Spannender AusflugstippGewaltige Schluchten im Eifeler Mühlensteinrevier erkunden
E s ist über 200.000 Jahre her, dass bei Ettringen und bei Mendig in der Osteifel Vulkane ausbrachen, die besondere Lavaströme ausfließen ließen. Aus dem Ettringer Bellerberg und aus dem Wingertsberg bei Mendig strömten Lavamassen, die einerseits zu Zehnermeter dicken Basaltschichten wurden, deren Basalt andererseits eine große Porosität aufwies, so dass er als Mühlsteinbasalt geeignet war.
Nur sehr poröse Basalte können als Reib- und Mühlsteine verwendet werden, weil die scharfen Kanten der Poren das Getreide zerschneiden. Gibt der Müller hingegen sein Getreide zwischen Mühlsteine aus porenlosem Hartbasalt, wie er meist in der Eifel und im Westerwald abgebaut wurde, gibt es nur geschmiertes Korn, aber kein Mehl.
Römer bauten Basalt in Eifel ab
Diese Besonderheit erkannten schon im Neolithikum vor 7000 Jahren die Steinzeitmenschen und begannen damit, bei Kottenheim und Mayen Basalt für die Reibsteinherstellung abzubauen und damit auch Handel zu treiben. Richtig in Fahrt kam die Reib- und Mühlsteinherstellung erst, als die Römer die Eifel besetzten und den Basalt in großem Umfang abbauten.
Von Mayen nach Andernach an den Rhein führten vier Römerstraßen, wahrscheinlich transportierten die Römer die schweren Steine auch auf flachen Lastkähnen über die Nette. Zwei Jahrtausende lang wurden von Andernach aus Basaltmühlsteine in weite Regionen gehandelt. Durch Berechnung des Volumens der abgebauten Basaltvorkommen geht der Mendiger Archäologe Fritz Mangartz davon aus, dass im Mayener Bergbaurevier im Laufe der Jahrhunderte über 17 Millionen Handmühlen und zehntausende große Mühlsteine hergestellt wurden.
Immer wieder Tote und Schwerverletzte bei Arbeiten
Auch als sich die Römer wieder aus der Eifel zurückziehen mussten, nahm der Mühlsteinabbau im Laufe der Jahrhunderte weiter zu. Gewaltige Schluchten entstanden, bis zu 40 Meter tief gruben sich die Bergleute – Layer genannt – in die Lavaströme bei Kottenheim und Ettringen hinein. Eine gefährliche Tätigkeit, die tonnenschweren Basaltsäulen von bis zu drei Meter Durchmesser, aus den die Mühlsteine geschnitten wurden, wurden mit Hammer und Brechstange aus der Wand gelöst und fielen dann in die Tiefe. Immer wieder gab es Schwerverletzte und Tote.
Aus der Tiefe wurden die fertigen Mühlsteine mit Göpelwerken – von Pferden angetriebene Winden – heraufgezogen, später übernahmen elektrische Kräne diese Arbeit. In Mayen und vor allem in Mendig lag der hochwertige Basalt unter Bedeckung, vor allem in Mendig hatte der Laacher-See-Vulkan vor 12 800 Jahren eine bis zu dreißig Meter mächtige Bimsschicht darüber geschüttet. Da nur Schippe, Schubkarre und Eimer zur Verfügung standen, war es nicht möglich, im Tagebau an diesen Basalt zu gelangen, er wurde unterirdisch abgebaut.
Größte unterirdische Basaltbergwerk der Welt
Zu diesem Zweck gruben die Mendiger über 160 Schächte 30 Meter in die Tiefe, Mühlsteine wurden von dort nach oben gezogen. In Mendig entstand so im Laufe der Jahrhunderte das größte unterirdische Basaltbergwerk der Welt, weit über einen Quadratkilometer maßen die unterirdischen, bis zu 15 Meter hohen Hallen, die die Layer schufen. Das alte Niedermendig ist zum großen Teil unterhöhlt. Auch in Mayen entstanden unterirdische Bergwerke, auch wenn große Teile davon dem modernen Basaltabbau zum Ofer gefallen sind.
Auf Initiative des NABU-Fledermausspezialisten Andreas Kiefer wurde ein wichtiger Teil der Mayener Lavakeller unter Schutz gestellt, hier überwintern jetzt jedes Jahr weit über 100.000 Fledermäuse aus Norddeutschland und dem BeNeLux-Raum.
Tatsächlich heißen die Lavakeller dort Bierkeller, denn in Mayen und Mendig wurde Bier gebraut, im 19. Jahrhundert war Mendig Deutschlands Brauerhauptstadt. Vor der Erfindung der Kühlmaschine durch den Ingenieur Carl von Linde konnten die Bayern in ihren alpinen Eiskellern auch im Sommer Bier brauen, im Rheinland aber war es zu warm. In den Eifler Lavakellern jedoch herrschte das ganze Jahr über die richtige Temperatur, um ein obergäriges Bier zu brauen und zu lagern.
Rund ums Mühlensteinrevier
Diese Welt des Eifler Mühlsteinreviers können wir auf spannenden Touren besichtigen. Beachten Sie dabei bitte die jeweils aktuellen Corona-Bestimmungen.
Heute sind die Abbaugebiete bei Kottenheim und Ettringen Landschaften wie aus der Vorzeit, kleine Pfade führen durch gewaltige Schluchten, an den steilen, bis zu 40 Meter hohen Wänden hangeln sich Kletterer des Alpenvereins nach oben. Immer wieder tauchen im Wald versteckte alte Bergbaukräne auf.
Durch diese Welt führt der gut markierte Traumpfad „Vulkanpfad“. Auf acht Kilometern Länge passiert er die faszinierendsten Stellen dieses Reviers, führt über den Kottenheimer Büden mit seinen geheimnisvollen Stollen in der Lavawand, lässt einen Abstecher in die Ettringer Lay zu, die wir unbedingt besuchen sollten und ermöglicht den Sonnenuntergang auf dem Ettringer Bellerberg, ein Erlebnis, das seines Gleichen sucht.
traumpfade.info/pfad/traumpfad/vulkanpfad
Besonders spannende Stationen wie das alte Abbaugebiet der Ettringer Lay und das Kottenheimer Winfeld wurden vom Vulkanpark mit Markierungen und Infotafeln versehen.
Unbedingt besuchenswert ist das Mayener Grubenfeld, durch dessen bizarre Welt sich ein schöner Wanderweg schlängelt. Wir werfen Blicke in tiefe Schächte, können unterirdisch in einen Fledermauskeller gehen und alte Bergbaukräne besichtigen.
Besonders faszinierend ist ein Ausflug in die Mendiger Unterwelt. Nach einem Besuch des Vulkanmuseums Lavadome führt eine mehr als einstündige Exkursion in die Mendiger Lavakeller.
Ebenso lohnend ist der Besuch des Lavakellers der Mendiger Vulkanbrauerei, der Weg führt in 30 Metern Tiefe durch historische unterirdische Brauereianlagen und riesige einstige Abbaugebiete, die nur für die Mühlsteinherstellung angelegt wurden.
vulkan-brauerei.de/aktionen-und-events/erlebnis-kellerfuehrung
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