Digitale KartenWelche Apps sind am besten zum wandern?
Es soll eine gemütliche Wanderung werden. Das erste Drittel des Weges hat durch ein Waldstück geführt, dann gabelt sich die Strecke. Wohin nun? Ein prüfender Blick auf den Smartphone-Bildschirm, dann ist klar: Rechts soll es weitergehen. Keine hundert Meter weiter erreichen die Wanderer eine Straße. Ständig überholt von Fahrzeugen verwandelt sich die Tour in einen Spießrutenlauf mit Motorenlärm im Nacken. Doch das Smartphone lässt keinen Zweifel: Hier führt der Weg entlang. Das sei ein typischer Anfängerfehler von Menschen, die das erste Mal mit digitalen Karten auf Tour gehen, sagt Thomas Froitzheim, Gründer von Naviso, einem Dienstleister für Outdoor-Navigation. Wer sich beim Wandern vom Smartphone vom Navi leiten lässt, der kommt zwar ans Ziel – „aber auf irgendwelchen Wegen“. Was also tun?
Die richtige Karte nutzen
Die Auswahl an Quellen ist groß. Es gebe staatliche Stellen wie die Landesämter, private Verlage wie Kompass oder die Alpenvereinskartographie und Softwareanbieter wie MagicMaps, zählt Jochen Brune vom Deutschen Alpenverein auf. „Outdooractive und Komoot sind die etabliertesten Wanderapps“, ergänzt Eric Magut vom Deutschen Wanderverband. Dazu kommen noch Anbieter wie maps.me, gpsies oder phonemaps sowie regionale Apps der jeweiligen Zielgebiete. Manche Verlage wie Müller bieten auf ihren Internetseiten digitalisierte Versionen ihrer Karten zum Herunterladen an. Oft sogar kostenlos. Unterscheiden muss man grundsätzlich zwischen Vektor- und Rasterkarten. „Rasterkarten sind vergleichbar mit einer eingescannten klassischen Papierkarte“, erklärt Brune. Bei Vektorkarten erscheinen immer mehr zusätzliche Infos, je weiter der Betrachter hineinzoomt.
Mit Google Maps kommt man beim Wandern – abgesehen von der Standortbestimmung – dagegen nicht weit. „Maps hat zwar inzwischen ein ganz gutes Wegenetz, aber keine ausgezeichneten Wanderwege“, weiß Froitzheim. Besser ist Openstreetmap (OSM), eine Art kartografisches Wikipedia, dessen Inhalte von Nutzern weltweit generiert werden. In den Karten der Wanderapps sind etwa Höhenlinien, Hütten und teilweise die Art des Bodenbelags verzeichnet. Karten auf OSM-Basis, die von Nutzerdaten zehren, haben aber eine andere Qualität als von Profis recherchiertes Kartenmaterial.
Gleiches gilt bei Portalen, die Tourenvorschläge und GPS-Tracks von Nutzern zur Verfügung stellen.
So geht die Planung
Wer sich für ein Zielgebiet entschieden hat, kann sich auf Tourenportalen wie alpenvereinaktiv.com oder komoot.de nach Routenvorschlägen und hinterlegten Karten umsehen. Um deren Qualität zu bewerten, vergleicht man verschiedene Angebote. Ist die Tour in mehreren Quellen zu finden, ist die Info wohl verlässlich. „Ich würde immer mit der Homepage der Region abgleichen“, rät Magut. Dort finde man oft die aktuellsten und sichersten Angaben.
Wie funktioniert die Navigation?
Um die gewünschte Route auf das Smartphone zu bekommen, lädt man sich zunächst die App seiner Wahl herunter. Wichtig ist: Unbedingt eine Offline-Karte speichern. Sonst ist man unterwegs in Funklöchern trotz Vorbereitung orientierungslos.
Ist die Wunschtour in der Karten-App schon hinterlegt, kann es losgehen. Ansonsten muss man sich seinen Track von der jeweiligen Anbieterseite als gpx-Datei herunterladen. Auf das Smartphone bekommt man die Datei am einfachsten per Mail. Wie sie anschließend geöffnet und dargestellt wird, unterscheidet sich von App zu App. „Bei Komoot geht man zum Beispiel in sein Profil, dort auf „geplant“, dann oben links auf „importieren“, erklärt Froitzheim.
GPS-Gerät oder Smartphone?
„Ein GPS-Gerät ist robuster und hat andere Akkulaufzeiten“, sagt Magut. Hier ist oft schon Kartenmaterial vorinstalliert und der Bildschirm spiegelt weniger. Die Navigation funktioniert ähnlich wie beim Smartphone: Auch hier lädt man sich die Route als gpx-Datei herunter. Wer sich das Geld für ein GPS-Gerät sparen will, muss mit seinem Smartphone kaum Abstriche machen. Neben dem Mobiltelefon sollte dann aber eine Powerbank ins Gepäck, falls der Akku schlapp macht. (dpa)