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Geschmackstest: „Osman 30“ in KölnDrei Gänge mit Domblick

Lesezeit 2 Minuten

Schlemmen in der 30. Etage: Im „Osman 30“ sollte man dringend die Käseplatte genießen – und das Panorama.

Köln – Man merkt es in der Magengrube, wenn der Aufzug des Kölnturms in die 30. Etage rast. Raketenstart in klein. Oben angekommen ist der Blick fantastisch, selbst bei Nacht. Eine bessere Aussicht beim Essen findet sich in ganz Köln nicht. Das Interieur des Restaurants ist eher dunkel gehalten, die Akustik ist sehr laut – ein kühler Schick, aber die Inneneinrichtung sieht schon ein wenig abgerockt aus.

Das Konzept des „Osman 30“ sieht vor, dass man ein Drei-Gang-Menü zum Preis von 48 Euro isst, allerdings gibt es einen Aufpreis für drei von sieben angebotenen Hauptgängen. Die Vorspeisen kommen mit einem Wagen angerollt, sechs verschiedene gibt es, die Teller sind eiskalt. Gut für die Haltbarkeit der Speisen, schlecht für deren Aromatik. Der Oktopus ist zu weich, das Kichererbsen-Hummus mit gebrannter Paprika hat nur Spurenelemente von letzterem – und der immerhin cremig-heißen Selleriesuppe fehlt jedwede Komplexität.

Die Hauptgänge machen optisch einen guten Eindruck – nur warum gibt es Lammkarree statt den bestellten Koteletts? „Das Karree besteht ja aus Koteletts“ informiert uns der Ober auf Nachfrage. Nun ja, eine Stadt besteht auch aus Häusern. Noch bedenklicher ist die Qualität: Das Fleisch ist fest und selbst mit dem extra gereichten scharfen Messer kaum zu schneiden. Das nur nach Tomaten schmeckende „orientalische“ Bulgur und das fade Ratatouille passen nicht zum provenzalisch gewürzten Lamm. Dasselbe Problem beim (nicht schmeckbar) karamellisierten Lachsfilet, dem ein eindimensionales Curryrisotto, Blattspinat und eine ebenfalls aromatisch sehr unauffällige Champagner-Sauce zur Seite gestellt werden. Das Mango-Sorbet (das bestellte Apfelsorbet ist aus) ist ungleichmäßig gefroren und der Schaumwein wird nicht am Tisch angegossen und somit die Flasche nicht – wie es üblich ist – gezeigt. Beim Dessert finden dann Pistazien-Eis, Schokosoufflé und die sehr sauren eingelegten Kirschen nicht zusammen.

Bei der Rechnung wollte man dann 4 Euro extra berechnen, obwohl diese nur für den Lammrücken nicht aber für die Lammkoteletts fällig werden. „Das berechnen wir schon lange so, Sie sind die ersten Gäste, denen es auffällt. Aber wir kommen Ihnen entgegen: Sie müssen es nicht zahlen.“

Also alles schlecht? Nein: Käseplatte von Maître Affineur Waltmann aus Erlangen bestellen und eine gute Flasche Wein um die 30 Euro dazu (glasweise ist es deutlich teurer), den Blick genießen und unbedingt mal raus auf die Terrasse. Dann ist alles gut.

Osman 30

Im Mediapark 8, 50670 Köln, Tel 0221/50052080,

Mo-Do 18-1 Uhr, Fr/Sa bis 2 Uhr, So 11-14 Uhr (Brunch)

www.osman-cologne.de