Panoramafahrt kann jeder – hier der Dom, da die Messe. Ist auch schön, aber schlichte Pflicht jedermanns, der sich eine Stadt mit Fluss anschauen möchte.
Kür hingegen sind Hafenrundfahrten:
Geballte Industrieromantik und jede Menge Informationen, die erstaunlich spannend sind und den Städten Köln und Duisburg (weder Düsseldorf noch Bonn haben ein ähnliches Angebot), eine weitere Dimension verleihen.
Tatsächlich bekommt man das Stadt-Panorama ja trotzdem, denn Rheinfahrt bleibt Rheinfahrt. Nur dass das Ziel der dreistündigen große Kölner Hafenrundfahrt mit der „Rheincargo“ oder „Rheinperle“ vier Häfen der Stadt mit ihren besonderen Einblicken sind. Das Schiff legt unterhalb des Musical Dome ab in Richtung Rheinauhafen, vor der Südbrücke kreuzt es zum Deutzer Hafen. Hineinzufahren wäre ein aufwendiges Prozedere, denn allein die Hafenzufahrt durch die Drehbrücke zu ermöglichen dauert eine Dreiviertelstunde.
Nächste Station ist der Mülheimer Hafen – während der Fahrt gibt es für die Fahrgäste Zahlen, Fakten und Geschichte zu Häfen und Stadt live von einem Stadtführer, nicht vom Band erzählt wie bei einer Panoramafahrt. „Unsere Guides sind gut informiert, wissen, was aktuell in den Häfen los ist und sie beantworten auch Fragen der Gäste“, sagt Ferdinand Barthel von der Köln Tourist Personenschifffahrt.
Höhepunkt ist die Einfahrt in den laufenden Betrieb des Niehler Containerhafens. „Besonders spannend ist es, wenn große Tanker anlanden und be- oder entladen.“ Die eindrückliche Spannung der Tour liegt sicher auch an dem Kontrast des unerwarteten Nebeneinanders von lieblichen Rheinauen und verdichteter Industrieromantik.
Zur Tour: In der Saison fährt das Tourschiff nur werktags, genau deshalb: Eigentlich kann man Betriebsamkeit, Containerschiffe, Autotransporter oder Umschlag von Schrott nur an den Arbeitstagen sehen. In den NRW-Sommerferien gibt es zusätzlich eine Sonntags-Fahrt.Tipp für Spontanausflügler: Di und Do ist weniger los als Mi/Fr. Abfahrt Di-Fr 14 Uhr, Anlegebrücke Nr. 10, Konrad-Adenauer-Ufer.Tickets: 17,50/10,50 Eurowww.koelntourist.net
Duisburg: Der größte Binnenhafen Europas
Spontan fallen einem nicht gerade viele Gründe ein, mal einen Nachmittag in Duisburg zu verbringen. Eine Schifffahrt durch den riesigen Industriehafen ist allerdings eine spektakuläre Unternehmung. Der Duisburger Hafen ist sozusagen das Phantasialand der deutschen Binnenschifffahrt – größer, länger und von allem ganz viel – rekordverdächtig eben.
Größter Binnenhafen Europas
Da wo die Ruhr in den Rhein mündet erstreckt sich über eine Gesamtfläche von rund zehn Quadratkilometern der größte Binnenhafen Europas; zählt man zu den öffentlichen Anlagen noch die privaten Häfen dazu, soll es sich sogar um den größten der Welt handeln. Vom Hafenbecken an der Ruhrmündung zieht sich die Anlage rheinaufwärts bis nach Duisburg-Rheinhausen – 40 Kilometer Uferlänge kommen da zusammen.
Zahlen spielen hier zwischen Containern, Kränen, Werften und Schienentransport sowieso eine große Rolle und leicht verliert man beim Schippern und Gucken den Überblick und die Dimension. 300 logistikorientierte Unternehmen sind im Hafen ansässig, so die Duisport, die Dachmarke der Duisburger Hafen AG. 3,4 Millionen Standardcontainer werden pro Jahr umgeschlagen, das ist schon wieder ein Rekord: Der weltgrößte Container-Umschlagplatz im Binnenland. Die Wertschöpfung beläuft sich jährlich auf rund 3 Milliarden Euro. Diesen Ort aus der Nähe zu sehen, noch dazu bei einer angenehmen Bootsfahrt ist spannend und beeindruckend.Dauer: Die Fahrt dauert zwei Stunden.Hafenrundfahrten bieten z.B. die Weiße Flotte an. Die Touren starten täglich 12.15 und 14.30 Uhr am Anleger „Schifferbörse“, Gustav-Sander-Platz 1, 47119 Duisburg.Tickets (Erwachsene/Kind) 15 und 7,50 Euro, weitere Infos 0203/713 96 67 undwww.wf-duisburg.de
Die „Rheinfels“ der Ruhrorter Personenschifffahrt fährt zwar auch die klassische Runde durch die Hafenanlage (siehe Duisburg 1), aber einzigartig ist ihre „Vergessene Häfen“-Tour. Während der dreieinhalbstündigen Fahrt steuert Kapitän Walter Moser sein Schiff auch in nördlich und südlich des Hafenherzens gelegene Wasserwinkel, die anderen Ausflugsschiffen nicht zugänglich sind.
Nach Walsum, also Richtung Norden, geht’s mit Sondergenehmigung in den Privathafen Schwelgern – und auch hier passt ein Superlativ: Die Becken von ThyssenKrupp bilden den größten Privathafen der Welt, lernt man auf der Tour-– ein gigantischer Umschlagplatz von Eisenerz und anderen Montangütern. Dreht Moser sein Schiff auf die Südroute kann man bei Huckingen die Arbeiter des riesigen Mannesmann-Geländes beobachten. Der Werkshafen ist das südlichste Hafenbecken mit vielen Anlegeplätzen, Kränen und einem halben Kilometer langen Kai.
So nah kommt man als Tourist kaum an diese faszinierenden Industrielogistik-Zentren. Nebenbei hört man Interessantes über Brücken, Wasserqualität und Fischbestände und sieht auch schöne grüne Flecken am Flussufer.
Familienunternehmen
Die Ruhrorter Personenschifffahrt ist ein kleines Familienunternehmen: Kapitän Moser kommentiert live und sehr persönlich, seine Frau Tanja sorgt für das Wohl der 100 Fahrgäste. Seit 2008 fahren sie bei Wind und Wetter. „Wenn Hochwasser ist, ist für meinen Mann das Fahren zwar schwieriger, aber ausgefallen ist die Tour noch nie.“
Zur Tour: Die Fahrten starten einmal im Monat um 14.30 Uhr am Anleger „Schifferbörse“ in Duisburg-Ruhrort. Nur mit Anmeldung.Tickets kosten 20/10 Euro. Infos und Termine: 0203/8 07 06 77 und www.hafenrundfahrt-duisburg.de