Bei dem Ausflugstipp für das Wochenende lauern Stufen oder andere Hindernisse? Wir haben Ausflüge zusammengestellt, die barrierefrei sind.
Mit Rollstuhl, Rollator, Kinderwagen6 schöne barrierefreien Ausflüge um Köln
Die Temperaturen werden wieder angenehmer. Und wenn die Sonne mitspielt oder die Wolken dicht halten, wäre es mal wieder Zeit für einen Ausflug. Das ist jedoch nicht für alle ganz einfach. Menschen mit Behinderung, vor allem Rollstuhlfahrer, blinde und gehörlose Menschen wissen das. Oft finden sie erst vor Ort heraus, ob ein Ziel für sie zugänglich ist.
Aber auch, wenn die Ausdauer langsam nachlässt, die nicht mehr so rüstige Oma am Familientag nicht fehlen darf oder der Kinderwagen mit muss, stoßen Menschen auf Hindernisse. Dann sind als barrierefrei gekennzeichnete Ziele hilfreich. Und Barrierefreiheit heißt mehr als rollstuhlgerechte Toiletten, Rampen und Parkplätze. Ab und zu eine Bank, ebene und gut ausgebaute Wege und Geländer, das hilft auch älteren Menschen und Familien mit kleinen Kindern.
Doch längst nicht jeder Ausflugsort, der „barrierefrei“ genannt wird, ist es auch. Wir haben deshalb Menschen gefragt, die sich auskennen, welche Ziele sie empfehlen können und welche Tipps sie für die Planung haben. Die sechs schönsten barrierefreien, rollstuhlgerechten Ziele für einen Tagesausflug im Kölner Umland im Überblick.
Wie finde ich barrierefreie Ausflugsziele in und um Köln?
Häufig steht erst das Ziel fest und dann wird geschaut, ob es Barrieren gibt. Alternativ kann man direkt nach barrierefreien Ausflügen suchen. Hilfreich sind Empfehlungen der Tourismusverbände und -informationen. Tourismus NRW bietet eine Übersicht für barrierefreie Ausflüge in verschiedene Regionen. Sie tragen das Label „Reisen für alle“, ein neues, bundesweit einheitliches Zertifikat für barrierefreien Tourismus, gefördert durch das Bundeswirtschaftsministerium. Ein guter Ansprechpartner ist auch die „Agentur barrierefrei“. Zahlreiche private Blogs bieten Erfahrungsberichte und Ideen.
Tipps für Ausflüge in und um Köln mit Rollstuhl
Tierparks, Aquarien und botanische Gärten: Empfohlen werden neben Zoo und Flora in Köln etwa der Tierpark Bochum, der Grugapark in Essen und der Wildpark Reuschenberg in Leverkusen.
Ehemalige Gartenschau- oder Expo-Gelände: Neben dem Seepark Zülpich ist auch der Neulandpark in Leverkusen mit seinem großen Spielplatz ein schönes Ziel.
Seen sind mit den unebenen, abschüssigen Wegen oft schwierig, sagt Ellen Marquardt vom Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben Köln (KSL). Ihr Tipp: Die Villeseen in Erftstadt, etwa der Bleibtreusee. „Da gibt es schöne Ecken nah am Wasser.“
Wie finde ich heraus, ob ein Ausflugsziel barrierefrei ist?
Bei Barrierefreiheit kommt es für jeden auf etwas anderes an, stellt Ellen Marquardt klar. Als Elektrorollstuhlfahrerin sind Barrieren für sie zum Beispiel schmale Türen oder hoch angebrachte Tafeln, für andere lange Wege ohne Sitzmöglichkeit. Da gibt es große Unterschiede. „Der eine kommt gut klar, der andere nicht“, auch die Tagesform entscheidet.
Daher rät Marquard, sich vorab vor Ort zu erkundigen, wenn man auf Nummer sicher gehen will. Als Erstes solle man sich klarmachen, was man selbst braucht. Was Barrieren sein könnten. „Wenn man dazu nicht genügend Informationen auf Homepage oder Flyern findet: vor Ort anrufen und gezielt Fragen stellen.“ Sie kennt das; „dann gehen Leute los und messen die Türen aus“, weil so etwas nirgendwo vermerkt sei.
