Vom Eierschibbeln bis zum Osterfeuer, von der Eifel über das Bergische bis in den Teutoburger Wald ist NRW voller jahrhundertealte Osterbräuche.
Von Eierlage bis SemmelsegenDie schönsten Osterbräuche in NRW und wo sie zu sehen sind – Ausflugstipps
Ostern naht und damit beginnt vielerorts auch wieder die große Eiersuche in Wohnungen, Gärten und Häusern. Aber die beliebte Suchaktion mit schokoladiger Belohnung ist nicht die einzige österliche Tradition, die man zu den hohen Festtagen begeht: Viele der Bräuche im Rheinland haben eine jahrhundertealte Geschichte und werden von großen Feierlichkeiten begleitet.
Vom feurigen Osterräderlauf über lustiges Eierrollen bis hin zum klassischen Osterfeuer: Wir erklären sechs jahrhundertealte Osterbräuche aus der Region, die Sie am Osterwochenende bei einem kleineren oder größeren Ausflug miterleben können.
1. Eierlage in der Eifel
Bei diesem alten Eifeler Osterbrauch spielen 104 rohe Eier die Hauptrolle: Seinen Ursprung hat einer der ältesten noch erhaltenen Eierlesebräuche in Deutschland bereits im 16. Jahrhundert. Der beschauliche Burgflecken Schönecken im Westen der Eifel wird dabei an Ostermontag zum Publikumsmagneten - und zur Rennstrecke. Denn bei der Eierlage geht’s um Tempo: Zwei Junggesellen treten bei der Eierlage gegeneinander an. Während der eine (der „Raffer“) die in Abständen von einer Elle liegenden Eier einzeln aufsammelt und in einem Korb ablegen muss, macht sich der Kontrahent (der „Läufer“) auf den Weg ins rund vier Kilometer entfernte Nachbardorf – und wieder zurück. Hier stehen Tausende zum Anfeuern am Wegesrand. „Raffer“ und „Läufer“ sind dabei in historischer Kluft gekleidet. Wer seine Aufgabe als Erster erledigt hat, gewinnt die Eierlage. Der Tag endet mit der Siegerehrung, einem Festumzug durch den Ort und Tanz am Abend. Start der traditionellen Eierlage ist am Ostermontag um 14 Uhr in Schönecken.
Eierlage in Schönecken: Das Programm am Ostermontag startet um 9 Uhr mit dem Kirchgang der Vereine, die Eierlage startet um 14 Uhr. www.eierlage.de und www.eifel.info
2. Osterräderlauf im Teutoburger Wald
Die ersten Feuerräder rollten schon weit vor Christi Geburt die Hänge im ganzen Land hinunter – mit ihnen feierten unsere Vorfahren das Verschwinden des Winters. Der Überlieferung zufolge wollte Karl der Große den heidnischen Brauch im Jahr 784 verbieten, aber auf Bitten der Menschen ordnete er stattdessen an, dass die Feuerräder zur Auferstehung Christi rollen sollten. Seither spricht man vom Osterräderlauf.
Seit 2018 steht der Osterräderlauf von Lügde im Teutoburger Wald sogar im bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes. Das Spektakel lockt alljährlich tausende Menschen an, wenn am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond die brennenden Räder vom Osterberg ins Tal der Emmer gerollt werden. Von Karsamstag bis Ostermontag gibt es dort ein großes Programm mit Konzerten, Umzug, Osterräderlauf und Feuerwerk.
www.osterraederlauf.de/programm.html
3. Osterfeuer im Bergischen Land
Die Tradition der Osterfeuer in NRW wird in vielen Gemeinden teilweise schon seit Jahrhunderten geprägt. Das Osterfeuer steht als Symbol für die Sonne, ohne die kein Leben auf unserem Planeten möglich wäre. Auch galten die Feuer als Kult für Fruchtbarkeit und Ernte. So auch im Bergischen Land, in der Eifel oder im Sauerland. Zwischen Köln und Düsseldorf liegt das kleine Dorf Imbach an der Stadtgrenze zu Leichlingen im Bergischen. An Ostersamstag findet dort das traditionelle Osterfeuer am Imbacher Weg statt – Start ist ab 20 Uhr. Es lohnt sich aber auch das Dorf schon vorher zu besuchen, um die prachtvolle Obstblüte zu bestaunen, die Imbach und Umgebung in einen wunderschönen Blütentraum verwandeln. Wandertipp als Osterspaziergang: Der Leichlinger Obstweg (Streifzug Nr. 4) ist 9 km lang und lockt mit vielen alten Apfelbäumen.
