Die junge Frau war gefesselt und geknebelt. Aber sie konnte zu ihrem Tablet robben und um Hilfe rufen. Der vorbestrafte Angeklagte ist ein ehemaliger Nachbar. Er muss für viele Jahre ins Gefängnis.
ProzesseLandgericht verhängt zwölf Jahre Haft gegen Vergewaltiger

Das Landgericht Mönchengladbach hat einen einschlägig vorbestraften Mann unter anderem wegen besonders schwerer Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung zu zwölf Jahren Haft verurteilt. (Symbolbild)
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Vor acht Monaten hatte ein Vergewaltigungsfall in Viersen für Aufsehen gesorgt: Das heute 22-jährige Opfer hatte sich damals gefesselt und geknebelt zu einem Tablet gerobbt, es mit der Nase geöffnet und um Hilfe gerufen. Das Landgericht Mönchengladbach hat den vorbestraften Täter nun wegen besonders schwerer Vergewaltigung, gefährlicher Körperverletzung, Freiheitsberaubung und erpresserischen Menschenraubs zu zwölf Jahren Haft verurteilt.
Die Strafkammer entsprach damit der Forderung des Staatsanwalts. Zur Begründung nannte die Vorsitzende Richterin nicht nur die langfristige Traumatisierung des Opfers. Sie hob auch „das planvolle Vorgehen des Angeklagten“ und die vielen von ihm verwirklichten Straftatbestände hervor.
Nachbarin unter Vorwand in Wohnung gelockt
Der 53-Jährige hatte die Vorwürfe umfassend eingeräumt. Laut Anklage hatte er am Mittag des 7. August 2024 bei seiner Nachbarin in einem Mehrfamilienhaus geklingelt und sie wegen einer Schnittverletzung um Hilfe gebeten. So brachte er die junge Frau dazu, ihm in seine Wohnung zu folgen.
Dort hatte der Mann die damals 21-Jährige gewürgt, gefesselt, mit einem Messer bedroht, geknebelt und vergewaltigt. Nachdem die junge Frau aus Angst die Pin ihrer Bankkarte genannt hatte, soll er sie zurück in ihre Wohnung gebracht, dann gefesselt und geknebelt und in einen Kleiderschrank gesperrt haben. Da die Frau die Tür offenbar durch starkes Wippen aufdrücken konnte, zog er die Fesseln nach und ließ die Frau auf dem Boden zurück.
„Er kommt in fünf Minuten wieder“
Während der Täter mit der Bankkarte loszog, konnte die Frau zu ihrem Tablet robben. Es gelang ihr, das Gerät mit der Nase zu entsperren und erfolgreich Hilferufe an ihre Schwester und ihren Schwager abzusetzen. In den Audiodateien bat sie: „Bitte ruf' die Polizei, mein Nachbar hat mich vergewaltigt und in meiner Wohnung gefesselt. Er kommt in fünf Minuten wieder“. Sie wurde nach knapp zweistündigem Martyrium befreit.
Der 53-Jährige wurde kurz darauf von der Polizei entdeckt. Als er flüchten wollte, wurde er von einem Passanten gestoppt. Der Angeklagte hatte die aktuelle Tat unter laufender Bewährung begangen. Das Amtsgericht Hamm hatte den Mann wegen eines ähnlichen Falls verurteilt. Das Urteil ist bisher nicht rechtskräftig. (dpa)