Bestes Restaurant DeutschlandsHöchste Küchenkunst im „Vendôme“
- Unser Autor geht stets mit leerem Magen ins „Vendôme“ - und das aus gutem Grund.
- Die Gerichte haben keine ausgefallenen Namen, doch subtil eingesetzte Kniffe machen sie perfekt.
Bergisch Gladbach – Keine Angst!“, würde ich gern vom Schloss Bensberg aus in die rheinische Bucht rufen. Denn Angst ist unangebracht, wenn man darüber nachdenkt, in Deutschlands bestem Restaurant zu essen – und doch merke ich genau diese in meinem Bekanntenkreis.
Angst 1: Verhungern! Ich gehe stets mit komplett leerem Magen ins „Vendôme“, da ich es sonst nicht durchs Menü schaffe. Das kleinste hat vier Gänge. Was, wie in der Sterneküche üblich, Understatement ist. Dazu kommen nämlich zwei Grüße aus der Küche, ein „Süßer Abschluss“ mit vier Kleinigkeiten und danach noch Pralinen. Nur Obelix bleibt da hungrig.
Angst 2: Verarmung. Samstag- und sonntagmittags gibt es eines der bemerkenswertesten Angebote in der deutschen Drei-Sterne-Gastronomie, das sich jeder Besseresser einmal gönnen sollte. Angesichts der atemberaubenden Produktqualität und des Aufwands für selbst kleine Elemente der Gänge ist es geradezu günstig. Ein Beispiel: Ein kleines Stück Moos muss gewässert, konfiert und in Butter gebraten werden. Dabei ist es nur ein Element von vielen beim zweiten Gruß aus der Küche, der schlicht „Petersilienwurzel & Wintertrüffel“ heißt.
Klassische Gerichte mit Kniffen der Gourmet-Küche
Angst 3: Das schmeckt doch alles nicht richtig! Früher war Joachim Wisslers Küche sehr intellektuell, nutzte ausgefallene Produkte, kombinierte und dekonstruierte, dass es erfahrene Esser faszinierte. Heute kocht er geradezu klassisch – zumindest an der Oberfläche. Bretonische Seezunge mit Spargel, Challans-Ente mit Ingwer, Ikarimi-Lachs mit Rettich und Avocado. Alles süffig und schlüssig kombiniert; wer Gourmet-Küche kennt, erfreut sich an der Perfektion und den subtil eingesetzten Kniffen großer Küchenkunst.
Angst 4: Da ist es immer so steif! Markus Klaas ist ein großartiger Gastgeber, bei dem keine Frage des Gastes unbeantwortet bleibt, und Marco Franzelin ist einer von Deutschlands besten Sommeliers, der harmonisch wie gewagt kombinieren kann. Sie machen ihren Job mit Augenzwinkern und Witz. Auch bei den Speisen gibt es diesen: Das schon Legende gewordene, göttlich schmeckende „ToffiVee“ mit Gänseleberkaramell (Gruß aus der Küche) zeigt, dass Spitzenküche auch Humor kann. Zum Dessert „Rhabarber & Cheesecake Eis“ wird Rosen-Limonade empfohlen – und passt perfekt. Als Petit Fours kommen unter anderem „Schweineschnäuzchen“ und ein Schaumkuss mit Earl Grey und Grapefruit auf den Tisch. Kurzum: Wissler ist der höchstbewertete deutsche Koch der Gegenwart. Mit jedem Menü zeigt er, warum.
Henns Auswahl
Gourmetlunch samstags und sonntags: vier Gänge – inkl. Glas Champagner,Wasser und Kaffee // 135 Euro
Status-Quo-Menü (nur Mi & Do):fünf Gänge – inkl. Weinbegleitung und Kaffee // 215 Euro
Menü fünf bis neun Gänge // 190 bis255 Euro
Vendôme im Grandhotel Schloss Bensberg,Kadettenstraße, 51429 Bergisch Gladbach02204/42906, Mi-So 19-23, Sa und So 12-14www.schlossbensberg.com