Pilgerorte im RheinlandSieben schöne Ausflüge zu Wallfahrtszielen rund um Köln
Kleines Bild mit großer Anziehungskraft: Fast eine Million Gläubige pilgern jedes Jahr an den Niederrhein nach Kevelaer, um ein Marienbildnis zu sehen, das kleiner als eine Postkarte ist. Seit dem 1. Juni 1642 befindet sich dieses Bild an dem Ort, wo ein frommer Mann aus Geldern zuvor drei Mal eine Stimme hörte, die ihm sagte: „Hier sollst Du mir ein Kapellchen bauen!“ Aus dem Kapellchen von einst ist inzwischen die prächtige Gnadenkapelle geworden.
Köln ist ein Pilgerort
Auch Köln ist ein Pilgerort: Minoritenkirche, Kalker Kapelle, St. Mariä Geburt und natürlich der Dom sind seit Jahrhunderten Ziele von Pilgern aus nah und fern. Mehr oder weniger bekannte Wallfahrtsadressen gibt es aber auch in der näheren Umgebung. Oft haben sie nicht nur eine religiöse Bedeutung: Die Verbindung von Geschichte, Kunst und Naturerlebnis machen viele dieser Orte auch zu attraktiven Ausflugszielen für die ganze Familie.
Hinweis: Wegen der Flutkatastrophe im Juli 2021 gelten auf manchen Wanderwegen noch Umleitungen, es kann zu Wegsperrungen kommen.
Wir stellen sieben besondere Pilgerorte vor:
1. Buschhoven: Im Zeichen der Rose
Die „Rosa Mystica“ machte Buschhoven im Jahre 1806 zum Wallfahrtsort. Die romanische Marienfigur stand zuvor mehr als 600 Jahre lang in einem nahe gelegenen Prämonstratenserinnenstift, der im Zuge der Säkularisation aufgelöst wurde. Zum Rosenfest, das von katholischen Gläubigen seit mehr als 800 Jahren im Juni jedes Jahres gefeiert wird, kommen die Pilger jetzt ins zur Gemeinde Swisttal (Rhein-Sieg-Kreis) gehörige Buschhoven.
Der Ort mit seinen alten Fachwerkhäusern und dem idyllischen Dorfweiher liegt an einem der historischen Jakobswege. Im umliegenden Kottenforst streifte schon Kurfürst Clemens August I. umher, an seine wilden Jagden erinnert der Siebenschuss-Stein am Forsthaus. Hierhin, vorbei an Resten der römischen Wasserleitung, führt auch der als Rundweg angelegte etwa sechs Kilometer lange Swisttalwanderweg, der am Ortsrand beginnt. Von der Kapelle jenseits der Bundesstraße bietet sich zudem ein schöner Blick über die Zülpicher Börde bis in die Eifel.
Wanderung: Swistalwanderweg, 6 Kilometer
2. Aldenhoven: Ein Hauch von Altötting
Bekannt im Kreis Düren als „Zuflucht der Sünder“: Der Legende nach fand man hier unter einer Linde eine Madonnenfigur im Strahlenkranz. Herzog Philipp Wilhelm von Jülich ließ ihr 1659 eine Gnadenkapelle mit achteckigem Grundriss erbauen, Vorbild war vermutlich Altötting. Weltlichere Gründe führten dazu, dass der Name Aldenhovens sogar auf dem Triumphbogen in Paris aufgeführt ist: 1793/94 siegten hier die französischen Revolutionstruppen in zwei Schlachten.
Im Ortsteil Siersdorf befindet sich die Ruine der Deutschordenskommende, im Römerpark sind Kunstobjekte zu sehen. Über die alte Bahntrasse im Süden des Parks geht es zum „GrünZug“: Aus der Vogelperspektive betrachtet eine Landschaft voller Chinaschilf, Raps und Obstgehölze – wie zwei Eisenbahnzüge nebeneinander angeordnet, 40 Abteile insgesamt. Der rund 15 Kilometer lange „Historische Pfad“ rund um den Blausteinsee erinnert wiederum an Ortschaften, die der Tagebau geschluckt hat.
Wanderung: Historischer Pfad, 15 Kilometer
3. Altenberg: Himmlisches Jerusalem
Eine wichtige Station auf dem Bergischen Jakobsweg: Schon im Mittelalter machten die Pilger auf ihrem beschwerlichen Weg nach Santiago de Compostela im Kloster Altenberg Rast und besuchten den Altenberger Reliquienschatz. Von hier aus brachen sie auf ins heilige Köln, um dort die Gebeine der Heiligen Drei Könige zu bestaunen.
Seit dem 13. Jahrhundert erhebt sich der Altenberger Dom majestätisch über Wiesen und Wälder im Tal der Dhünn. Das um 1400 entstandene Westfenster – das größte Kirchenfenster nördlich der Alpen – zeigt das himmlische Jerusalem, über dem Altar hängt die doppelseitig geschnitzte „Altenberger Madonna“ aus dem Jahr 1530.
