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Freilichtmuseum LindlarGeschichte im Grünen im Bergischen Bullerbü

Lesezeit 6 Minuten
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„Bergisches Freilichtmuseum für Ökologie und bäuerlich-handwerkliche Kultur“in Lindlar.

  1. Übernachten auf dem Museumsgelände ist möglich.

Museen gelten ja gemeinhin als perfektes Ausflugsziel, wenn das Wetter schlecht ist. Beim Freilichtmuseum Lindlar des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) ist das anders. Ja, auch bei Regen gibt es in den historischen Gebäuden viel zu sehen, und auch die Ausstellungen kann man anschauen, wenn es stürmt oder hagelt. Doch die ganze Schönheit des Museumsgeländes, dieses wunderhübsche hügelige Bergische Land, das seinen Namen zwar gar nicht der Topographie, sondern den früheren Landesherren verdankt, kann man am besten bei Sonnenschein erleben.

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Freilichtmuseum Lindlar

30 Km von Köln entfernt

Nur 30 Kilometer östlich von Köln entfernt ist hier, am Rande von Lindlar, das Stadtleben weit, weit weg. Doch selbst für Menschen, die auf dem Land leben, ist der harte Arbeitsalltag der Bauern und anderen Dorfbewohner in früheren Zeiten nur schwer vorstellbar. Historische Gebäude, die aus unterschiedlichen Gegenden des Bergischen Landes nach Lindlar versetzt wurden, gewähren Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Menschen und zeigen, dass ihr Alltag mit Vorstellungen von einem idyllischen Landleben nicht viel zu tun hatte.

Hof Peters zeigt die 1960er Jahre

Die älteste Baugruppe stammt von 1800. Im Hof Peters – der als einziges Gebäude noch an seinem Originalstandort zu finden ist – ist das Leben in den 1960er Jahren abgebildet. Hauswirtschafterinnen zeigen, wie damals gekocht und der Haushalt geführt wurde. Zahlreiche Handwerker – Seiler, Schmied, Bäcker – geben auf dem Gelände Einblicke in ihren Beruf. Die vom Museum angestellten Bauern bewirtschaften das 25 Hektar große Grundstück nach historischem Vorbild mit Pferd und Pflug. Äcker, Wiesen und Weiden sind so angelegt, wie es früher üblich war.

100 000 Besucher im Jahr

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Diese zweigeteilte Haustür im Freilichtmuseum Lindlar wird „Klöntür“ genannt.

Den Museumsmachern ist besonders wichtig, dass sie den gut 100 000 Besuchern im Jahr vermitteln, was schon der Untertitel ihres Hauses verrät: „Bergisches Freilichtmuseum für Ökologie und bäuerlich-handwerkliche Kultur“. In Lindlar soll es nicht nur darum gehen, ein bisschen Geschichte zu erleben, sondern auch Fragen zu stellen, wie wir heute mit der Natur umgehen und welche Verbindungen es zwischen früher und heute gibt. Ein umfangreiches Angebot an ökologischen Seminaren deckt alle Bereiche unseres Lebens ab. Außerdem gibt es übers Jahr zahlreiche größere Veranstaltungen – als nächstes den Gartenmarkt „Jrön und Jedön“ am 28. und 29. Mai und das Märchenfestival am 19. Juni. Und wer gar nicht wieder gehen will, kann gleich auf dem Museumsgelände übernachten.

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Rund ums Freilichtmuseum Lindlar geht es auf den Folgeseiten

Steckbrief und aktuelle Infos zum Freilichtmuseum Lindlar

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Die Baugruppe Oberlingenbach führt die Besucher in die Zeit um 1900.

Informationen

LVR-Freilichtmuseum Lindlar, Schloss Heiligenhoven, Lindlar,1. März bis 31. Oktober: Di.–So. 10–18 Uhr, 1. November bis 28. Februar: Di.–So. 10–16 Uhr, montags geschlossen, Telefon (02266) 90100.freilichtmuseum-lindlar.lvr.deAnreise: Aus Richtung Köln A 4 bis Abfahrt Untereschbach, Richtung Lindlar, ca. 15 Kilometer bis zum Parkplatz am Museumsgelände. Von März bis Oktober wird sonn- und feiertags eine Parkplatzgebühr von 2 Euro erhoben.Eintritt: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei, Erwachsene: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro.

Steckbrief

Seit Pfingsten 1998 zeigt das Freilichtmuseum auf 25 Hektar als Schwerpunkt die bergischen Arbeits- und Lebensverhältnisse, wie sie im 19. Jahrhundert ausgesehen haben. Das Gelände wird nach historischem Vorbild bewirtschaftet, im Jahr 2017 soll eine neue Baugruppe eröffnet werden.

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Die Schafe, Kühe, Pferde, Ziegen und Schweine des Museums gehören allesamt historischen Haustierrassen an, die heute vom Aussterben bedroht sind.

Für Kinder

Alle Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt. Es gibt ein umfangreiches museumspädagogisches Angebot für sie. So sind etwa Klassenfahrten möglich, da die Museumsherberge im Gut Dahl in barrierefreien Räumlichkeiten 40 Gästen Platz bietet.Man kann Kindergeburtstag im Museum feiern und etwa dem Schmied beim Bearbeiten seiner Eisen helfen. Es gibt darüber hinaus zahlreiche Führungen und ökologische Seminare, besonders groß ist das Angebot in den Ferien.Außerdem gibt es einen Naturspielplatz und einen Spielbereich für Kleinkinder.

