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Kölsch, Klüngel und MusikDie Kölner Lieblingsorte von Nilz Bokelberg

Lesezeit 4 Minuten
Nilz Bokelberg steht in einem verspiegelten Aufzug mit Leuchtröhren.

Wie in einem Bond-Film: Im Aufzug des Hotels The Circle.

Wohin soll es denn diesmal gehen? Der Moderator und Autor Nilz Bokelberg empfiehlt in seinem neuen Buch „Nice to meet you, Köln!“ einige seiner Lieblingsorte in der Stadt. Wir dürfen ein paar davon vorstellen.

Schönste Aussicht auf den Dom

Kennedy-UferDer Trick am Dom ist der gleiche wie bei der Wohnungssuche: Man zieht nie in das schöne Haus, denn wenn man drin ist, kann man es gar nicht mehr ansehen. Deswegen immer gegenüber in das etwas hässlichere Haus ziehen und den schönen Blick haben. Den vermutlich besten und dramatischsten Blick auf den Dom hat man in Köln definitiv auf der Schäl Sick, der sogenannten falschen Rheinseite. Wenn man da in Deutz vor dem Hyatt auf den Promenadentreppen sitzt, ein kleines Getränk dabei hat und dem Himmel zuguckt, wie er sich über dem Dom verdunkelt und in die Nacht übergeht – das ist schon eine wirklich beeindruckende Aussicht. Sollte man mal erlebt haben.Wo genau: Kennedy-Ufer 2A, 50679 Köln

Die besten Orte zum Klüngeln

Zwei Reiter preschen an der Tribüne der Pferderennbahn Weidenpesch vorbei.

Man trifft sich, auf den Rängen der Pferderennbahn in Weidenpesch.

SüdstadionJa klar, im Fußballstadion, einmal die Woche beim Spiel, da ist natürlich gut klüngeln. Zwischen Bratwurst und Kölsch ist immer Zeit für einen Handschlag. Aber das Müngersdorfer Stadion (Rheinenergiestadion) vom Effzeh ist zu groß. Da geht man lieber zu Kölns Underdog – der Fortuna – in ihr wundervolles Stadion mitten in der Südstadt. Wo Präsidenten-Legende Jean Löring einst den wundervollen Satz sagte, als er sich selbst kurzfristig als Trainer aufstellte: „Ich als Verein musste reagieren.“ Wo genau: Vorgebirgsstraße 76, 50969 Köln

Galopprennbahn Weidenpesch Das Schöne in Köln ist ja, dass die Wege alle so kurz sind. Auch wenn man denkt, man sei jetzt wirklich weit draußen, ist man spätestens in zehn Minuten wieder in der Innenstadt. So kann man sich immer mal wieder einen kleinen Ausflug zum Pferderennen gönnen, fünf Euro auf das Pferd mit dem schönsten Namen setzen und sich sehr mondän fühlen. Und dann zurück in die Stadt. Außer man hat noch was zu klüngeln, da wird man in Weidenpesch auf den Rängen sicher fündig.Wo genau: Rennbahnstraße 152, 50737 Köln

Wo man sich was Gutes tun kann

Der Eingang der Gaststätte Lommerzheim.

Berühmt über die Stadt hinaus: das Lommerzheim in Deutz.

Lommerzheim („Lommi“) Riesige Koteletts, vergraben unter einem Haufen Schmorzwiebeln – dazu Päffgen Kölsch. Liegt in Köln-Deutz auf der anderen Rheinseite.Wo genau: Siegesstraße 18, 50679 Köln

Maria Eetcafe Niederländische Spezialitäten wie Fritten, Käse, Kroketten, Fleischkroketten und verschiedene belgische Biere.Wo genau: Hans-Böckler-Platz 1–3, 50672 Köln

Eine Auswahl der liebsten Kölner Kneipen

Der Eingang der Jazz-Kneipe Metronom

Eine legendäre Jazz-Kneipe: das Metronom in der Nähe des Barbarossaplatzes.

Metronom Das Metronom ist eine Kneipenlegende in Köln. Hinterm Tresen steht eine riesige Jazzplatten-Sammlung, und der Wirt legt immer wieder bedächtig eine Platte auf. Die Stammgäste unterhalten sich am Tresen darüber, welche Live-Aufnahme die beste sei, und der Wirt spielt sie alle nacheinander, damit man die Unterschiede hören kann. Und dann wird gelauscht und weiter Bier getrunken. Nirgendwo auf dieser Welt habe ich den Zauber von Jazz besser verstanden als in diesem Laden. Ich wette, Helge Schneider würde ihn lieben (wenn er ihn nicht sowieso kennt – den sollte ihm wirklich unbedingt mal jemand gezeigt haben). Wo genau: Weyerstraße 59, 50676 Köln

Greesberger Das Tolle am Greesberger ist seine sensationelle Unspektakulärigkeit. Was habe ich schon Nächte an diesem Tresen verbracht, neue Schnäpse erfunden oder mich mit internationalen Studenten aus der nahe gelegenen Musikhochschule über Komponisten gezankt – nur, damit wir uns danach gegenseitig noch eine Runde Kölsch ausgegeben haben. Diese Kneipe ist ein rabbit hole.Wo genau: Greesbergstraße 11, 50668 Köln

Eine Auswahl der liebsten Plattenläden

Nilz Bokelberg betrachtet in einem Schallplattenladen ein Plattencover.

Bei Parallel Schallplatten im Belgischen Viertel.

Groove Attack Record Store Alles, was irgendwie groovt – nee, das ist kein schönes Wort. Aber Funk, Reggae, Hip-Hop, Soul, Disco, Rap – alles, was man in diesen Genres sucht, findet man dort. Es ist eine Institution in Köln. Als vor vielen Jahren einmal Busta Rhymes in der Stadt war und Platten shoppen wollte, hat man nachts extra für ihn geöffnet. Und Busta hat ordentlich eingekauft. So will es die Legende. Die Verkäufer sind megahilfsbereit, freuen sich, wenn sie helfen können. Da habe ich immer gekriegt, was ich gesucht hab. Das ist vermutlich das Beste, was man über einen Plattenladen sagen kann.Wo genau: Maastrichter Straße 49, 50672 Köln

Parallel SchallplattenEin anderer fantastischer Plattenladen mit viel erstklassig kuratierter Secondhandware. Neuware gibt’s da natürlich auch. Musikalisch ist man sehr breit aufgestellt. Alles, was irgendwie interessant ist, erhält man dort. Herrlicher Laden.Wo genau: Brabanter Straße 2–4, 50674 Köln

Texte von Nilz Bokelberg. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

Buchtipp: Nilz Bokelberg – „Nice to meet you, Köln! Auf Entdeckungstour ins Herz der Stadt“, Polyglott, 208 Seiten, 15,99 Euro