Tipps vom BartenderZum Nachmixen – mit diesen Gin-Cocktails wird Silvester ein Hit
Köln – Silvester, die Nacht der Nächte, die Nacht der knallenden Korken und sprühenden Fontänen. Nur dieses Jahr eben nicht. Es wird leiser, weniger gesellig. Anders. Aber nur, weil das Feuerwerk um Mitternacht ausfallen wird, auf alles verzichten? Nein, auf keinen Fall. An ein paar Ritualen sollte man auch 2020 festhalten. Und wenn schon keine Korken mit Raketen um die Wette Richtung Himmel fliegen, werden Champagnerflaschen eben ordentlich im Wohnzimmer geöffnet. Der Inhalt soll in diesem Jahr auch nicht pur ins Glas perlen, sondern zu Gin-Champagnercocktails kreiert werden. Schließlich ist genügend Zeit vorhanden bis das neue Jahr anbricht, wenn sich nicht – wie sonst – Gäste gestapelt um den Tisch versammeln. So sieht es Stephan Hinz vor. Der preisgekrönte Bartender und Inhaber der Kölner Bar „Little Link“, der erst kürzlich vom kulinarischen Fachmagazin „Falstaff“ zum innovativsten Bartender des Jahres ausgezeichnet wurde, verrät hier zwei seiner Cocktail-Rezepte exklusiv für die Silvesternacht 2020: „French 75“ und „Ruby Royal“.
Klassisch und einfach vs. edel und beerig
„French 75“, den Hinz als „klassisch und einfach“ kategorisiert, lässt sich mit wenig Zutaten leicht zubereiten: Mehr als Gin, Zitronensaft, Zucker und Champagner verlangt er nämlich nicht. Der zweite Cocktail, „Ruby Royal“ ist „edel und perfekt zum Vorbereiten“, sagt Hinz, braucht wenige Zutaten mehr, ist aber dennoch in seiner Rezeptur einfach – und mit der tiefroten Färbung äußerst eindrucksvoll.
Die Frage ist nur, welchen Gin man für die Cocktails wählt, seit das Angebot mit dem aufkommenden Gin-Hype Anfang der 2000er-Jahre fast unüberschaubar geworden ist. Wer nicht über ein beachtliches Sortiment in der Hausbar verfügt, wählt, wie für die Gin-Cocktail-Klassiker „Negroni“ oder „The Vesper“, einen klassischen London Dry Gin mit kräftiger Wacholdernote. „Ein solcher Allround-Gin hat gute Mix-Eigenschaften, weil er sich in verschiedensten Rezepten gut durchsetzen kann und mit einer Vielzahl von Zutaten harmoniert“, sagt Hinz. Passionierten Gin-Freunden mit größerem Sortiment empfiehlt der Bar-Experte Hinz für die Cocktails auch Sorten mit „floralem und zitruslastigem Aroma“ für die Mixtur.
Wissenswertes: Avantgarde Spirits
Die Avantgarde Spirits Company stellt klassische Cocktails fertig gemixt auf der Grundlage hochwertiger Spirituosen her. Für einen Drink zu Hause braucht es also nicht mehr als ein Glas und Eis. Die Bohemian Drinks sind nummeriert, auf Gin- Basis sind zum Beispiel „Negroni“, „Gin Gimlet“, „Hanky Panky“ oder „The Martini Cocktail“ in der Kollektion.
In Köln sind die Drinks erhältlich bei:
und
Gin – ein Getränk im Wandel
Was war das früher einfach! Man bestellte – selbst in gut sortieren Bars – einen Gin Tonic, und der Barkeeper kippte eine ordentliche Menge Gordon’s Gin (37,5 Vol.) über ein paar Eiswürfel ins Longdrinkglas und stellte ein Fläschchen Indian Tonic Water auf den Tresen. Fertig war das beste Getränk der Welt, wenn man mit den damals (1993) üblichen wie klebrigen Partygetränken einfach nichts anfangen konnte. Gin Tonic, herb, leicht bitter, niemals süß. Vor dem Essen, nach dem Essen, winters, sommers, auf heißen Bordsteinen, lauen Terrassen, tanzend, nicht tanzend, am Meer, in den Bergen, zu fast jeder Uhrzeit in nahezu jeder Lebenslage das passende Getränk.
Und heute? Es geht los beim Eis und hört auf den Botanicals. Früher glitten Eiswürfel handelsüblicher Form ins Glas, heute wird in vielen Bars Eis aus dem Block geschnitzt. Damals trank man ohne mit der Wimper zu zucken Gordon’s Gin, der mit seiner Anmutung von Desinfektionsmittel immer Erinnerungen an den letzten Arztbesuch wachrief. Heute gibt es tausende Destillen weltweit, die entweder als Traditionsbetrieb oder kleine Nische den einstigen Spitzenreiter von seiner beispiellosen Position vertrieben und eben mit zitrischen Aromen, Gewürzen, Früchten, aber auch Gemüsesorten den Hauptakkord eines jeden Gins - Wacholder - mildern, verfeinern, der Spirituose eine andere Note verleihen.
