Köln – Gebackener Camembert kann auf dreierlei Arten daherkommen: uninspiriert industriell, herrlich handpaniert oder pur, also rundherum ohne – und meist in Liaison mit frittierter Petersilie und Preiselbeeren. Wir haben getestet, ob er mehr ist als nur eine Brauhaus-Nascherei.

Bagatelle

Es ist leider nicht der gebackene Camembert in Sesamkruste an Apfel-Schalotten-Relish (4 Euro), der die Menschen in die Hoffnungsthaler Bagatelle strömen lässt: Der Käse ist jung und ein bisschen nichtssagend, die Kruste nussig, aber der Name verheißt mehr. Es sind auch nicht die in Burgunder geschmorten Hühnchenkeulen (4 Euro), noch die guten, aber nicht exzellenten Sardellen mit Safran-Mayonnaise, eher schon der leicht herbe gratinierte Ziegenkäse auf Orangen-Chili-Marmelade (4 Euro), die pikanten Lamm-Hackbällchen in Rosmarin-Tomatensauce (4 Euro) oder die erdfrischen Zucchini-Pommes. Vor allem aber ist es das Konzept, dass den Laden, der im Februar eröffnet hat, zum mit Abstand beliebtesten Hoffnungsthaler Restaurant macht. Über 70 französische Tapas und zahlreiche Weine zu bezahlbaren Preisen, die Gerichte selbst versprechen Haute cuisine. (uk)

Hauptstraße 215, 51503 Rösrath

Telefon: (02205) 2776

Öffnungszeiten: Mo-Fr 16.30-1 Uhr, Sa 12-2 Uhr, So 11-22 Uhr.

Brasserie Marie

Wer sagt eigentlich, dass gebackener Camembert immer mit Panade muss? Dass oben (beziehungsweise rundum) ohne, einen ganz besonderen Charme haben kann, ist hinlänglich bekannt. Diese Köstlichkeit aus der Normandie bestätigt die Lebensweisheit einmal mehr. Der Camembert aus der Fromagerie Duval D’Ay (250 Gramm für 10,40 Euro, Hauptgericht-tauglich!) kommt pur unpaniert daher – im Holzkarton mit kross braunem Haupt, Wildpreiselbeeren und getoastetem Bauernbrot. Er schmeckt, wie Rohmilchkäse aus der Normandie eben schmecken muss: Unglaublich aromatisch-würzig und herb-pikant. Ob es an den Milchsäurebakterien liegt, die ihm erhalten blieben, weil bei seiner Produktion auf Erhitzen verzichtet wurde? Oder daran, dass er handgeschöpft ist? Egal, für Fans pikanter Rohmilchkäse ist der hier ein Fest. Das tröstet über den stolzen Preis hinweg. (kro)

Zülpicher Straße 268, 50937 Köln-Sülz

Telefon: (0221) 96269194,

Öffnungszeiten: Di-So 18-24 Uhr (Küche bis 22 Uhr)

Brauhaus ohne Namen

Gebackener Camembert zählt zu den „Kölschen Klassikern“. Warum wohl ausgerechnet ein französischer Käse zu dieser Ehre gekommen ist? Egal: Außen kross, innen weich, dazu frittierte Petersilie, Schwarzbrot und ein Klecks Preiselbeeren ist er eine deftige Delikatesse. Für zivile 8,90 Euro kommt das Deutzer Camembert-Modell im Brauhaus ohne Namen nicht nur zügig auf den Tisch, sondern sieht auch bilderbuchmäßig aus. Neben der frischen Salatbeilage liegt ein Camembert der Größe XL, dessen goldbraune und ungleichmäßige Panade hoffen lässt, dass es sich nicht um Industrieware handelt. Doch die Vorfreude wird beim Probieren ein wenig getrübt. Außen ist der Käse zwar kross, innen aber nicht mehr heiß und nur mäßig geschmolzen. Das gibt Abzüge in der B-Note – auch wenn der Deutzer Käse im Geschmack insgesamt überzeugen konnte. (aho)

Mathildenstraße 42, 50679 Köln-Deutz

Telefon: (0221) 812680

Öffnungszeiten: Mo - Fr: 16- 24, Sa, So: 11.30 - 24 Uhr (Küche bis 22.30 Uhr)

Haus Schwan

In der Speisekarte des urigen Lindenthaler Gasthauses findet sich mein Lieblingsbrauhausgericht da, wo es hingehört: unter der Rubrik „Rustikales“ zwischen Speckpfannkuchen (12,80 Euro) und Kalbsroastbeef mit hausgemachter Remoulade und Thunfisch-Dip mit Bratkartoffeln (15,80 €). Dass die Schwan-Variante für 9,90 Euro wie angekündigt auch tatsächlich frisch zubereitet, sprich: handpaniert wird, beweist die Nachfrage der sehr freundlichen Bedienung, ob die Panade denn klassisch oder mit Cornflakes gewünscht sei. Ich wähle klassisch – und werde nicht enttäuscht: Ein Messerstich in die knackig dünne Panade genügt und der Käse (ein handelsüblicher Camembert Royal) fließt zart heraus und verteilt sich über die frittierte Petersilie – gemeinsam mit frischen Preiselbeeren und Schwarzbrot ist das höchster Genuss, auch fürs Auge. (kro)

Dürener Str. 235, 50931 Köln-Lindenthal,

Telefon: (0221) 402417

Öffnungszeiten: Täglich 11.30-24 Uhr (Küche bis 22.30 Uhr)