Wie geht georgische Küche? Mit viel Frucht in den Soßen und animierend schmackhaft - dafür ohne Beilagen. Unser Restaurantkritiker hat probiert.
GeschmackssacheIm Kölner Badagi isst man georgisch – und sollte schlürfen

Chefin Ana Gogichashvili ist anwesend, der Service ihrer Mitarbeiter ist sehr aufmerksam.
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„Wissen Sie, wie man Khinkali isst?“ Die Serviererin hebt fragend die Augenbrauen.
Ich hebe sie auch. Vor mir steht ein Teller mir gekochten Teigtaschen – beeindruckend dampfend. „Einfach am Strunk packen, umdrehen, reinbeißen und unbedingt schlürfen! Denn da ist auch Brühe drin. Ohne schlürfen …“ Sie deutet an, wie sehr man sich dann einsaut. „Aber warten Sie noch zwei Minuten, die sind sehr heiß. In Georgien isst man sie übrigens mit ein bisschen schwarzem Pfeffer drauf“.
Schon an diesem kurzen Gespräch merkt man: die georgische Küche ist ein wenig anders. Seit vergangenem Frühjahr kann man sie im Rodenkirchener „Badagi“ erleben. An den Wänden wunderschöne Fotos der kleinen Kaukasus-Republik, auf einem Bildschirm läuft ein Film, der von der dortigen Tourismusbehörde stammen könnte.

Gekochte Teigtaschen im Badagi. Wer sie isst, läuft Gefahr, sich einzusauen. Geschmacklich ist das Gericht laut unserem Restaurantkritiker aber famos.
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Estragon-Limonade verspricht ein außergewöhnliches Geschmackserlebnis ohne Alkohol
Das auffälligste des Interieurs ist allerdings die große Ton-Amphore neben dem Eingang, eine sogenannte Quevri, in der georgische Winzer traditionell ihre Tropfen vergären – das Land gilt als eine der Wiegen des Weinbaus. Das „Badagi“ bietet einige Tropfen, die so erzeugt wurden und mit ihrer kernigen Art hervorragend zu den Speisen passen. Wer dagegen nicht-alkoholisch Neuland betreten möchte, kann zur Estragon-Limonade greifen. Sieht aus wie Waldmeister, schmeckt in Richtung Anis / Fenchel / Lakritz.
Aber zurück zum Essen, genauer zum jungen Hähnchen in dunkelroter Beerensauce, serviert in einer Tonschale. Das Geflügel ist plattiert und schön kross zubereitet, die Beerensauce ganz pur fruchtig, mit rasanter Säure. Auf den ersten Bissen ist das ungewohnt, aber schon auf den zweiten enorm stimmig und animierend. Früchte spielen ohnehin eine wichtige Rolle in der georgischen Küche, wie auch Granatapfelsauce oder die berühmte Tkemali belegen, die vielleicht wichtigste Sauce des Landes, aus Mirabellen oder Pflaumen, sehr säuerlich und aromatisch ein wenig an Senf erinnernd.

Krosses, junges Hähnchen in dunkelroter Beerensauce - ungewohnt, aber stimmig und animierend.
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Eine weitere ungewöhnliche Kombination im „Badagi“ sind gebratene Lachs-Stücke in einer kalten, cremig-sämigen Walnusssauce. Die Röstaromen verbinden sich enorm schlüssig mit den nussigen und der Lachs erhält einen ungewöhnlich würzigen Auftritt.
Beilagen wie Gemüse und Salat sucht man im „Bagadi “vergeblich
Zu beiden Gerichten gibt es leider keine Beilagen, weder Gemüse oder Salat, nur etwas Weißbrot, das aufgrund seiner weichen Kruste allerdings wie vom Vortag wirkt.
Dass man Backwaren beherrscht, beweist dagegen Mchadi, ein warmes, zartknuspriges Maisbrot, das wie ein flacher Donut aussieht und leicht süßlich schmeckt. Gegessen wird es als Vorspeise mit kühlem, säuerlichem Hirtenkäse.

Saftig und mit leicht bitterem Orangengelee, leider mit wenig überzeugendem Vanilleeis: Der Karottenkuchen zum Dessert.
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Bei den Desserts lockt ein wunderbar saftiger Karottenkuchen mit einer Schicht aus leicht bitterem Orangengelee und etwas Frischkäse. Auch wenn die Mengenverhältnisse nicht ganz stimmen und die Nocke Vanilleeis aromatisch erschreckend schwach ist, überzeugt die Nachspeise.
Was mich wundert: Chefin Ana Gogichashvili ist zwar anwesend, nimmt ihr Rolle als Gastgeberin aber nicht wahr, der Service dagegen ist sehr aufmerksam, erklärt auf Nachfrage sehr viel – wodurch ich schließlich auch davor bewahrt wurde mit bekleckertem Hemd dazusitzen. Wie die Khinkali geschmeckt haben? Ganz famos!
Fazit: Faszinierende Landesküche, netter Service, spannende Weine, Bewertung: 4 von 6
Badagi, Hauptstraße 47, 50996 Köln, Tel. 015566 411526; geöffnet Mi-Do 18-23, Fr 18-24, Sa 12-24, So 12-23 Uhr
Henns Auswahl:
Mchadi mit Käse // 6,90 Euro
Khinkali // 19 Euro
Möhrendessert // 8,50 Euro
Hähnchen in Beeren // 23,90 Euro
Lachs in Bazhe // 25,90 Euro