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Französisches RestaurantL’Imprimerie ist trotz Schrulligkeit eine Institution in Köln

Lesezeit 2 Minuten

Das „L’Imprimerie“ in der Cäsarstraße in Bayenthal

Es macht mich unruhig, wenn ich in einem Restaurant keinen Tisch reservieren kann. Bei der „L’Imprimerie“ kommt dazu, dass man nicht einmal weiß, wann das Restaurant geöffnet hat, denn eine Homepage existiert nicht und die diversen Angaben im Internet widersprechen sich.

Trotz Schrulligkeiten ist das „L’Imprimerie“ eine Institution

Eine dritte Besorgnis hat das Restaurant recht exklusiv: Den als grummelig verschrienen Patron Gilles Berthier. In rot-weiß-kariertem Hemd und mit beeindruckendem Bauchumfang setzt er sich ohne Begrüßung an den Tisch und nuschelt die Gerichte so herunter, dass Canard wie Kaninchen klingt. „Nein, Canard! Ente! Quakquak“, erklärt er trocken.

Die Speisekarte hilft nur bedingt, ist sie doch ebenso schwungvoll wie unleserlich geschrieben. All das ist seit mehr als zwanzig Jahren so, das Restaurant trotz wie wegen dieser Schrulligkeiten eine Institution. Das zusammengewürfelte Interieur in der ehemaligen Druckerei (inklusive eines bezogenen Betts) tut sein Übriges. Aus der offenen Küche hört man verheißungsvoll das Sizzeln der Pfannen und Brodeln der Töpfe.

Cola nur bis 18 Jahre

Die Karte bietet ausnahmslos Klassiker der französischen Küche – und nennt auch gleich die Spielregeln des Besuchs: Keine Reservierung, keine Kartenzahlung, keine getrennten Rechnungen, Cola nur bis 18 Jahre. Kindergerichte sind Fehlanzeige. Auch auf Nachfrage ist nichts möglich. Sie meinen, bisher wären das alles nur Gründe nicht hinzugehen?

Gute Küche und eigener Charakter: die Brasserie „L’Imprimerie“

Weil ich noch nicht über die Qualität des Essens gesprochen habe. Die ist durchgehend sehr überzeugend. Das fängt beim warmen Landbrot an. Butter gibt es keine, nur Salz und Pfeffer gesellen sich dazu. Diese sind keine Zierde, sondern konzeptioneller Bestandteil der Küche. Vielen Gerichten hilft eine Prise davon. Zum Beispiel den Kartoffeln mit geschmolzenem Mont d’Or Käse, oder dem wunderbar saftigen Kalbsfilet „Vallée d’Auge“, also normannischer Art mit Calvados-Rahm-Sauce und karamellisierten Apfelstücken.

Seriös und deftig gekocht, die Portionen sind groß

Der Heilbutt in Zitronensauce ist einen Hauch zu trocken, dafür fällt beim Confit de Canard das Fleisch von den Knochen. Die Beilagen sind stets schlicht, eine Halbkugel Reis, ein paar Viertel Kartoffel, Karottengemüse. All das ist seriös und deftig gekocht, die Portionen groß. Und beim Cassis-Sorbet zum Dessert zieht einem die herrliche Säure förmlich die Schuhe aus.

In Frankreich ist diese Art der Küche alltäglich, in Deutschland hat sie aufgrund der Seltenheit Kult-Charakter. So ist die „L’Imprimerie“ eine Art kulinarisches Manufactum: Alles ist traditionell hergestellt aus guten Produkten, eher einfach aber beileibe nicht billig.

Cäsarstraße 58, 50968 Köln-Bayenthal, ☎ 02 21/3481301, geöffnet Di-Fr 12-14.30 Uhr und 18.30-24 Uhr, Sa 18.30-1 Uhr