Gote im „Kabul“Scharfe afghanische Spezialitäten

Der Innenraum des „Kabul“ ist mit landestypischen Gegenständen eingerichtet.
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Köln – Besonders an heißen Sommerabenden ist nicht zu übersehen, dass sich in der Südstadt zwischen Bonner und Merowinger Straße inzwischen fast an jeder Kreuzung Lokale mit Außengastronomie etabliert haben, die darüber hinaus auch noch sehr unterschiedlich kochen. Etwas eingezwängt zwischen den zwei tapas-orientierten Restaurants „Cana“ und „Rocios“, dem für mich nach wie vor in jeder Hinsicht attraktivsten Restaurant der Südstadt, liegt das immer noch einzige afghanische Spezialitäten-Restaurant Kölns. Auch das „Kabul“ hat einige Tische auf dem Bürgersteig, und das ist nicht nur wegen des jetzt doch noch warm gewordenen Sommers ein Vorteil. Denn innen ist der mit landestypischen Gegenständen eingerichtete Raum doch sehr karg und schummrig geraten. Zumindest, wenn man von draußen aus dem Hellen kommt.
Atemberaubend scharf
Vielleicht wirkt das im Herbst und Winter wieder anders, wenn das Licht auch draußen eher schummrig ist. Vielleicht sind dann das Früh Kölsch (0,3 l für 2,20 Euro) und der einfache offene Weißwein (0,2 l für 3,80 Euro) besser gekühlt als sie es bei unseren Besuchen waren, und wir deshalb den einwandfreien Aperol Spritz (6 Euro) mit Eiswürfeln im Glas vorzogen. Was in Afghanistan stattdessen getrunken wird, steht nicht auf der Karte, aber eine ganze Reihe von landestypischen Spezialitäten und der Hinweis, dass Safran und Kardamom zu den bevorzugt verwendeten Gewürzen gehören. Die jeweilige Schärfe der einzelnen Gerichte verhandelt man mit dem kommunikativen Besitzer, der auch gleichzeitig sein eigener Restaurantleiter ist. Da war ich hinterher ganz froh, dass ich nicht mehr als „mild“ riskiert hatte, denn schon „mittelscharf“ erwies sich bei der tomatendominierten Gemüsesuppe mit allerlei Gemüse wie grünen Bohnen und Rosenkohl als atemberaubend scharf. Außerdem waren noch kleine Hackfleischbällchen und getrocknete Minze darin, dazu ein Klecks saure Sahne oder Joghurt, den ich für den auf der Karte vermerkten „Quark“ halten würde (4,50 Euro). Noch schärfer war das einem indischen Dal ähnliche Gericht mit gelben Linsen zu Safran-Basmati-Reis (10,90 Euro). Den gibt es zu einigen Hauptgerichten als Beilage, wobei die teilweise rötlich-orange Färbung sowie das kaum vorhandene Safran-Aroma eher auf die Verwendung von Safflor hinweisen, also der Pflanze, deren Blütenstempel wesentlich preiswerter und geschmacklich nicht vergleichbar sind. Überhaupt kommen einzelne Gewürze wie eben Kardamom oder Kreuzkümmel auch bei den würzig-milden Gerichten kaum zur Geltung.
Akzeptabel bis außergewöhnlich
Trotzdem sind die meisten Spezialitäten in dieser Preisklasse so akzeptabel: Bei den Vorspeisen sind das vor allem die in dünnem Teig frittierten, leuchtend orangefarbenen Kartoffelscheiben mit drei verschiedenen Dips (3,90 Euro) und die ebenfalls frittierten, zigarrenförmigen Schami aus pürierten Kartoffeln und Geflügelfleisch (4,90 Euro). Zartes Kalbfleisch und mit Zimt gewürzter Reis, der mit Rosinen, Möhrenstiften, gehackten Pistazien und Mandeln gemischt wird (14,90 Euro) oder Würfel von Hühnerbrust in ausgewogen cremiger Currysauce mit Champignons (11,90 Euro) runden das Bild bei den Hauptgerichten ab, zu denen auch die etwas außergewöhnlichen Nudeltäschchen mit Lauch, Hackfleisch und Tomaten gehören (11,90 Euro).
Das alles kann an einem Abend, an dem man einfach nur mal was Neues ausprobieren will, durchaus in Ordnung sein. Aber mit insgesamt etwas mehr Sorgfalt bei Zubereitung und Abschmecken wäre hier sicherlich mehr möglich, um die Spezialitäten dieses Landes besser zu präsentieren.
Das Restaurant
KabulElsaßstr. 3250667 Köln-Südstadt0221/9311139Öffnungszeiten: Mo–Sa ab 18.30 Uhr, Sonntag Ruhetagwww.restaurant-kabul.de