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Drehorte des „Ruhrpott-Rambos“Auf Schimanskis Spuren bekannte Tatorte entdecken

Lesezeit 6 Minuten
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Mit der Gästeführerin Dagmar Dahmen geht es zu den Hotspots der Schimanski-Tatorte.

  1. Horst Schimanski hat Fernsehgeschichte geschrieben. Nicht nur, aber auch wegen dem ersten Mal „Scheiße" im ARD Hauptprogramm.
  2. Zahlreiche Drehorte findet man in Duisburg-Ruhrort, die man am besten bei einer geführten Schimanski-Tour erkunden kann.
  3. Ungewöhnlich: Sogar eine Straße ist der fiktiven Figur gewidmet.

Das Haus, vor dem Horst Schimanski Fernsehgeschichte schrieb, kommt heute unauffällig daher. Geflieste Fassade, der obere Teil mit Schieferplatten verkleidet, kleine Fenster, zweiflügelige Haustüre. Darauf, dass dieses Gebäude an der Fürst-Bismarck-Straße im Duisburger Stadtteil Ruhrort Drehort des ersten Schimanski-„Tatorts“ war, gibt es heute keinen Hinweis mehr. Es war Schauplatz der Folge „Duisburg-Ruhrort“ – ausgestrahlt am 28. Juni 1981.

Es war das Set für den ersten Auftritt des „Ruhrpott-Rambos“ und Kulisse für den Auftakt einer „Tatort“-Institution, die mit Unterbrechungen über 30 Jahre für Uneinigkeit in deutschen Wohnzimmern sorgen sollte. Es ist außerdem der Ort, an dem zum ersten Mal im Hauptprogramm der ARD ein Wort fiel, das in der Vor-Schimanski-Ära ein Skandal war und das durch ihn in die Normalität geführt wurde: „Scheiße.“

Geführte Touren an die Schimmi-Hotspots

Dagmar Dahmen erinnert sich an diese Szene noch ganz genau. Die 55-Jährige hat die Figur „Schimmi“ – verkörpert von Schauspieler Götz George – zu ihrem Beruf gemacht. Sie arbeitet als Gästeführerin in Ruhrort und führt regelmäßig Besuchergruppen zu den Schimanski-Hotspots im Stadtteil. Sie weiß viel über den leicht schmuddeligen Ruhrpott-Haudegen, dem die Frauen zu Füßen lagen. „Schimmi ist eine Figur, die in den Menschen etwas ausgelöst, die in der Gesellschaft Reibung erzeugt hat. Jeder, der in den vergangenen 40 Jahren den »Tatort« verfolgt hat, hat eine Meinung zu Schimanski.“

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Dahmen ist seit 2012 mit Besuchern in Ruhrort unterwegs. Damals hatte sie die Idee, dem Phänomen Schimanski mit ihrer Tour in Duisburg eine Art Denkmal zu setzen. Rund 12000 Gäste hat sie seitdem durch den Stadtteil geführt. Alleine davon leben kann sie aber nicht. Die gebürtige Alpenerin ist gelernte Journalistin und als solche tätig. Sich selbst bezeichnet sie ausdrücklich nicht als Schimanski-Fan. „Fan trifft es nicht. Mein Verhältnis zu Schimanski ist ambivalenter“, sagt Dahmen. „Ich finde die Figur faszinierend – vor allem ihre Streitbarkeit. “

Vom wilden Viertel zum ruhigen Wohnquartier

Insgesamt 46 Schimanski-Fernseh- und zwei Kinofilme hat es gegeben. Zunächst als „Tatort“ und später als eigenständige Filmreihe. Viele davon wurden ganz oder zumindest in Teilen in Duisburg-Ruhrort gedreht. Wenn Dahmen ihre Gäste durch den früher etwas verrufenen Stadtteil führt, sind viele überrascht. War Ruhrort bis in die 60er, 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts noch ein belebtes Arbeiter-, Schiffer- und Hafenviertel mit etlichen Spelunken und einem bisweilen wilden Nachtleben, präsentiert es sich heute eher als ruhiges Wohnquartier.

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Polizeieinsätze, Schlägereien oder gar Schwerverbrechen gibt es hier im Vergleich mit anderen Duisburger Stadtteilen eher selten. Dahmen führt ihre Gäste durch Straßen und enge Gassen, vorbei an einigen der wenigen Altbau-Häuser, die in Duisburg den Zweiten Weltkrieg überstanden haben.

Einkehren im Schimanski-Stil

Ausgangspunkt der meisten Schimanski-Touren ist die legendäre Kneipe „Zum Anker“, die zwischenzeitlich einmal anders hieß. Hier kehrte der umstrittene Kommissar mit seiner beigefarbenen Schmuddeljacke mit Vorliebe ein, um vor, nach und/oder während des Dienstes ein, zwei, drei Absacker zu trinken. Kneipenwirtin Lilo war dann auch die Erste, mit der der Frauenschwarm vor der Kamera im Bett landete. „Nach Götz Georges Tod meldete sich die damalige Schauspielerin von Lilo zu Wort“, sagt Dahmen. „Ihre Rolle war wohl zunächst so angelegt, dass sie immer wieder als Freundin von Schimanski in Erscheinung treten sollte.“ Daraus sei allerdings nichts geworden.

