Nach Kritik an den gemeinsamen Abstimmungen der CDU mit der AfD ist das Verhältnis zwischen den Kirchen und der Union getrübt. Das dürfte auch ein Thema bei einem großen Bischofstreffen sein.
Frühjahrstreffen der BischöfeWie politisch darf die Kirche sein?

Die Deutsche Bischofskonferenz will bei ihrer Frühjahrsvollversammlung im Kloster Steinfeld bei Aachen über ihr Verhältnis zu den politischen Parteien beraten. (Archivbild)
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Wie politisch darf die Kirche sein? Das ist ein Thema für die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz, die am Montag im Kloster Steinfeld in Kall im Bistum Aachen beginnt. Parallel zum Bundestagswahlkampf hatte es einen Schlagabtausch zwischen den beiden großen Kirchen und den Unionsparteien gegeben.
Der Berliner Vertreter der Bischofskonferenz, Karl Jüsten, und die Vertreterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anne Gidion, hatten die gemeinsamen Abstimmungen der Unionsparteien mit der AfD im Bundestag kritisiert. Beide verurteilten auch die Tonlage der von den C-Parteien geführten Migrationsdebatte. Ihre Pläne zur Begrenzung der Migration enthielten Punkte, „die unserer Auffassung nach rechts- bzw. verfassungswidrig sind oder geeignet erscheinen, die Grundpfeiler der Europäischen Union zu erschüttern“, hieß es in einem Schreiben an Abgeordnete.
Söder: Kirchen sind für „christliche Themen“ da
Unionspolitiker reagierten darauf verärgert. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) legte den Kirchen mehr politische Zurückhaltung nahe - sie sollten sich wieder mehr auf „christliche Themen“ wie den Schutz des ungeborenen Lebens konzentrieren, so Söder. Zudem warnte er sie: „Nicht vergessen, wer am Ende noch an der Seite der Institution Kirche steht. Das sind nämlich wir. Nicht, dass irgendwann man ganz plötzlich alleine steht. Denkt mal darüber nach.“
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx parierte dies mit den Worten: „Das bestimmen wir selber, was wir sagen und wo wir etwas sagen.“ Die Kirche habe einen „Auftrag für das Gesamte der Gesellschaft“ und nicht nur für rein religiöse Angelegenheiten.
Einzelne Bischöfe mit Kritik an CDU nicht einverstanden
Allerdings gibt es auch einzelne Bischöfe, die mit der Kritik am Abstimmungsverhalten der CDU nicht einverstanden waren. So sagte der konservative Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, er halte eine parteipolitische Positionierung von Bischöfen für falsch und sei verärgert über das Vorgehen von Jüsten. Andere Bischöfe teilen dem Vernehmen nach zwar die Kritik am Abstimmungsverhalten der CDU und an ihrer Migrationspolitik, vertreten aber die Ansicht, dass sich die Kirche so kurz vor der Bundestagswahl besser hätte zurückhalten können.
Einigkeit besteht innerhalb der Bischofskonferenz über die Notwendigkeit einer klaren Distanzierung von der AfD. Schon vor einem Jahr hatten die Bischöfe in der Erklärung „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“ klargemacht, dass rechtsextreme und rechtsradikale Parteien für Christinnen und Christen nicht wählbar seien. Zudem stellten die Bischöfe klar: „Die Verbreitung rechtsextremer Parolen - dazu gehören insbesondere Rassismus und Antisemitismus - ist überdies mit einem haupt- oder ehrenamtlichen Dienst in der Kirche unvereinbar.“
Auch Helmut Schmidt beschwerte sich über die Kirchen
Die Frage, wie viel politische Einmischung der Kirchen erlaubt ist, kommt immer wieder auf. Vor der Bundestagswahl von 2017 hatte Söder die Kirchen auch schon ermahnt, dass sie „weniger Politik machen“ sollten. Während sich heute eher rechte und konservative Parteien über die Kirchen beklagen, war es früher umgekehrt.
Die heftigste Auseinandersetzung gab es im Wahljahr 1980: Damals ließen die katholischen Bischöfe von den Kanzeln einen Hirtenbrief verlesen, in dem sie kaum verhohlen dazu aufriefen, CDU/CSU zu wählen. Der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt war empört: „Die Kirchen haben im Tagesgeschäft nichts verloren“, polterte der SPD-Politiker. „Die sollen sich gefälligst um das Grundsätzliche kümmern.“
Die Bischöfe beschäftigen sich bei ihrer bis Donnerstag dauernden Versammlung bei Aachen auch mit der Wirkung einer vor zehn Jahren zu Umweltfragen veröffentlichten Enzyklika von Papst Franziskus sowie mit der Lage von Christen im Nahen Osten, besonders in Syrien. Außerdem wollen sie über den Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, den Synodalen Weg, und die im Oktober zu Ende gegangene Weltsynode in Rom sprechen. Zudem sollen wieder Fragen von Aufklärung und Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche eine Rolle spielen. (dpa)