Was helfen kann
- Rollstühle zum Ausleihen
- Geländer
- Stufenmarkierung
- Elemente zum Tasten, als Audio oder in leichter Sprache
- Möglichkeiten, sich bei Sonne oder Regen unterzustellen
- genügend Bänke und Gelegenheiten, um sich zu stärken
Alternativ kann man nach der Kennzeichnung gehen: „Alles, was den offiziellen Barrierefrei-Stempel hat, der nach DIN-Norm ausgestellt wurde – da kann man sich meistens drauf verlassen“, sagt die Projektmitarbeiterin des KSL Köln. Bei anderen Barrierefrei-Zeichen sei dagegen unklar, welche Kriterien genutzt wurden. Die „Wheelmap“ kann helfen, dort können Nutzer Barrieren eintragen. „Man kann es aber auch darauf ankommen lassen“, sagt Marquardt. „Ich kann verstehen, dass man nicht immer alles erfragen möchte, das macht irgendwann keine Lust mehr.“
Wo gibt es häufig Probleme?
Bei aller Barrierefreiheit: Angebote nützen nur, wenn sie funktionieren. Veranstalter und Betreiber müssten sich kümmern, sagt Ellen Marquardt. „Instandhaltung, Wartung – das muss passieren, sonst ist das nicht mehr barrierefrei.“
Wir haben sechs schöne Ausflugsziele rund um Köln herausgesucht, die barrierefrei, rollstuhlgerecht – und definitiv einen Besuch wert sind.
1. Panarbora, Baumwipfelpfad Waldbröl
Auf Höhe der Baumkronen führt der Baumwipfelpfad „Panarbora“ seine Besucher und Besucherinnen etwa 1,6 Kilometer durch die herbstlichen Wälder zu einem Aussichtsturm. Dort werden sie mit dem Blick aufs Bergische Land aus 34 Metern Höhe belohnt. Der „Pfad“ ist eben und breit angelegt und damit auch für Rollstuhlfahrer oder Kinderwägen geeignet. An sechs Stationen können die Gäste etwas über die Region erfahren. Ein Highlight für Kinder ist der Abenteuerspielplatz. Allerdings sollten Besuchende vor der Anfahrt die Wetterlage checken: „Bei Gewitter, Sturm, Glatteis oder starkem Schneefall müssen der Aussichtsturm und der Baumwipfelpfad leider geschlossen werden“, heißt es auf der Website.
„Reisen für alle“ zertifiziert, Tipp von Ellen Marquardt (KSL Köln) | Jugendherberge Waldbröl „Panarbora“, Nutscheidstr. 1, 51545 Waldbröl | Öffnungszeiten täglich 10-16 Uhr | Eintritt 10,90/9,90/7,40 Euro (Erw./erm./Kinder) | Anfahrt ab Köln 1 Std. | panarbora.de
2. Seepark Zülpich
Eine Abkühlung braucht es aktuell höchstwahrscheinlich noch nicht. Der Blick auf Tretboote, Strandkörbe und Hüpfberge passt aber auch zu einem schönen Tag, der die Laune langsam aber sicher Richtung Frühling schiebt. Dass hier einmal Gartenschau war, ist noch gut erkennbar. Die asphaltierten Wege führen vorbei an Beeten und kleinen Gärten, immer mit Blick aufs Wasser.
Von November bis Februar ist die Kasse am Haupteingang jedoch geschlossen. Was jedoch nicht bedeutet, dass man gar nicht in den Seepark hineinkommt: Von 9 bis 16 Uhr kommen Besuchende mit einer vergünstigten Nebensaison-Eintrittskarte oder einer gültigen Dauerkarte täglich in den Park. Ab März öffnet dann wieder die Tageskasse.
Tipp von Ellen Marquardt (KSL Köln) | Seepark Zülpich, Am Wassersportsee, 53909 Zülpich | Öffnungszeiten Kasse variiert, von März bis Oktober immer mindestens 10-16 Uhr, Verweildauer bis mindestens 17 Uhr; mit Nebensaison- oder Dauerkarte Einlass im Februar 9-16 Uhr; mehr Informationen zu Öffnungszeiten auf der Website des Seeparks | Eintritt 8/5,50/4,50 Euro (Erw./erm./Kinder) | Nicht erlaubt Hunde, Fahrräder, Roller, Inliner o.Ä. | Anfahrt ab Köln 45 Min. | seepark-zuelpich.de
3. Aachen und Aachener Dom
Für eine Städtetour empfiehlt Ellen Marquardt Aachen, vor allem den Aachener Dom. Eine Übersicht zu barrierefreien Angeboten in Aachen und einen Stadtplan für Menschen mit Behinderung gibt es bei der Touristeninformation. Für Stadtführungen zu beachten: In großen Teilen der Altstadt liegt Kopfsteinpflaster.
