„Ein Schlachtfeld“Keira Knightley erzählt ungeschönt über die Geburt ihrer Tochter
Wohl jeder erinnert sich an die Bilder von Herzogin Kate, wie sie, ihr Neugeborenes im Arm, vor dem Krankenhaus steht, im hübschen Kleid, und lächelt. Nur wenige Stunden nach der Geburt. Als wäre nichts gewesen. Als hätte sie das Kind im Vorbeigehen bekommen.
Die Realität ist natürlich eine andere: Die meisten Mütter sehen kurz nach der Entbindung alles andere als topfit aus und können schon gar nicht fluffig schön posieren.
„Ich erinnere mich an das Schlachtfeld“
Zu ihnen gehört auch Schauspielerin Keira Knightley. In einem Aufsatz mit dem Titel „The Weaker Sex“ (dt.: „Das schwächere Geschlecht“), aus dem Refinery29 Auszüge veröffentlicht hat, erzählt sie von der Geburt ihrer Tochter im Jahre 2015. Und berichtet darin schonungslos ehrlich, wie heftig und intensiv sie diese erlebt hat.
„Mein Vagina ist gerissen“, schreibt sie darin, „du kamst heraus mit offenen Augen. Die Arme in der Luft. Schreiend. Sie haben dich mir auf den Bauch gelegt, du warst voller Blut, Käseschmiere, dein Kopf war von der Geburt deformiert. Pulsierend, nach Luft schnappend, schreiend.“
Knightley beschreibt, wie existenziell, aber auch brachial diese Geburtsmomente für sie waren. „Ich erinnere mich an die Scheiße, das Erbrochene, das Blut, die Stiche“, erzählt sie, „ich erinnere mich an das Schlachtfeld. Dein Schlachtfeld und dein Leben pulsieren. Überleben.“
Sie verneigt sich durch diese Beschreibung aber auch vor der Kraft und der Leistung der Mütter, indem sie abschließend fragt: „Und ich bin das schwächere Geschlecht? Bist du es?“
Herzogin Kate als Vorbild setzt Mütter unter Druck
Die Bilder von der makellosen, strahlenden Kate würden dagegen ein ganz anderes Bild von Geburten vermitteln, schreibt Knightley. Und Mütter damit unglaublich unter Druck setzen. Sie selbst erinnere sich noch sehr gut an die Fernsehbilder. Schließlich sei ihre Tochter damals nur einen Tag vor Prinzessin Charlotte auf die Welt gekommen.
„Verbirg es. Verbirg unseren Schmerz, unsere aufgerissenen Körper, unsere tropfenden Brüste, unsere tobenden Hormone“, kommentiert Knightley Kates TV-Auftritt vor dem Krankenhaus: „Sieh schön aus. Sei stylisch, zeig nichts von deinem Schlachtfeld, Kate. Sieben Stunden nach deinem Kampf mit Leben und Tod, sieben Stunden, nachdem dein Körper aufgebrochen wurde und blutiges, schreiendes Leben herauskam. Zeig es nicht. Sag es nicht. Steh einfach nur da mit deinem Mädchen und lass dich von ein paar männlichen Fotografen ablichten.”
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Mütter und Väter werden am Set anders behandelt
Den Anspruch, wie genau Frauen auszusehen und sich zu verhalten hätten, diesen Sexismus, das erlebe sie auch am Arbeitsplatz. „Sei nett, sei unterstützend“, würde es da heißen. „Sei hübsch, aber nicht zu hübsch. Sei dünn, aber nicht zu dünn. Sei sexy, aber nicht zu sexy. Sei erfolgreich, aber nicht zu erfolgreich. Zieh diese Kleider an, sieh so aus, kaufe dieses Zeug.“
Auch Mütter und Väter würden bei der Arbeit komplett unterschiedlich behandelt. Sie würde pünktlich, gut vorbereitet und voller Ideen und Meinungen am Set erscheinen. Obwohl sie zuvor wegen ihrer Tochter die halbe Nacht wach war. „Manchmal weine ich, weil ich so müde bin.“ Die männlichen Kollegen dagegen könnten zu spät kommen, ihre Texte vergessen, herumschreien und Dinge durch die Gegend werfen, sogar betrunken ankommen. „Sie sehen ihre Kinder nicht. Sie müssen ja arbeiten und sich konzentrieren.“
Immer wieder äußert sich Keira Knighley zu den Themen Gleichberechtigung, Feminismus und Mutterschaft. Ihr Aufsatz erschien als Beitrag im Sammelband „Feminists Don't Wear Pink (And Other Lies)” (dt.: „Feministen tragen kein Pink (Und andere Lügen)“). (iwo)