Restaurant-TippsDüsseldorfs Spitzen-Küchen

Ralf Bos hütet seine frischen Trüffel-Schätze nur kurz - gleich werden sie weltweit verschickt.
Copyright: Jörn Neumann
Düsseldorf – „Die waren nicht mehr als ein Loch in der Wand." - Diese unorthodoxe Beschreibung eines, sagen wir mal sehr schlichten Gastraums gilt den Anfängen von „Spaceburger": Ein Mini-Lokal in einer unscheinbaren Straße in Derendorf, nix Hafen-Chic, nix Kö-Glamour, aber trotzdem schon kurz nach dem Start ganz großer Burger-Kult, mittlerweile umgezogen und mit Zweitfiliale in der wesentlich publikumsintensiveren Altstadt.
Die unorthodoxe Beschreibung stammt von Ralf Bos, der mit dem Begriff internationaler Delikatessenhändler nur eine unzureichende Marke erhält. Bos ist in Deutschlands ambitionierter Gastronomie- und in Feinschmecker-Kreisen ein Promi, oft betitelt als Trüffel-Papst und Spezialist für eigentlich alles, was Kochen - professionell und privat - besser macht. Sucht man einen Ratgeber in Sachen Ausgehen und gut essen, ist der gebürtige Düsseldorfer, gelernter Koch und Sommelier, die richtige Adresse.
Am Anfang gab's nur Reis
Bos kennt alle deutschen Spitzenköche, ist weltweit als Foodscout unterwegs, weiß über moderne Kochtechniken genauso bescheid wie über moderne Tricks bei Convenience. Am Anfang des Unternehmens Bos Food stand 1990 - kein Witz - eine Palette Wildreis. Und weil die aus Kanada kam, gab es zu diesem Reis auch eine schöne Geschichte zu erzählen, in der Indianer und Kanus vorkamen. Der Reis war gut, der Reis war exotisch und der Reis war ziemlich schnell weg. Ähnlich ging es über die Jahre mit Olivenöl extra vergine, mit Aceto Balsamico di Modena, mit Austern, kurz: Mittlerweile werden nicht nur die Trüffel im logistischen Ruckzuck-Verfahren über den Standort in Meerbusch bis in die Arabischen Emirate geliefert.
„Das Erlebnis auf dem Teller muss durch ein Produkt größer werden", sagt Bos und sagt damit eigentlich alles. Und ein großes Erlebnis kann eben auch in einer sehr kleinen Gastronomie stattfinden, womit wir wieder bei „Spaceburger" wären, deren Produkte vom Fleisch bis zum Gorgonzola auch stimmen. Denn Ralf Bos wollte für das Magazin nicht die Bestenliste der großen Restaurant-Führer zitieren (auch wenn er um das „Nagaya" nicht drumrum kam), sondern aus seiner Sicht zurzeit spannende Lokale empfehlen. Acht Sterne-Häuser in einer Stadt mit nicht annähernd einer Million Einwohnern ist schon nicht schlecht. Bemerkenswert ist aber auch die Vielfalt, nicht nur wegen der großen japanischen Community. „Das gastronomische Angebot ist sehr breit hier in allen Kategorien." Also letztes Mal Bos zum Burger-Paradies: „Da kann man hundertmal im Jahr hingehen, die Burger sind so toll, die werden einem nicht über."
Breites gastronomisches Angebot
Einziger Sterne-Vertreter seiner Liste ist das Restaurant von Yoshizumi Nagaya, von dem Bos sagt: „Er ist ein Ausnahmetalent, wie ich es selten erleben durfte. Nagaya ist Erfinder seiner eigenen Küche, die japanische Küche mit westlichen Elementen verbindet. Was Sie bei ihm essen, haben Sie noch nie gegessen." Zwischen den Extremen Top-Street-Food und asiatische Spitzenküche platziert Ralf Bos vier weitere Tipps: In großstädtischem Industrie-Ambiente wird sowohl im „Tafelsilber" als auch im „Dr. Thompson´s" modern-mediterran und crossover sowie Steaks und Pizza in gutem Preis-Leistungsverhältnis aufgetischt. „Das Tafelsilber ist für mich die perfekte Gastronomie." Bos lobt das durchdachte Konzept, die interessante Karte, auf der sich etwa Kalbsbäckchen mit Zitronenthymian-Püree oder Rehschnitzel an Kürbisconfit und getrüffeltem Spitzkohl finden. Bos liebt die Kategorie „Mix & Match" - die Möglichkeit, verschiedene Spezialitäten in kleinen Portionen zu probieren.
„Dr. Thompson´s" in einem ehemaligen Fabrikgebäude ist aktuell der angesagteste Hotspot in Düsseldorf in Sachen Ausgehen und Essen. „Das ist eine unglaublich coole Location, einmal muss man dagewesen sein", sagt Bos. Gekocht wird Fleisch-affin und frisch, „was in Läden dieser Größe keine Selbstverständlichkeit ist".
Ambiente: Rumpelbude
Die nächste Empfehlung führt nach Büderich: Im „Wein Live" stehen neben zeitgemäßer mediterraner Küche, die etwa Loup de Mer auf Kartoffel-Olivenstampf mit Artischocken serviert, vor allem bemerkenswerte, oft deutsche Weine im Mittelpunkt. „Diesen Laden mag ich besonders, weil er sehr persönlich geführt ist", sagt Bos. „Die Wein-Beratung ist gut und die Preise sind absolut fair kalkuliert, auch wenn die Flaschen sehr gefragt sind."
Als letztes setzt Bos das „Shabby Chic" auf die Tipp-Liste, das er in typisch direkt-charmanter Art was das Ambiente angeht als Rumpelbude bezeichnet, die Atmosphäre als „easy". Lob spendet er großzügig der präzisen Küche mit super Preisleistung: Perlgraupenrisotto mit Aprikosen und Zwiebelconfit, oder doppelt gegarter Schweinebauch mit Vanille-Polenta: „Da geht man raus und sagt: Gut, dass ich hier gewesen bin."
Alles von und zu Bos Food unter: www.bosfood.de