Bistroküche mit mediterraner NoteLa Cuisine Rademacher ist ein Gewinn für Dellbrück
- Koch Rademacher hat eine beeindruckende Vita. Er lernte in verschiedenen Sternerestaurants.
- Was sich im „La Cuisine Rademacher“ lohnt und was nicht, hat Carsten Henn getestet.
Das ist mal ein Lebenslauf für einen Koch: Ausbildung im Sternerestaurant „Zur Post“ in Odenthal, Praktikum im Drei-Sterner „The Table“ in Hamburg, danach im Dreisterner „Waldhotel Sonnora“ in Dreis und Sous Chef im „Wein am Rhein“. Auf den Tellern finden sich allerdings kaum Spuren von Marlon Rademachers beeindruckender Vita, wobei die Saucen wirklich gekonnt gekocht sind und es immer wieder moderne Crunch-Elemente gibt.
Grundidee: Viele Gänge
Die Küche des im vergangenen Juli eröffneten Restaurants setzt auf klassische Bistro-Gerichte, häufig französisch-mediterranen Ursprungs, unprätentiös, aber geschmackvoll auf schöner Keramik angerichtet. Hier hat man sich bewusst gegen die gehobene Gourmet-Küche entschieden, auch wenn ein Menü so heißt – und die Grundidee vieler Gänge überzeugt.
Sehr intensiv gerät die Zwiebeltarte mit Rote-Bete-Würfeln. Das ist aromatisch Vollgas, schmeißt einen aber auch etwas aus der Kurve.
Ausgewogener der knusprige Pulpo mit Gazpacho-Schaum und Couscous. Klug eingesetzte Schärfe und Granatapfelkerne peppen den Gang schön auf. Verschnarcht dagegen die Entenleber Praline mit Brioche und Birnenvariationen, welche weder ausreichend Süße noch Säure mitbringen, um den fettigen Hauptdarsteller auf Trab zu bringen. Technisch nicht vollends überzeugend dann die Waldpilz-Cannelloni, da sie an den Enden zu trocken geraten. Auch beim zu festen Boeuf Bourguignon leistet sich Rademacher einen Unforced Error.
Manchmal hopp, manchal topp
Viel besser und auch pfiffiger gelingt ihm der Schellfisch à la Carbonara, den vor allem der frisch aufgeschnittene Schinken mit feiner Salznote glänzen lässt. Die weichen Patatas Fritas dazu halten da nicht auf gleicher Höhe mit. Pluspunkte bringen das souverän kombinierte „Snickers La Cuisine“, das Toffee mit Erdnuss und weißem Schokoladeneis verbindet, und auch das balancierte Mousse von Granny Smith Apfel bildet ein wortwörtlich süßes Finale.
Also: manchmal hopp, manchmal topp. Rademacher arbeitet weder stark mit Gewürzen noch Kräutern, sondern setzt auf den Eigengeschmack der guten Zutaten. Bei solch einem Konzept ist exakte Zubereitung Pflicht.
Der Service schwächelte leider merklich: Es gab keinen Gruß aus der Küche, obwohl er auf dem Menü stand, bei einem Gang wurde das Besteck vergessen, Wein wurde nur nachlässig nachgeschenkt, die Aufmerksamkeit könnte größer sein. Die Getränkekarte ist zwar klein, aber sie bietet einiges Interessantes und schon der Weißburgunder von Pfaffmann für 21 Euro macht richtig Spaß.
Bei aller Kritik: „La Cuisine“ ist ein noch junges Restaurant. Wenn Küche und Service richtig rund laufen, wird der Besuch hier sicher ein echtes Vergnügen sein – und für Dellbrück ist das Restaurant nahe dem S-Bahnhof ein großer Gewinn.
Fazit: Französisch-mediterrane Gerichte mit vielen guten Ansätzen.
Henns Auswahl
- Pulpo – Gazpacho-Schaum / Couscous // 12 Euro
- Entenleber Praline Label Rouge – Brioche / Birnenvariation // 12 Euro
- Schellfisch à la Carbonara – Serrano // 26 Euro
- Waldpilz Canneloni / Walnuss-Crumble 11/ 18 Euro
- Boeuf Bourguignon von der Ochsenbacke // 22 Euro
- Snickers La Cuisine //10 Euro
- Menü 49 - 75 Euro
Dellbrücker Hauptstraße 176, 51069 Köln,Tel. 0221/96898898, Mi – Fr 12-14 & 18-22 Uhr, Sa 18-22 Uhr, So 12-21 Uhr, www.la-cuisine-koeln.de
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