AboAbonnieren

VerbraucherpreiseInflationsrate sinkt im Januar unerwartet - Energie billiger

Lesezeit 3 Minuten
CO2-Preis heizt Inflation an (Archivbild)

CO2-Preis heizt Inflation an (Archivbild)

Die Teuerung in Deutschland schwächt sich zu Beginn des neuen Jahres überraschend ab. In für Verbraucher wichtigen Lebensbereichen gibt es Entspannung. Dabei spielt die Konjunkturflaute eine Rolle.

Der Preisdruck auf Verbraucher in Deutschland geht zu Jahresbeginn überraschend zurück. Im Januar verteuerten sich Waren und Dienstleistungen nur noch um 2,3 Prozent gemessen am Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten mitteilte. Im Dezember waren die Verbraucherpreise noch um 2,6 Prozent zum Vorjahresmonat gestiegen. 

Von Dezember auf Januar sanken die Verbraucherpreise insgesamt um 0,2 Prozent. Ökonomen erwarten, dass die Inflation in den kommenden Monaten weiter abflaut - auch weil die schwache Konjunktur Preiserhöhungen für Unternehmen erschwert. 

 „Faustdicke Überraschung“ 

Im Januar war Tanken und Heizen laut der Statistiker günstiger als ein Jahr zuvor. So verbilligte sich Energie um 1,6 Prozent und dämpfte damit die Inflationsrate. Zudem schwächte sich der Anstieg der Lebensmittelpreise auf 0,8 Prozent ab, nachdem hier im Dezember noch ein Plus von 2,0 Prozent stand. Dagegen verteuerten sich Dienstleistungen wie Versicherungen und Gaststättenbesuche im Januar weiter überdurchschnittlich um 4,0 Prozent - nach 4,1 Prozent im Dezember. 

„Für Verbraucher beginnt das Jahr mit einer positiven Meldung“, sagte Michael Heise, Chefökonom beim Vermögensverwalter HQ Trust. „Preisermäßigungen bei Nahrungsmitteln und Pauschalreisen gegenüber Dezember 2024 haben dazu wesentlich beigetragen.“ 

Sebastian Becker, Volkswirt bei Deutsche Bank Research, sprach von einer „faustdicken Überraschung“. Und Ulrike Kastens, Volkwirtin Europa, DWS, beim Deutsche-Bank-Fondsanbieter DWS schrieb: „Erstmals seit Mai 2024 lag der Preisanstieg bei Nahrungsmitteln wieder unter einem Prozent. »

 

Für das Deutschlandticket müssten Verbraucher nun mehr zahlen (Archivbild)

Für das Deutschlandticket müssten Verbraucher nun mehr zahlen (Archivbild)

Dass der Preisauftrieb im neuen Jahr noch erhöht bleiben würde, hatten viele Volkswirte erwartet - nicht aber einen solch deutlichen Rückgang. Denn die Anhebung des CO2-Preises je Tonne Kohlendioxid (CO2) von 45 auf 55 Euro zum 1. Januar 2025 verteuert Benzin, Heizöl und Gas tendenziell. Zudem ist der Preis für das Deutschlandticket, das bundesweit Fahrten in Bussen und Regionalbahnen ermöglicht, gestiegen.

Inflation dürfte vorerst erhöht bleiben 

Im Jahresverlauf dürfte die Inflation weiter abflauen. Ökonomen erwarten eine durchschnittliche Rate von etwas über zwei Prozent und damit ein ähnliches Niveau wie 2024. Damals lag die Inflationsrate in Deutschland im Mittel bei 2,2 Prozent.

Vorerst dürfte die Inflation aber über der Marke von 2,0 Prozent bleiben. Timo Wollmershäuser, Konjunkturchef am Ifo-Institut, rechnet sogar mit einer Rate von etwa 2,5 Prozent in den kommenden Monaten - höher als das Ziel der EZB. Für den Euroraum insgesamt gelten 2,0 Prozent Inflation als Preisstabilität. 

„Gute Nachricht für Haushalte“

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 war die Inflation in Deutschland nach oben geschossen, Energie und Lebensmittel verteuerten sich rasant. 2023 lag die Inflationsrate bei 5,9 Prozent und 2022 bei 6,9 Prozent. Verbraucher konnten sich in der Folge für einen Euro deutlich weniger leisten. 

Die abgeflaute Inflationsrate sei nun eine gute Nachricht für die Haushalte, sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. „Denn mit steigenden Einkommen sind auch die gegenüber früher höheren Preise langsam wieder bezahlbar.“

Schwache Konjunktur dämpft Inflation

Auch die schwache Wirtschaft in Deutschland dürfte dazu beitragen, dass die Inflation in den kommenden Monaten tendenziell sinkt, meinen Ökonomen. „In einem schwierigen konjunkturellen Umfeld sind Preisüberwälzungen nur schwer umsetzbar“, sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. 

 

Das Leben in Deutschland hat sich in den vergangenen Monaten wieder stärker verteuert (Symbolbild)

Das Leben in Deutschland hat sich in den vergangenen Monaten wieder stärker verteuert (Symbolbild)

Positiv aus Sicht vieler Ökonomen: Auch die Inflationsrate ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel ging im Januar zurück: Auf 2,9 Prozent - nach 3,3 Prozent im Dezember. Diese Kerninflation bildet die grundlegende Teuerung ab und stellt den Inflationstrend nach Meinung vieler Ökonomen besser dar als die Gesamtrate.

Das Abflauen der Inflation in Europas größter Volkswirtschaft dürfte der EZB Spielraum für weitere Zinssenkungen geben. Sie hatte erst am Donnerstag den für Banken und Sparer wichtigen Einlagenzins auf 2,75 Prozent gesenkt. Ökonomen erwarten, dass der Zins bis Sommer auf 2,0 Prozent fällt, denn auch im Euroraum insgesamt flaut die Inflation ab. VP-Bank-Chefvolkswirt Gitzel meint: „Die EZB hat grünes Licht für weitere Zinssenkungen.“ (dpa)