Umgebung und Café

Umgebung: In unmittelbarer Nähe des Museums liegt das Rittergut Schloss Heiligenhoven(15. Jahrhundert). Im Schlosspark stehen die angeblich ältesten Bäume des Bergischen Landes: über 1000 Jahre alte Eiben. Außerdem gibt es in Lindlar die längste Doppelrutsche Deutschlands und zahlreiche Wanderwege.lindlar-touristik.deGastronomie: Das Museumsrestaurant „Naumanns im Lingenbacher Hof“ bietet auf Vorbestellung ein Frühstücksbuffet, außerdem gibt es eine bergische Kaffeetafel und viele andere Speisen.lingenbacher-hof.de

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Von der Idee bis zur Eröffnung

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„Bergisches Freilichtmuseum für Ökologie und bäuerlich-handwerkliche Kultur“in Lindlar.

Der Start war mühsam. Im Januar 1985 bezog Hans Haas, der erste Leiter des Freilichtmuseums, im Lindlarer Rathaus in einer Dachkammer sein Büro. Ohne Sekretärin, ohne Ausstattung und vor allem ohne Museum. Zwar reichten die Pläne des LVR, nach Kommern ein weiteres Freilichtmuseum zu gründen, bis in die 1970er Jahre zurück; neue Dynamik erhielt die Idee von der damals noch jungen Ökologiebewegung. Doch es sollte noch bis Pfingsten 1998 dauern, ehe das Museum eröffnet werden konnte. Denn zu Beginn galt es, einige Hindernisse aus dem Weg zu räumen.

Angst vor „Strohhut-Tourismus“

Die Standortsuche gestaltete sich schwierig, außerdem gab es Bedenken der Anwohner gegen das Museum. Die Kritiker befürchteten „Strohhut-Tourismus“, ein „Museumsghetto“ oder gar ein „Nostalgie-Phantasialand mit Folkloreanstrich“. So drohte in der Gründungsphase häufiger das Aus für das Projekt. Nach einigem Hin und Her einigten sich Politik und Verwaltung jedoch auf das Lingenbachtal bei Lindlar. Die Planer fanden dort eine rund 30 Hektar große Parzelle, die allerdings unter ökologischen Gesichtspunkten nicht optimal war, da die Flächen intensiv als Grünland landwirtschaftlich genutzt worden waren.

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Die Schafe, Kühe, Pferde, Ziegen und Schweine des Museums gehören allesamt historischen Haustierrassen an, die heute vom Aussterben bedroht sind.

Ausbau konnte beginnen

Doch als der LVR am 4. Dezember 1988 den Grundsatzbeschluss für den Ausbau fasste, konnte die Arbeit losgehen. Es ging nicht nur darum, historische Gebäude auf das Gelände zu verlegen, sondern auch das Areal zu rekultivieren. In den Anfangsjahren wurden der Lingenbach renaturiert, das historische Wegenetz rekonstruiert, zwei größere Niederwaldflächen aufgeforstet und die monotone Grünlandfläche mit regionaltypischen Gehölzen und Bäumen bepflanzt. Hans Haas hatte maßgeblich Anteil am gelungenen Aufbau. Anlässlich seines 60. Geburtstag nannten ihn die ehemaligen Kollegen „Vater, Geburtshelfer, Taufpate und Erziehungsberechtigten in einer Person“ für das Museum.

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Michael Kamp, Leiter LVR-Freilichtmueum, über das Museum

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„Bergisches Freilichtmuseum für Ökologie und bäuerlich-handwerkliche Kultur“in Lindlar.

Unser Museum hat das Bergische Land als Einzugsgebiet, deshalb erforschen wir in erster Linie die ländliche Kulturgeschichte. Wir haben festgestellt, dass das Wissen um den Alltag der Menschen auf dem Land in der Bevölkerung stark zurückgegangen ist. Immer weniger Menschen haben einen Bezug zum Landleben. Deshalb haben wir unsere Konzeption dahingehend verändert, dass wir nicht nur Kulturgeschichte der Region vermitteln, sondern auch die Alltagskompetenzen stärken.

Wir wissen wie ressourcenorientiert die Menschen vor 100, 200 Jahren gelebt haben, da können wir einige Informationen weitergeben, die auch für die Gegenwart bedeutend sind. Was können wir heute von diesem Wissen mitnehmen?

Unsere Schwerpunkte sind deshalb nicht nur die Gebäude, sondern auch die Kleidung und die Ernährung. Wir wollen die Menschen, die zu uns kommen, dort abholen, wo sie stehen, und auch ein wenig fordern. Wir wollen nicht nur Nostalgie anbieten wie andere Freilichtmuseen. Unser Anspruch ist es nicht, die Leute nur in die Vergangenheit zu versetzen. Wir möchten einen Beitrag dazu leisten, dass die Menschen kritisch sind und Dinge hinterfragen.

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Die Schafe, Kühe, Pferde, Ziegen und Schweine des Museums gehören allesamt historischen Haustierrassen an, die heute vom Aussterben bedroht sind.

Das hängt auch damit zusammen, dass wir als Freilichtmuseum ein Museum für alle Menschen sind. Zu uns kommen viele, die sonst in keine Kultureinrichtungen gehen. Bei uns gibt es keine Barrieren: Wir sprechen auch Menschen an, die vielleicht nicht in ein Kunstmuseum gehen würden. Unser Publikum bildet den Querschnitt der Gesellschaft ab.

Wir können viele Brücken bauen, sodass die Menschen nicht nur viel über Geschichte erfahren, sondern auch einiges für ihren persönlichen Lebensalltag mitnehmen können. Wir machen eine Art Verbraucherberatung. Und zwar nicht nur mit den Häusern und Sonderausstellungen, sondern auch mit Veranstaltungen.

Wir wollen auch zur Müllvermeidung aufrufen und haben uns deshalb entschieden, keine Mülleimer auf dem Gelände zu haben. Manche fühlen sich dadurch provoziert, weil sie nicht sofort alles wegwerfen können. Aber das ist nicht ökologisch.

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