Sehenswertes gibt es nicht nur in der von vielen Pilgern besuchten Klosterkirche der ehemaligen Zisterzienserabtei, sondern auch in der näheren Umgebung. Ob Wildpark, Denkmalroute, Hexenweg oder Waldlehrpfad: Wanderer haben die Wahl. Kinder lieben den benachbarten Märchenwald.
Wanderwege: Hexenroute, Denkmalroute, Grafen- und Mönchsweg, www.bergisches-wanderland.de
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4. Heisterbacherrott: Riesige Klosterlandschaft
Als Dank für ihre Genesung von einer doppelten Lungenentzündung pilgerte im Jahr 1921 eine gewisse Gertrud Finette aus Bad Godesberg das erste Mal nach Heisterbacherrott – und gilt damit als Begründerin der Wallfahrt in den heutigen Stadtteil von Königswinter. An die 1892 errichtete Pfarrkirche wurde 1964 die Judas-Thaddäus-Kapelle mit Gnadenbild und Reliquie des Apostels angebaut, 1977 kamen in der Festoktav (heute Ende Oktober) rund 25.000 Pilger in den kleinen Ort, der noch mehr zu bieten hat.
Haus Schlesien, ein ehemaliger zisterziensischer Wirtschaftshof, gehört ebenso dazu wie die 1150 erbaute Nikolauskapelle. Zwischen Heisterbacherrot und Oberdollendorf liegt das Kloster Heisterbach mit der berühmten Chorruine. Die ehemalige Abteikirche war einst Mittelpunkt der Region: Nur der Kölner Dom war größer und höher.
Wanderung: Am Parkplatz des Klosters startet eine rund elf Kilometer lange „Rundwanderung Klosterlandschaft“.
5. Marienheide: Ein Bild für 30 Taler
Nach einer Vision soll der Einsiedler Henricus („Klausner Heinrich“) in Köln für 30 Taler ein Heiligenbildnis erstanden haben, das sich schon auf dem Heimweg nach Marienheide als wundertätig erwies. Die Legende verbreitete sich und zog seit 1420 immer mehr Pilger in den oberbergischen Ort. Die Festwoche zur Wallfahrt findet alljährlich nach dem 2. Juli (Tag der Heimsuchung Marias) statt.
Die denkmalgeschützte Wallfahrtskirche soll um das Jahr 1470 fertiggestellt worden sein. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts komplett neugestaltet und muss derzeit umfangreich saniert werden. bleibt aber dennoch für Besucher geöffnet.
Nicht nur für Pilger, sondern auch für Radler und Wanderer ist Marienheide seit mehr als 50 Jahren ein beliebtes Ausflugsziel. Eine Tour in die Umgebung lohnt sich: Vom Aussichtsturm auf dem Unnenberg lassen sich bei guter Witterung die Spitzen des Kölner Doms erkennen.
Wanderungen: Bergischer Streifzug #9, Fuhrmannsweg, 13,5 km,
6. Bonn-Pützchen: Quelle der Kirmes
Seit 650 Jahren findet im September Pützchens Markt statt. Ihren Ursprung hat die Traditionskirmes in der Verehrung einer Heiligen: Pilger zogen zum Grab Adelheids, der ersten Äbtissin des Stifts Vilich. Deren Reliquien verschwanden im 30-jährigen Krieg – und so zog man zum Adelheidisbrunnen in Pützchen, der schon 1367 urkundlich erwähnt wird.
Der Legende nach hatte Adelheid in einer Dürreperiode die Quelle mit göttlicher Hilfe erschlossen. Am Pütz (von lat puteus = Brunnen) vor der Pfarrkirche liegt die kleine Adelheidiskapelle aus dem 18. Jahrhundert, in die Mauer des ehemaligen Karmeliterklosters einbezogen.
7. Bödingen: Kirche als Wegweiser
Seit mehr als 600 Jahren findet am vierten Sonntag nach Ostern die Wallfahrt nach Bödingen, einem Ortsteil der Stadt Hennef (Sieg), statt. Um das Marienbild in der 1408 geweihten Kirche „Zur Schmerzhaften Mutter Gottes" ranken sich zahlreiche Wundergeschichten. Tatsache ist, dass die Statue der Mater Dolorosa aus einer Kölner Werkstatt so viele Pilger anlockte, dass hier schon im Jahr 1424 ein Kloster der Augustiner-Emeriten entstand – und infolgedessen auch eine kleine Ortschaft.
Wer hätte das gewusst? Bödingen gilt nach heutigem Stand als der älteste Wallfahrtsort Deutschlands, an dem die schmerzhafte Mutter verehrt wird. Die weit über den Ort mit seinen historischen Fachwerkhäusern hinaus sichtbare Kirche dient Wanderern und Radfahrern als Wegweiser. Vom oberhalb gelegenen Wanderparkplatz Driesch aus lassen sich Kirche, Kloster und Umgebung auf einem 7,3 Kilometer langen Wanderweg bestens erkunden.www.hennef-boedingen.de