Weitere Infos: www.imbach.de, www.bergisches-wanderland.de/tour/obstweg-streifzug-4
4. Eierrollen und Eiertitschen im Bergischen Land
Dass sich bunte Ostereier auch zum Spielen eignen, wussten die Kinder im Bergischen schon vor Jahrhunderten. „Von Radevormwald bis Blankenberg rollen an den Ostertagen viele bunte Eier über die grünen Hügel und Hänge“, so ist es auch in der Broschüre „Bergische Bräuche im Jahreslauf“, des Verbands „Naturpark Bergisches Land“ festgehalten. Beim traditionellen Eierrollen werfen die Teilnehmer zeitgleich oder versetzt ihre hartgekochten bunten Eier den Hang runter – entweder gewinnt das am weitesten gerollte Osterei oder die Mitspieler erhalten alle Eier, die ihres auf dem Weg nach unten angetitscht haben.
Wer zum Eierrollen keinen Garten mit Hügel hat, macht sich (mit vielen bunten Eiern versteht sich) zu einem Osterspaziergang ins Grüne auf. Die nächste abfallende Wiese lässt nicht lange auf sich warten und lädt neben dem Eierrollen auch zum Oster-Picknick ein. Auch das Eiertitschen (oder Eierkippen) ist vielerorts noch Brauch. Hier heißt es: Spitze auf Spitze, wer hat das stärkste Ei? Das Verlierer-Ei wechselt den Besitzer. Diese Duelle und Eierspiele gibt es im Bergischen Land seit mehr als 200 Jahren.
Weitere Infos: www.naturparkbergischesland.de/artikel/eierrollen-eiertitschen
5. Eierschibbeln in Eiershagen im Oberbergischen Land
Wie sollte es bei dem Namen auch anders sein: Das 100-Seelendorf Eiershagen bei Reichshof im Oberbergischen Kreis ist mit Ostern eng verbunden. Nicht nur basteln die Eiershagener ihre Osterdeko jedes Jahr selber, auch die Tradition des „Eierschibbelns“ wird hier Jahr für Jahr an Ostersonntag gepflegt. Gespielt wird auf einer eigens dafür angelegten Bahn, einer zwei Meter langen, mit Sägemehl gepolsterten Kuhle. Das Eierschibbeln ähnelt dem Boule-Spiel, nur rollen statt Kugeln, Eier mit Präzision durch den Sand. Wer dem „Schweinchen“ am nahesten kommt, gewinnt. Am Ostersamstag (30.3.) findet in Eiershagen bei Einbruch der Dämmerung (ab ca. 19 Uhr) auch ein Osterfeuer statt. Das Eierschibbeln findet Ostersonntag, 31.3. ab 15 Uhr an der „Eierschibbelkuhle“ statt, in der Straße „Im Sonnenwinkel, 51580 Reichshof-Eiershagen“.
Weitere Infos: www.eiershagen.de
6. Semmel-Segen von Attendorn
Bekannt durch die Ausflugslieblinge Biggesee und Atta-Tropfsteinhöhle, ist Attendorn im Sauerland jedoch auch eine Hochburg der Ostertraditionen: Dazu gehören unter anderem das Semmel-Segnen und die vielen Osterfeuer, die hier seit Jahrhunderten gepflegt werden. Schon Wochen vor Ostern wünschen sich die Attendorner statt „Guten Tag“ „Gut Für“, also „ein gutes Feuer“. Es gibt vier Vereine, die eigene Osterfeuer veranstalten, unter ihnen der Osterfeuerverein Waterpoote, der mit großem Programm an den Feiertagen aufwartet.
Zum Semmel-Segnen treffen sich die Menschen aus den umliegenden Dörfern, am Ostersamstag, um 14 Uhr, auf dem Platz hinter dem Sauerländer Dom in derHansestadt Attendorn, um ihre zuvor handgebackenen (oder gekauften) Kümmelbrote in Fischform in die Luft zu recken und segnen zu lassen. Überlieferungen zufolge findet dieser Brauch schon seit 1658 statt. Die Symbolik erinnert an die biblische Brot- und Fischvermehrung.
Weitere Infos: www.waterpoote.de
Wir wünschen Ihnen frohe Ostern.