Brauhausküche in KölnDas Original „Scholzen“ ist besser

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Ehrenfeld – Wenn eine Kölner Institution wie das „Haus Scholzen“ Nachwuchs bekommt, dann muss man gespannt sein. Also ab in die Venloer Straße. Fast übersieht man es, so klein und an das Haupthaus gedrückt ist das „Scholzen privat“. Drinnen dann Bistrotische und goldfarbene Wände in Wischtechnik. Auch ansonsten glänzt es viel, eine Art Retro-Brauhaus-Bistro-Schick, auf den Schiefertafeln stehen die Gerichte. Es ist laut, aber nicht unangenehm. Am nettesten sitzt es sich am Fenster.
Großer Pott Erbseneintopf mit ganzer Bockwurst // 6,80 Euro
Hacksteak / Pfeffersauce / Bratkartoffeln /Salat //10,20 Euro
Hausgemachte Lasagne mit Salat // 9,80 Euro
Grobe Bratwurst mit Pfefferrahmsauce / Salat / Pommes // 10,50 Euro
Knackiger Salatteller mit Maultaschen / dazu Brot // 8,70 Euro
Die Mittagskarte (12-14 Uhr) besteht bei all unseren Besuchen aus sieben Gerichten. Das ist überschaubar, aber lieber wenig und gut, statt viel und schlecht gekocht. Nachmittags gibt es drei, vier hausgemachte Kuchen, abends dann die Karte des „Haus Scholzen“. Das „Scholzen privat“ existiert kulinarisch also eigentlich nur tagsüber. Es gibt Gulasch, Schweinekotelett, Schnitzel „Ungarisch“ oder Reibekuchen – nicht wirklich Bistroküche. Sondern klassisch Brauhaus – nicht modernisiert, kein bisschen leichter gemacht. Nicht ein einziger vegetarischer Gang findet sich auf der Karte und nur einmal einer mit Fisch. Das ist auch für eine traditionelle Brauhausküche nicht mehr zeitgemäß. Und die Preise? Happig. Bis auf die Suppen alles um die zehn Euro. Aber für gute, herzhafte Küche in großen Portionen, die schnell kommen, zahlt man das. Leider kommt das Essen nicht schnell. Einmal mussten wir über eine halbe Stunde warten – dabei war es nicht voll. Nur das bestellte stille Wasser kam schneller – war aber medium. Die Portionen sind tatsächlich groß, die Bratkartoffeln herrlich kross, die grobe Bauernwurst bestens gewürzt, das Kartoffelpüree cremig und aromaintensiv, der Salat von ordentlicher Brauhausqualität, doch dann reihen sich Fehler an Fehler.
Bei der hausgemachten Lasagne meint man es sehr gut mit dem Hack, aber in Sachen Tomaten und Kräuter wird geknausert. Der Hackbraten ist oben saftig, aber unten trocken, den Pfeffersaucen fehlt es schlicht an Schärfe. Zur Erbsensuppe mit Bockwurst wurde kein Senf gereicht, am Tisch nebenan fehlte das Spiegelei auf dem Gang, und im Salat war ein Haar. Flüchtigkeitsfehler, doch wenn sie sich so summieren, dann stimmt etwas nicht. Die hausgemachten Kuchen sind von ordentlicher Qualität, aber auch hier Schludrigkeiten wie der zu dunkel gebackene und deshalb trockene Riemchenapfel.
Wer wenig Gerichte anbietet, sollte dies in tadelloser Qualität tun. Und der Name Scholzen verpflichtet. In seiner aktuellen Form macht das „Scholzen privat“ wenig Sinn. Es ist kaum mehr als ein anderer Raum des „Haus Scholzen“.
Fazit: Das „Haus Scholzen“ ist eine Institution, das „Scholzen privat“ überflüssig.
„Scholzen Privat“, Venloer Straße 236, 50823 Köln, geöffnet von Mittwoch bis Sonntag von 10.30 bis 23 Uhr, 0221/17062105