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Bekannt aus Kölner SternerestaurantsIm Bonner „Oliveto“ kocht nun Sebastian Mattis

Lesezeit 3 Minuten
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Besticht mit zauberhafter Terrasse: Das Restaurant Oliveto in Bonn.

  1. Lange war Sebastian Mattis die rechte Hand im „Le Moissonnier“. Danach erkochte er einen Stern im „Wein am Rhein".
  2. Seit kurzem ist er wieder im Rheinland. Als Küchenchef im Bonner Hotel Königshof bekocht er seine Gäste mit Orechiette oder Seeteufel.
  3. Was unseren Autor kurz irritiert hat und warum das Essen nicht der einzige Star ist, erfahren Sie hier.

Bonn/Köln – Ich schätze Sebastian Mattis seit vielen Jahren. Lange Zeit war er Eric Menchons rechte Hand im „Le Moissonnier“, dann erkochte er einen Stern im „Wein am Rhein“, nach dessen Schließung erarbeitete er als Executive Chef ein klasse Konzept für das Restaurant „Fritz & Felix“ in Baden-Baden.

Seit Januar ist er nun Küchenchef im Bonner Hotel Königshof mit seinem Ristorante Oliveto. Das hat in den letzten Jahren so einige Küchenchefs kommen und gehen sehen, geboten wurde jedoch stets italienische Küche auf Casual-Fine-Dining-Niveau.

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Gemütlich sitzen im Restaurant Oliveto.

Als ich das Restaurant wenige Wochen vor dem Shutdown testete, bestellte ich zum Beispiel eine Roscoff-Zwiebel-Suppe mit Buchweizen und Orangenblütenwasser. Das klang nach einem der kleinen, genialen Drehs, für die Mattis bekannt ist – leider entfaltete die Orange nahezu keinerlei Wirkung. Bei einem Gerstenrisotto mit Gorgonzola und Birne waren dann die Mengen der drei Hauptkomponenten nicht richtig aufeinander abgestimmt, und nur wenn mal alle zusammenkamen, begann das Gericht zu tanzen.

Sprung in die Gegenwart

In Corona-Zeiten ist die Karte reduziert, vor allem auf Traditionelles. Der Caesar-Salat ist allerdings weder italienisch noch innovativ, aber seriös zubereitet. Die Orechiette mit Fenchel Salsiccia und grünem Spargel klingen nach einem halbwegs leichten Gericht, auf den Tisch kommt aber ein schwerer, herzhafter Gang mit großen, festen Salsiccia-Würfeln, roten Zwiebeln und Tomate, in dem der Spargel untergeht. Auch die Schweinebäckchen mit Gremolata und Polenta waren ein schweres Wintergericht, das zudem zu viel Salz abbekommen hatte.

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Das Restaurant Oliveto.

Besser der (leider nur lauwarme) Seeteufel mit feiner Kapernbutter. Auch gut die innen cremigen Panisses (eine Art große Fritten aus Kichererbsenmehl) mit Tomate und Artischocke. Beim Dessert dann wieder Hit-And-Miss: gelungen das in der Süße fein ausbalancierte Affogato mit Mascarpone, Kahlua und kickendem Himbeer-Gel, wenig überzeugend dagegen Ricotta mit Pfirsich und Lavendel, weil es völlig an Säure fehlte.

Wunderbarer Blick auf Rhein und Siebengebirge

Irritierend: einen Gruß aus der Küche gab es nicht, aber ein kleines Cassata-Eis mit eingelegtem Pfirsich (wieder mangelte es an Säure) zum Kaffee. Es scheint, als hätte der großartige Sebastian Mattis die Handbremse angezogen. Spannend wird sein, wie er nach Corona richtig Gas gibt.

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Innenraum im Restaurant Oliveto.

Wenn man die Speisen auf der Terrasse genießt, unter großen Schirmen, vom netten Service umsorgt, schmecken sie direkt doppelt so gut. Der Blick auf Rhein und Siebengebirge ist wunderbar. Dazu ein Wein von der mittelgroßen Weinkarte, die ihre Stärken in Deutschland und Italien hat. Etwa ein pflaumenduftiger Malbec des Yello-Musikers Dieter Meier für 45 €, oder ein saftig-würziger Grauburgunder von Dr. Wehrheim für 30 €.

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Ristorante Oliveto, Adenauerallee 9, 53111 Bonn, Tel.: 0228/ 26010, Mail:oliveto@hotel-koenigshof-bonn.deÖffnungszeiten: Täglich 12 bis 14 Uhr und 18 bis 21.30 Uhr

Henns Auswahl

  1. Caesar di insalata di Oliveto / 14 €
  2. Orecchiette mit Fenchel Salsiccia und Grüner Spargel /  18€
  3. Schweinebäckchen mit Gremolata und Polenta  /  28€
  4. Panisses mit Tomate und Artischocke / 26 €
  5. Ricotta mit Pfirsich und Lavendel / 10 €
  6. Affogato mit Mascarpone und Kahlua /10 €

Fazit: Atemberaubender Ausblick auf den Rhein und gut gemachte italienische Küche