Künstliche Welle im TestSo gut ist das Surf-Gefühl auf dem See in Langenfeld
- Seit 2018 kann man in Langenfeld auf einer stehenden Welle mitten im See wellenreiten.
- Die weltweit erste Lakesurfing-Welle soll echtes Surfen unter freiem Himmel in der Natur garantieren.
- Stimmt das? Und ist das schwierig, macht es Spaß und tut es weh zu fallen? Ein Test.
Langenfeld – Surfer, die nicht am Meer wohnen, sehen sich immer in diesem Dilemma. Job, Familie oder andere Pflichten und Freuden binden sie an ihren Wohnort. Doch das Meer und die Wellen liegen weit entfernt. Viel zu weit für das sehnsüchtige Surfer-Herz.
Surfer aus München haben deswegen vor Jahren schon den Eisbach für sich entdeckt. Der kleine Fluss hat an einer bestimmten Stelle eine stehende Welle entwickelt, auf der sich seit einigen Jahren nun schon und insbesondere im Sommer zahlreiche Surfer tummeln. Das Prinzip der stehenden Welle haben sich Tech-Firmen genauer angeschaut. So sind im Laufe der letzten Jahre immer mehr künstliche Wellen entstanden. Die Nachfrage ist, auch aufgrund steigender Surfer-Zahlen im wellenarmen Deutschland, groß.
Stehende Welle im See
Eine besondere Welle solcher Art haben im Jahr 2018 die UNIT Parktech AG, eine Kölner Firma, die auf Konstruktionen von Wakeboard-Anlagen spezialisiert ist, und die Wasserski-Anlage Langenfeld, zusammen aufgebaut. Nach dem Eisbach-Prinzip haben sie die künstliche Welle jedoch mitten im See gebaut, so dass kein Wasser verschwendet wird. Die erste Welle dieser Art sei es, heißt es von den Betreibern. In der Natur, mitten auf dem Wasser soll ein Surf-Gefühl wie auf dem Meer entstehen. Klappt das?
An einem frühen Morgen im Juli stehe ich am See in Langenfeld, um das herauszufinden. Müde und aufgeregt versuche ich einen Blick auf die Gruppe vor mir zu erhaschen. Ich kenne Surfen nur aus dem Meer und dort würde ich mich nicht zu den Guten zählen.
Meine Schmerzen kommen später
Daran, und an mögliche Schmerzen beim Fallen, denke ich, während ich mit den Anderen in meiner Gruppe in blauen Leibchen auf der Wand der Welle stehe und gebangt warte, bis ich dran bin. Die Welle ist „medium“ eingestellt, das heißt es ist die kleinere Stufe – für Anfänger. Sie erscheint mir trotzdem schnell und sehr kräftig. Außerdem find ich es unlogisch, gegen die Strömung zu surfen, denn bei stehenden Wellen kommt das Wasser auf einen zu.
Ich bin an der Reihe. Schon hänge ich an der Wand, hangele mich mit den Füßen auf dem Board dem Wellental entgegen, mein Coach steht hinter mir, schreit mir, wie es mir vorkommt, 100 Dinge ins Ohr, die ich mir nicht merken kann und hält mich fest. Dann lässt er los und schwupp, ich bin weg.
Weggespült von der Energie der Welle, die mit 12 Pumpen, die das Wasser unter der Anlage ansaugen und dann über die Rampe leiten, erzeugt wird. Immerhin: wer hier fällt – das Fallen an sich tut nicht weh, und trotzdem warten auf mich noch ziemliche Schmerzen – landet im See und kann gemütlich wie im Meer zurückpaddeln. Spaß hatte ich bisher noch nicht wirklich, aber der Ehrgeiz ist geweckt. Man muss umdenken und ich merke schnell:. Leute, die noch nie im Meer gesurft sind, können hier genauso gut surfen lernen. Manche sind direkt besser als ich.
Eine kurze Freude beim letzten Versuch
Auch meine nächsten Versuche sind ziemlich kläglich. Bis jeder in der ausgebuchten Stunde mal dran war, dauert es eine Weile. Denn nicht alle fallen gleich. Manche sind erstaunlich gut und surfen die Welle rauf und runter, hin und her. Für mich bedeutet das: Insgesamt sechs Versuche – und der allerletzte, fast panische Versuch, weil bisher nichts geklappt hat, gelingt. Zumindest kurz.
Ich stehe auf dem Brett, der Coach lässt los, ich spüre das Wasser unter mir und den Druck, den ich auf das Board ausüben muss und falle nicht. Nicht direkt. Nach etwa zehn oder vielleicht sogar sagenhaften 15 Sekunden, die ich mit meinen Armen rudere und versuche, alles richtig zu machen, falle ich eben doch. Eine kurze Freude. Aber ohne diese wäre ich vielleicht nie wieder gekommen.
Lohnt es sich?
Die beiden weiteren Male, bei denen ich mein Glück sogar auf der größeren Welle versuche, sind erfolgreicher und machen dadurch direkt viel mehr Spaß. Von Wand zu Wand habe ich es noch nicht geschafft, aber ich kann ein bisschen fahren und mich auf dem Brett halten. Nach einem langen Ritt wackeln mir die Beine. Am nächsten Morgen habe ich bei jedem Mal wirklich üble Verspannungen, überlege, ob dieser Spaß überhaupt etwas für mich ist. Trotzdem giere ich nach mehr, das Gefühl lässt einen nicht los. Das kenne ich vom Meer.
Lohnt es sich also? Als Methadon kann die künstliche Welle durchaus herhalten. Jedes Mal macht man Fortschritte. Seine Fähigkeiten kann man fernab von Jetlag und Reisestress ausbauen. Das motiviert. Allerdings ist die Stunde auch nicht gerade günstig.
Man könnte das Geld auch sparen und in den nächsten Surfurlaub investieren. Dennoch: ich komme wieder.
Wasserskianlange LangenfeldBaumberger Str. 88, 40764 Langenfeld02173-39462222
(von Köln etwa eine halbe Stunde Fahrtzeit)www.surf-langenfeld.de
Öffnungszeiten:
Surfen ist von 8 bis 22 Uhr möglich
Wie? Man muss sich online im Timetable die freien Plätze anschauen und dort einbuchen. Es gibt Plätze für die Medium Surf Session und Big Surf Session, außerdem Surf Kurse (65 Euro) und exklusive Sessions (geschlossene Gesellschaften für 330 Euro). Vor Ort meldet man sich im Surfshop an und bekommt ein Leibchen. Dann geht man rüber zur Welle und bekommt weitere Instruktionen.