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„Ohne Gemütlichkeit, ohne Esoterik“Was beim Yoga für Männer anders ist

Lesezeit 5 Minuten
Ein Mann in Yoga-Position am Rheinufer in Köln.

Yogakurse nur für Männer gibt es auch in Köln.

Männer sind beim Yoga meistens in der Unterzahl. Aus diesem Grund trauen sich viele Kerle gar nicht erst dorthin. In Köln gibt es aber auch reine Männergruppen.

Die Fußball-Nationalmannschaft, Hollywoodstars und Bodybuilder schwören darauf und dennoch hat es noch immer den Ruf des Frauensports: Yoga. Der Einklang von Körper und Geist, dazu der Geruch von Räucherstäbchen und leichte Meditation. Solche Stereotypen sind vielen Kerlen suspekt. Dabei wurden die Bewegungs- und Dehnübungen in Indien ursprünglich von Männern für Männer erfunden. Wer es dennoch einmal ausprobieren möchte, traut sich nicht als einziger meist unbeweglicher Mann in eine Gruppe voller gelenkiger Frauen. In Köln gibt es deshalb mehrere Kurse nur für Männer.

So zum Beispiel die Yoga Ultras in Ehrenfeld. Lisa Hauter hat 2011 eine Ausbildung zur Yogalehrerin absolviert und trainiert seitdem viele verschiedene Gruppen. Die Idee zur reinen Männergruppe kam ihr 2014: „Freunde von mir wollten Yoga machen, aber nicht in einer gemischten Gruppe, weil sie dort immer nur der ‚Quotenmann‘ waren. Sie wollten lieber unter sich sein.“ Mit dabei sind Leistungssportler aus den Bereichen Radfahren, Surfen, Skaten, aber auch Familienväter und ältere Männer, die sich schlicht bewegen wollen.

Yogalehrerin Lisa Hauter.

Yogalehrerin Lisa Hauter.

Inzwischen handelt es sich um einen Kern von sieben bis zehn Yogis. Hinzu kommen Interessierte, die mal zur Probestunde vorbeischauen. Angefangen wurde damals mit den Basics, mit Yoga hatte bis dato noch keiner etwas zu tun gehabt. „Manche hatten zum Beispiel einen Bandscheibenvorfall. Andere wiederum wollen dem mit Yoga vorbeugen“, sagt die 38-Jährige.

„Bewegungsdynamik ist schwerfälliger“

Im Vergleich zu reinen Frauengruppen geht es bei den Ultras grundlegend anders zu. „Die Gruppe hat einen ganz anderen Rhythmus. Sie sind langsamer, weil sie länger ein- und ausatmen, dadurch ist auch die Bewegungsdynamik insgesamt schwerfälliger“, erklärt Lisa Hauter. Diesem Rhythmus muss sich die Lehrerin anpassen. Unterrichtet wird eine Form des sogenannten „Vinyasa-Yoga“. Dabei entwickeln sich aus einer Grundposition verschiedene Ausführungen, sogenannte „Flows“. Jeder Bewegung wird dann eine Atmung zugesprochen, bevor es fließend in die nächste Position geht. „Die Jungs wollen sich zügig richtig durchbewegen und den Kopf ausschalten. Dabei kommen sie schnell zur Ruhe und sind sehr fokussiert“, erzählt die ausgebildete Yogalehrerin.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Yoga-Kurs in einer Yoga-Position

Yogis in Action.

Gegen Ende des Kurses werden dann noch Formen des „Yin-Yoga“ gemacht. Dabei werden einzelne Positionen zwei bis fünf Minuten lang gehalten. Ein wesentlicher Unterschied zur Frauengruppe: Es geht deutlich spartanischer zu. „Ich mache bei den Männern eigentlich nie Musik an. Wir machen die Übungen in einem kahlen Raum, ohne Gemütlichkeit, ohne Esoterik“, sagt die Trainerin. Yoga wird hier also rational heruntergebrochen. „Den Jungs geht es darum, sich sportlich durchzudehnen und Stellen zu bewegen, die sie eine Woche lang nicht mehr bewegt haben.“ Männern gehe es darum, runterzukommen, abzuschalten und sich auszupowern.

Yoga ist ideale Ergänzung

Über die Gründe für die unterschiedlichen Abläufe der Männer- und Frauenkurse kann die Yogalehrerin nur mutmaßen. „Ich glaube schon, dass mittlerweile immer mehr Männer sich trauen zum gemischten Yoga zu gehen. Viele nehmen dann einen Kumpel mit. Insgesamt setzen Männer vielleicht einfach andere Prioritäten. Wenn sie mal eine Stunde Zeit für Sport haben, machen sie dann eher etwas anderes.“ Dabei ist Yoga gerade ergänzend zu anderen Sportarten ideal, weil es die Beweglichkeit der Muskulatur fördert und beweglichere Muskeln mehr Kraft aufbringen können.

