Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Ecklokal in der Kölner SüdstadtCrêpes von der Außenseiterbande

Lesezeit 3 Minuten

Plüschig, gemütlich und viel französischem Flair ist die Crêperie eingerichtet.

Innenstadt – Ein besonderer Charme, eine Mischung aus Romantik und Coolness beseelt französische Filmklassiker aus den 1960er Jahren, Filme wie „À Bout de Souffle“, zu deutsch „Außer Atem“ und „La Bande à Part“, die Außenseiterbande. Eine ganz ähnliche Stimmung herrscht in dem schönen Ecklokal, das den Namen eines der beiden Filme trägt. Im La Bande à Part an der Silvanstraße 1 in der Südstadt schmücken Plakate der beiden Jean-Luc Godard-Filme, aber auch von Filmklassikern wie Hitchcocks „Vertigo“ die bordeauxfarbene Tapete, deren Muster an die französischen Lilien der Bourbonen erinnert. Ein türkisblau schimmernder Schneidetisch aus der Entstehungszeit der Filme und ein altes Grammophon verbreiten nostalgisches Flair.

Französische Chansons dudeln aus Lautsprechern. Altmodische Sofas und Stühle mit roten Kissen laden dazu ein, Platz zu nehmen und eine traditionsreiche Spezialität zu genießen: Die edle französische Variante der rustikalen deutschen Pfannkuchen bereitet die Inhaberfamilie mit derselben Liebe zum Detail zu, die sie bei der Einrichtung ihres Lokals bewiesen hat. Neben Klassikern wie den süßen Crêpes mit Schoko-Creme und gebratener Banane und den herzhaften Galette aus Buchweizenmehl mit Schinken und Emmentaler stehen auch ausgefallenere Spezialitäten auf der Karte oder der schwarzen Tafel im hinteren Bereich des Lokals: Crêpes mit Himbeersorbet oder mit Mandeln, Ahornsirup und Vanilleeis, Galette mit Ziegenkäse und Orangenhonig, mit Hackfleisch, Camembert und grünem Pfeffer oder mit Speck, Lauch, Champignons und Creme Fraiche. Dazu schmecken ein frischer Beilagensalat und natürlich Cidre, der Apfelwein wird in vielen Varianten und den passenden flachen Tassen serviert.

Wer zu viel gegessen hat, sollte ein heilsames stark-alkoholisches Getränk bestellen, das in Frankreich allerdings meist eher als Aperitif genossen wird: Ricard, Pernod und Pastis stehen im La Bande à Part zur Auswahl, sogar ein Pastis der Marke Henri Bardouin, der ohne Zusatzstoffe auskommt, dafür aber mit etlichen Gewürzen zubereitet wird. Sternanis, Kardamom, Süßholz, schwarzer Pfeffer, Nelken, Muskat, Tonkabohnen und andere verleihen ihm seinen Geschmack. „Ein Gast hat mir einmal erzählt, dass er in einer Apotheke erfunden wurde, für die Gesundheit“, erzählt Crêperie-Inhaberin Nadia Rodic lächelnd.

Das „Savoir Vivre“, das zwischen den Wänden ihres Lokals zu spüren ist, hat nichts mit der Herkunft seiner Inhaberin zu tun. Nadia Rodic kommt aus Serbien. Die Liebe zur französischen Lebensart haben ihre Kinder in ihr geweckt. Sohn Daniel ist Schauspieler, Sohn Moncilo Regisseur. Beide sind große Bewunderer des französischen Films. Tochter Bojana liebt französische Küche und wie ihre Brüder die Erinnerung an die Kindertage, die sie mit den Eltern in Mainz verbracht haben. Dort arbeitete ihre Mutter in einer Crêperie. Von dort zog die Familie in den bergischen Kreis und machte sich mit einem Restaurant selbstständig. „Doch das Dorfleben war nichts für uns. Besonders meine Kinder haben sich dort nie wirklich wohl gefühlt“, erzählt Nadia Rodic. So siedelte die Familie in die nächste Großstadt über, nach Köln.

Traum von der Karate-Karriere

„Meine Kinder träumten davon, eine Crêperie aufzumachen“, sagt. Nadia Rodic. Wie es sie nach Deutschland verschlagen hat? „Das war bereits in den 80er Jahren. Mein Mann war ein erfolgreicher Sportler. Er hat Karate gemacht und glaubte, in Deutschland besser Karriere machen zu können. Er ist dann allerdings zum Vollkontakt-Karate gewechselt und gescheitert. Sein bester Freund war später Karate-Weltmeister“, erzählt Nadia Rodic. Die Träume ihres Mannes sind zwar nicht in Erfüllung gegangen, dafür aber die ihrer Kinder. Und wenn Vater Borislav Rodic durch das Bullauge lugt, das die Tür zur Küche schmückt, sieht er doch recht zufrieden aus, als Küchenchef der „Außenseiterbande“.

La Bande à Parte, Silvanstraße 1, geöffnet täglich 12 bis 22 Uhr