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Experten-Interview„Gesünder als Sonne und Solarium“

Lesezeit 2 Minuten

KölnHerr Dauer, was passiert mit der Haut, wenn man Selbstbräuner verwendet?

Eigentlich passiert gar nicht viel. Die selbstbräunende Substanz Dihydroxyaceton, kurz DHA, ist eine Zuckerart, die auch im Körper vorkommt. Wenn Sie diese auf die Haut geben, geht sie mit den Proteinen und Aminosäuren der obersten Hautschicht eine Verbindung ein, so dass sie dunkel werden.

Gibt es dabei Risiken?

Eigentlich sind keine Risiken bekannt. Natürlich, wenn Sie empfindliche Haut, Neurodermitis oder offene Stellen haben, dann kann es zu einer Reizung kommen. Das kann beim Auftragen einer anderen Creme aber auch passieren. Es gibt Veröffentlichungen, die besagen, DHA setze auf der Haut Formaldehyd, eine giftige Substanz frei. Das ist aber sehr umstritten. Jahrzehntelang hat man DHA verwendet und hat nie irgendeine Nebenwirkung festgestellt.

Ist Tanning gesünder als das Bräunen in natürlicher Sonne oder auf der Sonnenbank?

Nach dem jetzigen Stand der Wissenschaft ganz klar ja. Denn es bräunt nicht, es führt nur zu einer Farbreaktion. Eine Bräunung ist eine Anregung der körpereigenen Schutzmechanismen durch UV-Licht, egal ob im Sonnenstudio oder in der natürlichen Sonne. Diese führt dazu, dass die pigmentbildenden Zellen mehr Pigment produzieren und es ausschleusen. Die Haut wird dunkler. Und nachfolgendes UV-Licht führt nicht mehr so schnell zu einer Rötung oder Verbrennung. Beim Tanning haben Sie diese Reaktion nicht. Sie haben nur in der Oberhaut eine leichte Verfärbung, das ist keine Pigmentbildung.

Tanning ist also kein „Vorbräunen“?

Nein. Sie brauchen, sollten Sie sich anschließend in die Sonne begeben, den selben Lichtschutzfaktor, als wären Sie kreidebleich.

Wie kommt es zu fleckigen Hautstellen?

Unsere Haut ist an unterschiedlichen Stellen unterschiedlich dick. Handgelenke, Knie und Ellbogen etwa haben eine dickere Hornhaut, die die Creme mehr aufnimmt – die Stellen werden dunkler.

Ist Tanning als „gesundes Bräunen“ empfehlenswert?

Ich würde das nicht jahrelang einmal pro Woche anwenden, sondern der Haut auch die Chance geben, sich zu erholen. Mögliche Langzeitschäden sind ja nicht hundertprozentig geklärt. Wenn man das aber vier Wochen vor dem Sommer machen lässt, dann ist es unbedenklich.

Dr. Hans-Georg Dauer ist Facharzt für Hautkrankheiten – und ist unter anderem spezialisiert auf Hautkrebsvorsorge, Kosmetologie.