Blick in einen Yogaraum mit geöffneten Fenstern

Das Yogastudio von Monara Yoga in Ehrenfeld.

Durch das verbesserte Gleichgewicht der Muskelgruppen kann Yoga einseitige Sportarten, wie zum Beispiel Joggen oder Radfahren, oder einen Alltag im Büro ausgleichen. Auch Gelenk- und Rückschmerzen wird vorgebeugt. Indem sich gleichzeitig der Geist entspannt, wird darüber hinaus Stress abgebaut und die Konzentrationsfähigkeit gesteigert. Yoga eignet sich im Prinzip für alle Altersklassen, aber vor allem für Männer ab 50, weil sie häufiger als Frauen an Herz-Kreislauf-Problemen und Bluthochdruck leiden.

Im Anschluss an den Kurs gibt es für die Yoga Ultras noch ein Feierabendbier am Büdchen. Freunde in lockerer Atmosphäre treffen, ein ungezwungenes Gruppengefühl haben und mit Gleichgesinnten Sport treiben, darum gehe es der Männerrunde. „Es ist schon ernstes Yoga, aber es darf auch gelacht werden. Die Teilnehmer können sie selbst sein“, sagt Yogacoach Lisa Hauter.Yoga Ultras, Grimmstraße 5, 50823 Köln-EhrenfeldTermin: Donnerstags um 20.30 Uhr, Dauer 90 Min., 15 Euro pro Termin bei regelmäßiger Teilnahme, 18 Euro pro Drop-In-Termin, 12 Euro für eine Probestunde

Yoga für Männer in Köln: Kurse in Ehrenfeld, Sülz und Nippes

Wer Yoga ausprobieren möchte und sich für eine reine Männergruppe interessiert, kann in Köln aus mehreren Angeboten wählen. In diesen Kursen ist dann gewährleistet, dass ausschließlich Männer daran teilnehmen und Kerle somit unter sich bleiben. Die einzelnen Kursangebote unterscheiden sich aber natürlich voneinander. So werden die Yoga Ultras von Lisa Hauter, also einer Lehrerin, geleitet. Das Angebot „Yoga für Männer“ vom Yoga Room in Nippes, leitet mit Michael Sterner dagegen ein Mann.

„Wir haben überlegt, was heraussticht und uns von anderen Studios unterscheidet“, sagt die Leiterin vom Yoga Room, Kirsten Hahn. Aktuell sei das Angebot solcher Männerkurse nämlich noch überschaubar. Dabei werde es gut angenommen und die Männer kommen regelmäßig wieder. Grund dafür sei die intime Atmosphäre, glaubt die Leiterin des Studios: „Der Rahmen muss stimmen, man muss sich einfach wohlfühlen.“ Ihr war wichtig, einen Mann für die Kursleitung zu gewinnen.

Das Angebot „Yoga für Männer“ richtet sich an Interessierte, die Yoga neu für sich entdecken und Grundlagen zur Atmung, Körperwahrnehmung, Steigerung der Flexibilität und Kraftaufbau lernen wollen. Unterrichtet wird „Hatha Yoga“. Dabei geht es auch darum, Blockaden und Stress abzubauen. „Alle Anteile, die zum Yoga gehören, sind dabei“, sagt Kirsten Hahn. Auch Kurzentschlossene können vorbeikommen und teilnehmen, da es sich um einen offenen Kurs handelt.Yoga für Männer, Sechzigstraße 12B, 50733 Köln-NippesTermin: Dienstags 19 Uhr, Dauer 90 Min., 18 Euro pro Drop-In-Termin, 10 Euro für eine Probestunde, Mehrfachkarten sind günstiger

Beim „Men Yoga“ von den Mattenfreunden in Sülz leitet Yogalehrer Toni den Unterricht. Dort dürfen sich alle angesprochen fühlen, die nicht der „einsame Yoga-Wolf“ zwischen einem „Rudel weiblicher Yoginis“ sein möchten. Während der dynamischen Trainingseinheiten werden vor allem Vorder-, Rück, und Innenseiten der Oberschenkel, Waden, Unterrücken, Leisten und Brustmuskulatur beansprucht. In diesen Bereichen sei die männliche Muskulatur oftmals verkürzt und dementsprechend wichtig sei es, diese Bereiche zu trainieren. Neben Willenskraft und Konzentration werden auch Entspannung und verschiedene Meditations- und Achtsamkeitsübungen erlernt. Unterschiedliche Atemtechniken dienen schließlich dazu, Spannungen im Körper zu lösen und Stress abzubauen.Men Yoga, Rurstraße 9, 50937 Köln-SülzTermin: Donnerstags 18 Uhr, Dauer 90 Min., 18 Euro pro Drop-In-Termin, 10 Euro für eine Probestunde, Mehrfachkarten sind günstiger