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Rheinland für EntdeckerEntschleunigen mit Seeblick beim Hausbooturlaub

Lesezeit 6 Minuten

Entspannung pur bieten die Hausboote am Diersfordter Waldsee. Drei haben sogar eine finnische Sauna an Bord.

Wasser, soweit das Auge reicht. Die Weseler Stadtteile Bislich und Diersfordt sind von allen Seiten umgeben von Seen, Bächen und Wäldern. Mittendrin haben Dorothee und Volker Dingebauer einen Ferienort geschaffen: Fünf Hausboote liegen am Diersfordter Waldsee. Drei von ihnen strahlen im hellen Holz sibirischer Lärchen, die Boote „Biberburg“ und „Eisvogel“ sind dunkelgrau. „Die waren auch hell, aber das Holz dunkelt nach“, erklärt Volker Dingebauer.

Die weitere Folgen unserer Entdecker-Serie finden Sie hier.

Über einen Steg erreichen die Gäste ihre Wohnung, die Terrasse führt einmal um das Haus herum. Auf der Seeseite gibt es eine große Terrasse mit Tisch, Stühlen, Sonnenliegen und einem Hängekorb. Die Boote bieten alles, was Urlauber brauchen: Bett, Bad, Küche, Fernseher, WLAN und sogar einen Kamin. Die Wände sind dekoriert mit Tierfotos, für ein maritimes Ambiente sorgen Bullaugenfenster. Die ersten zwei Hausboote bieten Platz für vier bis fünf Personen, die neuen für zwei bis drei.

Im September 2016 eröffneten die ersten Hausboote. Im Februar 2018 folgten drei neue Boote: „Kormoran“, „Flussseeschwalbe“ und „Haubentaucher“. Ein Hausboot wiegt rund 36 Tonnen – „das musste erstmal zum Schwimmen gebracht werden“, sagt Dingebauer. Vereinbart ist, dass fünf weitere Hausboote gebaut werden dürfen. Die Dalben, die Pfähle zum Befestigen, stehen bereits.

Die Seele baumeln lassen können Gäste auf den Hausbooten von Dorothee und Volker Dingebauer und vom Boot gleich ins Wasser.

Zielgruppe Rentner und Gestresste

„Im Sommer und Herbst sind wir an vielen Wochenenden ausgebucht“, sagt Dingebauer. Anfangs kamen viele Neugierige aus der Region, heute kommen Gäste aus ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich. „Die meisten bleiben drei bis vier Tage“, sagt Dingebauer. Unsere Zielgruppe sind Menschen mit Stress im Beruf, aber auch Rentner.“

Von den Hausbooten aus geht es mit dem Fahrrad knapp drei Kilometer am Diersfordter Waldsee entlang zur ersten Sehenswürdigkeit: Schloss Diersfordt. 1432 wurde es erstmals erwähnt, heute gehört es Petra und Axel Beichert. Das Paar aus Oberhausen hatte das Schloss bei einem Ausflug entdeckt. „Wir haben uns sofort in die Anlage verliebt“, erzählt Petra Beichert. 1996 kauften die beiden es und lebten mit ihren drei Kindern dort. Seit 2008 bewohnt die Familie einen anderen Teil des Geländes und nutzt das Schloss für rund 100 Veranstaltungen pro Jahr. „90 Prozent unserer Gäste sind Hochzeitsgesellschaften“, sagt Petra Beichert. „Man hat also immer mit Menschen zu tun, die wunderbar gelaunt sind.“

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Bevor die Beicherts das Gelände kauften, stand das Schloss 15 Jahre lang leer. „Es war mit Efeu überwuchert und durch Vandalismus stark zerstört“, erzählt Petra Beichert. Der Umbau dauerte drei Jahre. Heute hängen prachtvolle Kronleuchter von der Decke, die Wände sind dekoriert mit Gemälden und Fotografien. Aufwändig verzierte Spiegel und Antiquitäten stehen in den Räumen. Das Schloss wurde kernsaniert, Teile des Deckenstucks und neuer Parkettboden kamen hinzu. „Die Instandhaltung der Anlage erfordert viel Geld und Einsatz, aber der Kauf war die richtige Entscheidung“, sagt Beichert.

Sehenswürdigkeiten-Tour durch Wesel

Zwischen den Seen und Wäldern können Besucher neun Kilometer ins Stadtzentrum von Wesel radeln und sich das Berliner Tor oder den Willibrordi-Dom ansehen. Sehenswert ist auch die Friedenskirche „Zu den Heiligen Engeln“, die eine besondere Historie hat. Im 18. Jahrhundert bauten die Preußen in Wesel das Fort auf dem Fusternberg als Wehranlage zum Schutz vor Feinden. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Fort – inzwischen als Bunker genutzt – attackiert. „95 Prozent der Stadt wurden im Krieg in Schutt und Asche gelegt, doch eine Bombe, die in die Untergeschosse des Forts fiel, detonierte nicht“, erzählt Stefan Sühling, Pfarrer der Kirchengemeinde Sankt Nikolaus in Wesel.

