Sechs Minuten Spektakel, sechs Stunden Vorbereitung: Ein Feuerwerk aufzubauen ist mühselig. Die Vorbereitungen am letzten Kirmestag in Eitorf.
237 Kracher mit Schwarzpulver<br>So bereiten Weco-Mitarbeiter das Feuerwerk bei der Eitorfer Kirmes vor
Mit dem großen Abschlussfeuerwerk endet traditionell die Eitorfer Kirmes. Stunden zuvor sind Pyrotechniker Kevin Klein und sein Team von Weco am Siegufer mit den Vorbereitungen beschäftigt.
Zu viert stehen sie am frühen Dienstagabend auf dem Siegdamm, genau hinter der Sporthalle der Sekundarschule. Ein Höhenfeuerwerk aufzubauen, ist eine stundenlange und mühselige Bastelei. „Heute brauchen wir etwa sechs bis sieben Stunden“, sagt Klein, kurze Hose, Base-Cap nach hinten gedreht, die Hände voll mit Schwarzpulver.
Weco-Feuerwerk: Der Pyrotechniker arbeitet sonst in der Buchhaltung
Zunächst haben sie mehrere Blöcke mit Glasfaser-Röhren aus ihrem Lkw geladen und mit einfachen Holzbrettern zusammengeschraubt. Sie bilden die Abschussvorrichtung. Einige sind so breit wie sein Arm, in die meisten könnte Klein problemlos hinein fassen. Das lässt er nun aber lieber bleiben, denn die Rohre sind bereits befüllt.
In jedem stecken unterschiedlich große Pakete, von den Technikern „Bomben“ genannt. „Wir verschießen heute ein reines Höhenfeuerwerk, deswegen müssen es etwas größere Kracher sein“, erklärt der 32-Jährige. Normalerweise arbeite er bei Weco in der Buchhaltung, denn Großfeuerwerke gibt es ja nicht jeden Abend. Den Pyrotechniker-Schein habe er nebenbei gemacht.
In der Hand hält Klein einen Zettel mit dem Programmablauf. „Den hat ein Kollege schon geschrieben.“ 273 Kracher sollen heute in die Luft gehen, sie tragen Namen wie „Flower crown“, „Atomic Sohn“ und „Bozo the clown“ – und haben viel mehr Wumms an Bord als eine normale Silvesterrakete. „So eine hat 20 Gramm Nettoexplosivmasse, unsere über 300“, sagt Klein.
Am gefährlichsten seien aber die Knaller in den kleineren Rohren. „Das sind die Blitzknallbomben. Von denen steigen am Anfang und am Ende je drei nach oben und machen nichts außer einem großen Knall“, so der 32-Jährige.
Abschluss-Feuerwerk der Eitorfer Kirmes wird mit einem Knopf am Startpult gezündet
Seine Helfer sind gerade dabei, die Zünddrähte zu verbinden, die in einem Modul zusammenlaufen – eine mühselige Arbeit. „Wenn es losgeht, drücke ich einfach den Knopf an meinem Startpult. Der Impuls wird über Funk ausgelöst. Das Feuerwerk brennt dann selbstständig ab.“ Sein Team wird währenddessen einen Gehörschutz tragen, auch die Feuerwehr wird da sein, das ist vorgeschrieben.
Zwei Stunden später: Die Kirmesmeile ist am letzten Abend noch einmal gut gefüllt. Wie Kevin Klein es angekündigt hat, steigen um 21 Uhr zunächst die Blitzknallbomben empor. Lautlos ziehen sie einen Funken sprühenden Schweif, bevor sie mit drei lauten Donnerschlägen das Feuerwerk eröffnen.
Nach dem Höhenfeuerwerk in Eitorf überprüft die Feuerwehr das Turnhallendach
Die Musik an den Fahrgeschäften stoppt, die Beleuchtung erlischt. Tausende Menschen schauen auf die bunten Farben am Himmel. Genau sechseinhalb Minuten dauert das Spektakel, wieder steigen die Blitzknallbomben empor. Als die Produktschau der Firma Weco vorüber ist, brandet lauter Jubel auf.
An der Abschussstelle herrscht indes Hektik: Die Feuerwehr überprüft mit der Drehleiter und einer Wärmebildkamera das Turnhallendach. Im Umkreis von 30 Metern riecht es nach verbranntem Schwarzpulver, die Zünddrähte liegen auf dem Boden. Klein und seine Helfer checken die Rohre.
Einige der Bomben haben nicht gezündet, Klein zieht sie vorsichtig heraus und legt sie in einen Karton. „Das kann halt immer passieren. Das Gerät hat mir eine intakte Stromverbindung gemeldet, aber es ist natürliche Chemie, da klappt nicht immer alles“, sagt er. Insgesamt sei der Ablauf aber gelungen. Am Riesenrad sind die Lichter wieder an – noch eine letzte Runde, dann ist die Eitorfer Kirmes 2023 Geschichte.