Das Entsorgungsunternehmen Remondis will am Rande des Deponiegeländes zwischen Köttingen und Liblar neue Hallen bauen. Viele Bürger sind beunruhig – sie organisierten eine Informationsveranstaltung.
ErweiterungspläneBürger in Erftstadt sind wegen neuer Hallen auf Deponiegelände beunruhigt

Bürger und Vertreter von Remondis diskutierten im Rathaus über die Pläne zur Erweiterung des Verwertungszentrums (VZEK).
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Es sollte ein runder Tisch sein, wurde aber nur ein halbrunder. Moderator Bernd Rupprecht prägte diesen Begriff, der sich schnell durchsetzte. Bürger und Vertreter von Remondis diskutierten über die Pläne zur Erweiterung des Verwertungszentrums (VZEK) – ohne die Stadtverwaltung und ohne offizielle politische Vertreter.
Dieses Verfahren hatte die Mehrheit aus CDU, FDP und Freien Wählern im Stadtentwicklungsausschuss so beschlossen. Einzig die Fraktion Aufbruch ’22 hatte dagegen gestimmt, Grüne und SPD hatten sich enthalten.
Bürger hatten die Diskussionsrunde in Eigenregie organisiert
Im VZEK wird Müll sortiert und verwertet. Seit das Entsorgungsunternehmen seine Planungen, vorgestellt hat, am Rande des Deponiegeländes zwischen Köttingen und Liblar dafür neue Hallen zu bauen, sind viele Bürger vor allem in den beiden am meisten betroffenen Stadtteilen beunruhigt. Deshalb haben sie die Diskussionsrunde in eigener Regie organisiert.
Nicolas Müller, Niederlassungsleiter bei Remondis, stellte den rund 50 Besuchern im großen Sitzungssaal des Rathauses das Projekt noch einmal vor. Nahe dem Gut Sophienwald soll in 20 Meter hohen Hallen vor allem das sortiert werden, was die Bürger in den gelben Säcken oder gelben Tonnen versenken. Ziel sei es, die Stoffe wiederzuverwenden, um so Rohstoffe und vor allem CO2 zu sparen.
Gegen den Standort hatte es bereits früher Bedenken gegeben
Die Kapazitäten des erweiterten VZEK seien nötig, um den Kreislauf zu schließen. Müller: „Am Ende soll aus einer leeren Zahnpastatube wieder eine Zahnpastatube werden und keine Parkbank.“
Gegen den Standort hatte es schon früh Bedenken gegeben, Remondis hatte daraufhin die Planung insofern geändert, dass die benötigte Fläche quasi um 90 Grad gedreht wurde. Das soll es möglich machen, die Sortierhallen gleichzeitig als Lärmschutz in Richtung Köttingen zu nutzen.
Dass die Sorgen damit nicht ausgeräumt sind, zeigte sich in vielen Wortmeldungen der Bürgerinnen und Bürger. Neben der Klage, dass wieder ein Stück Natur verloren gehe, wurde immer wieder die Belastung durch Lärm und Gestank in Feld geführt. Nach der Erweiterung sollen im VZEK 360 Menschen im Drei-Schicht-System arbeiten – also rund um die Uhr. Da sei in manchen Gebieten Köttingens an Schlaf wohl nicht mehr zu denken, fürchteten manche.

09.12.2022 Erftstadt Rund Tisch zur geplanten Erweiterung des VZEK
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Schumacher bemühte sich, die Bedenken zu entkräften. Die Lastwagen des Unternehmens bekämen neue Rückfahr-Warnsysteme, die nicht mehr schrill piepten, sonder eher quäkten . Die Hallentore öffneten und schlössen blitzschnell und lautlos, ein steter Luftstrom nach innen sorge dafür, dass kein Gestank nach außen dringe.
Das änderte nichts daran, dass vielen der Anwesenden ein anderer, weiter nördlich gelegener Standort lieber wäre. Dort ist allerdings Wald, das derzeitige Plangelände liegt auf einem Acker. Der Schutz von Wald habe Priorität, sagte Müller. Er sehe keine Chance, die Rodung genehmigt zu bekommen.
Appell: Jeder sollte versuchen, so wenig Müll wie möglich zu produzieren
Am Ende bleib die Haltung in der Zuhörerschaft gespalten. Während die einen Widerstand ankündigten und mit Klage gegen das Projekt drohten, plädierten andere dafür, im Gespräch mit Remondis das Beste für die Betroffenen herauszuholen.
Viel Beifall gab es für eine Rednerin, die dringend appellierte, jeder solle versuchen, so wenig Müll wie möglich zu produzieren: „Es darf nicht sein, dass andere Länder an unserem Müll ersticken, weil wir es nicht schaffen, Verantwortung zu übernehmen.“