihuana zu beschaffen. Den aus Amsterdam angereisten Angeklagten sei hierfür ein unbekannter Geldbetrag geboten worden. Am ersten Verhandlungstag schwiegen sie vor Gericht.
In einer Lagerhalle in Hürth sollen die Angeklagten die ehemaligen Bewacher der geraubten Drogen dann regelrecht gefoltert haben. Die Opfer seien gefesselt und mit „einem massiven Kabel“ geschlagen worden, zeitweise seien ihnen Plastiktüten über den Kopf gezogen worden. Einem Mann sei mit einem „Macheten-artigen Messer“ in den Arm geschnitten worden. Ihm sei gedroht worden, „dass ihm die Fußnägel gezogen, Zehen abgeschnitten oder er mit heißem Wasser übergossen würde“, sagte die Staatsanwältin.
Opfer sollen über Stunden misshandelt worden sein
Unterstützung bei der „Befragung“ sollen die Angeklagten von einem Unbekannten erhalten haben, der per Videotelefonie zugeschaltet worden sei. Wiederholt seien Todesdrohungen ausgestoßen und durch die „andauernde und fortgesetzte Gewaltanwendung“ unterstrichen worden. Mehrere Stunden sollen die Opfer in der Gewalt der Angeklagten gewesen sein, ehe die Polizei, durch einen Hinweisgeber alarmiert, die Männer befreite und die Angeklagten festnahm.
Der Raub der 350 Kilogramm Marihuana hatte nach Erkenntnissen von Ermittlern eine Gewaltspirale ausgelöst, bei der mehrere Sprengsätze explodierten und Häuser in verschiedenen Städten beschossen wurden. Bereits am Mittwoch hatte vor dem Kölner Landgericht ein Prozess gegen drei mutmaßliche Mitglieder der Drogenbande begonnen. Seit Donnerstag steht zudem ein Mann vor Gericht, der Mittäter einer weiteren Geiselnahme in dem Tatkomplex sein soll. (dpa)