Für Gin-Liebhaber: „Gin – das Buch"
Wer gerade erst beginnt, sein Interesse für Gin mit Theorie zu untermauern oder grundsätzlich mehr wissen will über die Trend-Spirituose, dem sei das jüngste Werk „Gin – Das Buch“ empfohlen. Für den heutigen Abend ist die Zeit zu knapp der umfangreichen Wissensaneignung im Coffeetable-Format. Aber wenn es im Januar ein paar freie Stunden gibt, oder die Lockdown-Langweile überbrückt werden muss, dann gibt es in diesem Buch durchaus Möglichkeiten, dank zahlreicher Porträts von Destillerien und Bars, das eigene Gin-Wissen zu erweitern.
Der Herausgeber des Werks, Peter Jauch, hat sie alle zusammengetragen und besucht, führte Interviews mit Herstellern und Barkeepern von Zürich bis Berlin. Herausgekommen ist ein 423-Seiten-Gesamtwerk, mit zwei Kilo Gewicht und sehr schönen Fotos. Man blättert durch hochwertiges Papier mit sehr gelungener Aufmachung, für die Grafikdesigner Philipp von Keisenberg verantwortlich ist. Der Titel „Gin – Das Buch“ führt die Leser zu zahlreichen Traditionsdestillen und in viele Hinterhofbrennereien, die Jauch persönlich schätzt und kennt. Was trotz des respektablen Umfangs zu kurz kommt, ist die Historie. Und eine schon längst fällige Erklärung, warum ausgerechnet der wacholderlastige Schnaps den Hype auslöste, und nicht etwa Rum, Wodka oder Tequila. Sehr gelungen sind dagegen die knappen, aber exakten Charakterisierungen 300 verschiedener Gins und Fillers, also Tonics. So lässt sich bei der Lektüre gut ausmalen, ob etwa die waldigen Noten von Fichtensprossen des „Nordic Tonic Spruce Shoots“ des schwedischen Herstellers Ekobryggeriet zu den zitrischen Noten eines „Gin Mare“ passen, der wiederum wie eine sonnige Mittelmeerbrise anmutet.
Aber all diese Details und vor allem das Probieren des gigantischen Angebots der Buch-Empfehlungen führen angesichts der überschaubaren Einkaufsmöglichkeiten zu weit für den Silvesterabend. Heute wird gemixt. Gin mit Champagner. Und wer, wie empfohlen, an Ritualen festhält, wird vermutlich die eine oder andere Ausstrahlung von „Dinner for One“ sehen. Der erste „French 75“ passt ziemlich gut zum britisch anmutenden Klamauk. Der zweite vielleicht vor dem Essen, ein „Ruby Royal“ nach dem Dessert, Champagner um Mitternacht – und dann ist auch das Silvester 2020 überstanden. In diesem Sinne: Guten Rutsch und Chin-Chin!
Unsere Silvester-Gin-Cocktails
Zwei Gin-Cocktails, empfohlen von Stephan Hinz, der gerade zum „Innovativsten Bartender“ ausgezeichnet wurde. Beide Rezepte sind einfach und mit nur wenigen Zutaten zu mixen, also auch noch kurzfristig für den Silvester-Abend herzustellen:
French 75 – Klassisch & einfach
Zutaten:
40 ml Gin,20 ml Zitronensaft,10 ml Zuckersirup,Champagner
Garnitur: Zitronenzeste
Zubereitung:
Gin, Zitronensaft und Zuckersirup in ein vorgekühltes Champagnerglas geben und kurz verrühren. Mit eiskaltem Champagner aufgießen und erneut vorsichtig verrühren. Mit einer Zitronenzeste garnieren.
Ruby Royal – Edel & perfekt zum Vorbereiten
Zutaten:
20 ml Gin20 ml Beeren-Portwein-Sirup,Champagner
Garnitur: Orangenzeste und Minzspitze
Vorbereitung: Für den Beeren-Portwein-Sirup 200 ml Beeren nach Wahl (frisch oder TK), 200 ml Ruby Port und 200 g Zucker in einem Topf erwärmen. Nicht kochen. Verrühren, bis eine gleichmäßige, dickflüssige Konsistenz entsteht. Durch ein Sieb streichen, abkühlen lassen und im Kühlschrank lagern.
Zubereitung: Gin und Sirup in ein vorgekühltes Champagnerglas geben und mit eiskaltem Champagner aufgießen. Vorsichtig verrühren. Mit einer Orangenzeste und Minze garnieren.