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„Hintergrund ist einer der Umstände, die maßgeblich zum Erfolg der Serie beigetragen haben. Götz George hat sich immer das Recht ausbedungen, die Entwicklung seiner Figur mit zu beeinflussen. Und er entschied damals gegen den Willen der Drehbuchautoren, dass zu Schimmi wechselnde Frauengeschichten deutlich besser passen würden.“

Weiter zu Frau Poppingas Haus und zur Friedrich-Ebert-Brücke

Vom Anker aus führt Dahmen ihre Gruppen zu weiteren für die Filmreihe bedeutenden Orten. So geht es vorbei an Frau Poppingas Haus – jetzt ein gläserner Neubau des Haniel-Firmenkonglomerats –, vorbei an der Kneipe „Alt-Ruhrort“ und dem „Ruhrorter Hof“, die als Drehorte für einen Alkohol-Exzess beziehungsweise eine Festnahme herhalten mussten, und vorbei am Ort von Schimanskis erster Currywurst: Die gab es „Bei Gina“. Außerdem geht es zur Friedrich-Ebert-Brücke, zur Wohnung an der Dammstraße, in der Schimmi die erste Nacht mit Lilo verbrachte, zur Schifferbörse, zur alten Schiffswerft „Lünnemanns Loch“ und zum Fundort der ersten Leiche am Rheinufer.

Eine eigene Horst-Schimanski-Gasse im Ort

Zum Ende ihrer Rundgänge hält Dahmen gerne an der Horst-Schimanski-Gasse an. Sie ist für die Gästeführerin ein Symbol dafür, wie viel die „Tatort“-Figur der Stadt Duisburg und den Duisburgern bedeutet. Duisburg benenne Straßen grundsätzlich nicht nach fiktiven Figuren. „Bei Schimanski hat man aber eine Ausnahme gemacht.“ Die Figur sei Teil des Lebens vieler Duisburger und identitätsstiftend für gleich mehrere Generationen.

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Von Götz Georges Tod im Juni 2016 erfuhr Dahmen übrigens am Telefon – spät abends, Kneipenzeit. Journalisten wollten von ihr als Schimanski-Expertin einen Kommentar. „Ich war total verwirrt und habe es nicht glauben können“, sagt Dahmen. Und ihr erster Gedanke? Der sei im Nachhinein irgendwie passend gewesen: „Ach du Scheiße.“

Schimanski-Tour-Treffpunkt: Dammstraße 1 in 47119 Duisburg-RuhrortKosten: 20 bis 25 Euro pro Person; Buchung im Internetwww.du-tours.de

Nützliche Informationen zum Tipp

Anreise: Ruhrort ist wohl am einfachsten über die gleichnamige Anschlussstelle der A59 zu erreichen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln liegt die Fahrzeit vom Duisburger Hauptbahnhof bei etwa 20 Minuten. Von dort fahren die Straßenbahnlinie 901 sowie einige Buslinien.

Picknick-Platz: Die Mühlenweide ist am Rhein eine Oase der Ruhe im bisweilen stickigen Großstadtalltag.

Für Kinder: Zugegeben, die Schimanski-Tour ist für Kinder wahrscheinlich nicht sonderlich spannend. Trotzdem muss das kein Ausschlusskriterium sein. Nur etwa eine Viertelstunde von Ruhrort entfernt befindet sich der Duisburger Innenhafen. Und dort liegt das Explorado Kindermuseum. Die Macher haben es sich zum Ziel gesetzt, Kindern mit ihrer Ausstellung wissenschaftliche Fragen und Zusammenhänge zu vermitteln – auf spielerische Art und Weise. Eintritt: 5,50 Euro pro Person.www.explorado-duisburg.de

Schlechtwetter-Option: Sollte die Tour wegen Regen ausfallen, lohnt ein Abstecher ins Museum der Deutschen Binnenschifffahrt. Schon der Museumsbau alleine ist einen Besuch wert. Erwachsene 4,50 Euro, Kinder 2 Euro.www.binnenschifffahrtsmuseum.de

Schmeckt bei der Rast: Paprikasalat mit Pinienkernen und Korinthen

Picknick I Foto Jennifer Braun-2915

Zutaten für 4 Personen

50 g Pinienkernejeweils 1 rote, grüne und gelbe Paprika1 Tomate1 Zwiebel2 Knoblauchzehen1 Chilischote125 ml OlivenölSalz, Pfeffer, Zucker1 ½ EL Rotweinessig2 EL Korinthen

Zubereitung

Pinienkerne ohne Fett anrösten und abkühlen lassen. Paprikaschoten waschen, putzen und längs vierteln. Paprika in dünne Streifen schneiden. Tomate kreuzförmig einschneiden, mit kochendem Wasser übergießen, fünf Minuten stehen lassen und abschrecken.

Tomate pellen, Stielansatz entfernen und das Fruchtfleisch fein würfeln. Zwiebel schälen und fein würfeln. Knoblauchzehen schälen, halbieren und in feine Scheibchen schneiden. Chilischote waschen, längs halbieren und Stiel und Kerne entfernen. Quer in feine Streifen schneiden.

Olivenöl in einer Pfanne erhitzen. Zwiebelwürfel, Knoblauch und Chili hinzufügen und bei mittlerer Hitze weich dünsten. Paprika und Tomate hinzufügen, mit Salz, Pfeffer und Zucker würzen. Deckel auflegen und bei niedriger Hitze 20 Minuten schmoren lassen, dabei mehrfach umrühren. Gemüse vom Herd nehmen, Essig unterrühren und abschmecken.

Salat in eine Schüssel umfüllen, Pinienkerne und Korinthen unterrühren, abkühlen lassen. (Rezept: Julia Floß)