Von 1956 bis 1958 entstand auf dem Fundament des Forts die heutige Kirche – aus Weltkriegs-Bauschutt. In diesem Jahr feiert sie ihren 60. Geburtstag und lockt durch ihre Bauweise Kunst- und Architekturinteressierte an. „Die Kirche hat die Form eines Schiffs“, sagt Sühling, „und die Dachkonstruktion aus Betonguss war für 1956 richtig cool.“ Auch das Innere ist außergewöhnlich: „In der Kirche herrscht eine Art Marktplatzatmosphäre“, erklärt der Pfarrer. „Der Raum hat eine besondere Akustik: Für guten Klang braucht es kräftigen, mutigen Gesang. Ein ungewöhnlich moderner Anblick ist auch der rot-orange-schwarze Terrakottaboden.“

Die Seele baumeln lassen können Gäste auf den Hausbooten von Dorothee und Volker Dingebauer und vom Boot gleich ins Wasser.

Am Abend wieder an den Hausbooten angekommen, können sich Gäste vom Tag erholen und ihre Füße im See baumeln lassen. Gegen eine Gebühr darf auf dem See auch geangelt werden. „Ein Gast hat mal einen sieben Kilogramm schweren Zander und einen Sechs-Kilogramm-Hecht aus dem See gezogen“, erzählt Volker Dingebauer. „Damit hatte er seine Übernachtungskosten wieder raus.“

Abends wirft ein Panoramalicht an der Außenseite sein Licht auf den See. Besucher der drei neuen Hausboote können den Tag in der finnischen Sauna an Bord ausklingen lassen – mit Blick auf den stillen See.

Kontakte und Tipps rund um den Ausflug

Hausboot Niederrhein, Schüttwich 19, 46487 Wesel. Tel: 02859 170211, Übernachtungen auf dem Hausboot ab 165 Euro pro Nacht

info@hausboot-niederrhein.de

Schloss Diersfordt, Am Schloß 3, 46487 Wesel. Tel: 02859 909630, info@schlosshotel-diersfordt.de

Friedenskirche Zu den Heiligen Engeln, Am Kirchplatz, 46485 Weselstadtinformation@weselmarketing.de

Anreise: Die Hausboote liegen im Nordwesten von Wesel in einer Seenlandschaft. Mit dem Auto fährt man auf der A 3 in Richtung Arnheim und dann in Richtung Wesel-Zentrum ab. Von der Innenstadt aus sind es etwa 15 Minuten Fahrt. Alternativ über die A 57 in Höhe Alpen Richtung Wesel abbiegen.

Einkehr: Das Restaurant „Auszeit“ bietet zeitgenössische deutsche Küche. Von Montag bis Samstag ist das Restaurant von 12 bis 15 Uhr sowie von 18 bis 22 Uhr, am Wochenende bis 23 Uhr, geöffnet. Adresse: Kornmarkt 9, 46483 Wesel. Das „Fährhaus Bislich“ ist Veranstaltungsort und Restaurant zugleich, auch Kuchen wird serviert – und das alles mit Blick auf den Rhein. Es ist täglich ab 12 Uhr geöffnet, Samstag und Sonntag von 9 bis 13 Uhr gibt es ein Frühstücksbuffet. Adresse: Marwick 26, 46487 Wesel.

Für Kinder: Im Streichelzoo können rund 64 Tiere verschiedener Arten besucht werden. Neben den Klein- und Großtiergehegen mit Ziegen, Schafen und Hausschweinen gibt es eine Vogelvoliere mit Sittichen und Kanarienvögeln. Adresse: Erholungszentrum Grav-Insel, Gravinsel 1, 46487 Wesel.

Kontrastprogramm: Friedenskirche zu den Heiligen Engeln, Am Kirchplatz, 46485 Wesel. Für Architektur- und Kulturinteressierte in Gruppen ab zehn Personen werden auf Anfrage Führungen angeboten. Sechs Euro pro Person. Informationen dazu gibt es bei der Stadtinformation Wesel, Großer Markt 11, 46483 Wesel. 02 81 2 44 98.

Für Schlechtwetter: Das LVR-Niederrheinmuseum in der Weseler Zitadelle, eine der größten erhaltenen Festungsanlagen des Rheinlands, zeigt bis Mitte September eine Ausstellung zur 200-jährigen Fahrradgeschichte am Niederrhein. Bis Mitte Oktober stellt das Museum zudem Kunst und Gegenstände aus, die die enge Verbindung von Niederrhein und Niederlande beschreiben. Das Museum ist dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Eintritt 4,50 Euro, Kinder kommen gratis rein. Adresse: An der Zitadelle 14-20, 46483 Wesel.

Das Deichdorfmuseum Bislich informiert über die Historie der Region sowie über die Geschichte des Hochwasserschutzes und des Dorflebens. Der Eintritt kostet für Erwachsene 3,80 Euro, Kinder und Jugendliche haben freien Eintritt. Das Museum ist am Samstag von 11 bis 17 Uhr und am Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Adresse: Dorfstraße 24, 46487 Wesel.