Aachener Dom Barrierefreier Zugang über Nebeneingang, am Domeingang klingeln. Mobiles, tragbares Rampensystem für Rollstühle bis 300 Kilo, Zugang mit Elektrorollstühlen nur über die Krämertür (Krämerstraße) möglich | Täglich geöffnet, Besichtigungen Mo-Sa 11-18 Uhr, So 13-17.45 Uhr. Abweichungen bei Gottesdiensten | Führungen Mo-Fr: 11-17 Uhr, Sa 13-17 Uhr, So 13-16 Uhr, jeweils zur vollen Stunde; 6/4 Euro (Erw./erm. u. Kinder) | Anfahrt ab Köln 1 Std. 10 Min. | aachenerdom.de
4. Nationalpark Eifel
Der Nationalpark Eifel bemüht sich mit verschiedenen Angeboten um Barrierefreiheit für alle. Beliebt: der Wilde Kermeter, ein 6,2 Kilometer langes Wandernetz mit Aussichtspunkt Hirschley.
„Reisen für alle“ zertifiziert: Bird-Watching-Station mit Blick auf den Urftstausee, Rothirsch-Aussichtsempore | Details für Menschen mit Geh-, Hör-, Seh- oder kognitiver Beeinträchtigung bei Tourismus NRW oder in Rücksprache mit dem Nationalpark (02444/95100 oder info@nationalpark-eifel.de) | Nationalparkverwaltung Eifel, Urftseestraße 34, 53937 Gemünd | Anfahrt ab Köln 1 Std 10 Min. | nationalpark-eifel.de
5. Schloss Benrath: Park und Café
Ein Spaziergang durch den Schlosspark, vorbei an Weiher und Orangerie. Und wer sich zwischendurch oder im Nachgang aufwärmen muss, geht ins Schlosscafé. Zudem hat das Schloss das Museum für Gartenkunst, das Museum Corps de Logis sowie das Naturkundemuseum zu bieten.
Tipp von Ellen Marquardt (KSL Köln) | Leihrollstuhl im Museum Corps de Logis, 3 Behindertenparkplätze | Schloss und Museen mit Barrieren, genaue Informationen zur Barrierefreiheit auf der Homepage zu finden | Stiftung Schloss und Park Benrath, Benrather Schloßallee 100-106, 40597 Düsseldorf | Schlosspark das ganze Jahr über ganztägig geöffnet; verschiedene Führungen, Übersicht auf der Website. Eintritt frei | Schlosscafé Mo+Fr 13-18 Uhr, Sa+So 10-18 Uhr | Museen Sa-Di 11-17 Uhr, Mi+Do geschlossen, Fr 14-17 Uhr | Anfahrt ab Köln 35 Min. | schloss-benrath.de
6. Freilichtmuseum Kommern
Ein Einblick in das dörfliche Leben von früher, ein schöner Ausflug für alle: Im Freilichtmuseum werden zum Beispiel Führungen für gehörlose Menschen in Gebärdensprache angeboten. Oder Führungen für blinde Menschen mit Exponaten zum Tasten und Informationen in Brailleschrift.
„Reisen für alle“ zertifiziert | Details für Menschen mit Geh-, Hör-, Seh- oder kognitiver Beeinträchtigung gibt es bei Tourismus NRW | LVR-Freilichtmuseum Kommern, Eickser Straße, 53894 Mechernich-Kommern | täglich geöffnet November bis Februar 10-16 Uhr, März bis Oktober 9-18 Uhr | Eintritt 9,50/7,50/0 Euro (Erw./erm./Kinder), jeder 2. Freitag im Monat Eintritt frei (im April 3. Freitag) | Anfahrt ab Köln 55 Min | kommern.lvr.de